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Schäden am Immunsystem Rauchen erhöht die Anfälligkeit für Infektionen

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Laut der Studie steigert Zigarettenrauch die Produktion entzündungsfördernder Substanzen durch das Immunsystem..

Laut der Studie steigert Zigarettenrauch die Produktion entzündungsfördernder Substanzen durch das Immunsystem..

(Foto: picture alliance / empics)

Rauchen schadet der Gesundheit - das weiß mittlerweile jeder. Wie sehr, zeigt jetzt allerdings eine neue Studie: Zigaretten beeinträchtigen nicht nur die Flimmerhärchen in der Lunge, die Lungenbläschen und vieles mehr. Sie greifen demnach auch direkt in einen Teil des Immunsystems ein.

Zigarettenrauch kann den Körper auf vielfältige Weise schädigen und auch das Immunsystem durcheinanderbringen. Wie das geschieht, hat ein Team aus Großbritannien und Australien beleuchtet.

Zigarettenrauch erhöhe das Risiko für Infektionen in der Lunge, schreiben die Forscher im "Journal of Experimental Medicine". Er reduziere die Immunantwort bestimmter Abwehrzellen. Zugleich könne der Rauch zur Entstehung der Chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) beitragen, bei der Atemwege und Lungengewebe dauerhaft entzündet sind. Hier steigere der Rauch die Produktion entzündungsfördernder Substanzen durch das Immunsystem.

COPD war nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2021 weltweit die vierthäufigste Todesursache. Sie habe in dem Jahr zu rund 3,5 Millionen Todesfällen geführt, was etwa 5 Prozent aller globalen Todesfälle gewesen seien. "Über 70 Prozent der COPD-Fälle in Ländern mit hohem Einkommen sind auf Tabakrauchen zurückzuführen", berichtet die WHO. Zu den Symptomen gehören Husten, Schleim in den Atemwegen, Atembeschwerden, Keuchen und Müdigkeit. Zudem seien COPD-Patienten "hochgradig anfällig" für Grippe, schreibt das Forschungsteam um Erstautor Wael Awad von der Monash University in Clayton in Australien. Diese wiederum verschlimmere ihre Grunderkrankung.

Rauchen schwächt Bereich der Abwehr

Eine große Rolle bei der Infektionsabwehr und bei Entzündungen spielen sogenannte Mait-Zellen (Mucosal-associated invariant T cells), die unter anderem in den Schleimhäuten der Atemwege sitzen. Sie helfen bei der Abwehr bakterieller und viraler Infektionen, können aber auch Entzündungen fördern. Ein Zuträger für die Mait-Zellen ist das Protein MR1. Dieses erkennt Teile von Krankheitserregern, schnappt sie sich und präsentiert sie den Mait-Zellen, um diese zu aktivieren.

"Wir vermuteten, dass einige der mehr als 20.000 Chemikalien, die im Zigarettenrauch enthalten sind, den Raucher einatmen, möglicherweise auch an MR1 binden und die Aktivität von Mait-Zellen in der Lunge beeinflussen", sagte Erstautor Awad. Mithilfe von Computersimulationen sowie Labor- und Mäuseversuchen identifizierte das Team tatsächlich Komponenten im Zigarettenrauch, die das MR1-Mait-System stören.

Einige Substanzen wie Nicotinaldehyd, Phenylpropanoide und Benzaldehyd-verwandte blockierten das System bei einer Infektion. Der Rauch schwächte etwa die Reaktion der Mait-Zellen auf eine Infektion mit einem Grippevirus ab. Sie bildeten eine geringere Zahl spezieller Antikörper. "Insgesamt zeigt unsere Studie, dass Bestandteile des Zigarettenrauchs an das Protein MR1 binden und die Funktionen schützender Immunzellen, der Mait-Zellen, reduzieren können", sagte Awad. Dies erhöhe die Anfälligkeit für Infektionen.

Entzündungen werden gefördert

Ansonsten steigert der Zigarettenrauch der Studie zufolge die Produktion des Proteins Interleukin-17 durch Mait-Zellen, was Entzündungen fördere und so zu COPD beitragen könne. Rauch erhöhte bei Mäusen die Produktion von Interleukin-17 bereits nach acht Wochen. "Unsere Daten legen nahe, dass Zigarettenrauch die MR1-abhängige Aktivität von Mait-Zellen abschwächt, aber gleichzeitig entzündungsfördernde Reaktionen auslöst", fasst das Team zusammen. Letzteres zeigte sich unter anderem in einem speziellen Versuch an Mäusen.

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"Wir fanden heraus, dass Mäuse, denen Mait-Zellen fehlten, auch vor durch Zigarettenrauch verursachter COPD geschützt waren, da sie weniger Lungenentzündungen und keine Gewebeschädigung in den Lungenbläschen aufwiesen", sagte Mitautor Philip Hansbro von der University of Technology in Sydney.

Die Forscher planen nun, genau zu untersuchen, welche Mait-Zellwege durch Zigarettenrauch beeinflusst werden, um herauszufinden, wie COPD und andere Lungenerkrankungen besser behandelt werden können.

Quelle: ntv.de, Simone Humml, dpa

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