Panorama

Erster Todesfall in drei Jahren Masernkranker stirbt in Niedersachsen

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Der Verstorbene ließ sich erst gegen Masern impfen, als es einen Masernfall in seinem Umfeld gab.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die Zahl der Masernfälle wächst weltweit drastisch. Auch in Deutschland könnte es in diesem Jahr wieder hohe Krankenzahlen geben. Nun ist ein mit dem Erreger infizierter Erwachsener aus Niedersachsen gestorben. Die Infektion habe maßgeblich zum Tod beigetragen, heißt es.

Ein an Masern erkrankter Erwachsener ist in Niedersachsen gestorben. Die Infektion habe maßgeblich zu seinem Tod beigetragen; ob sie tatsächlich die Ursache gewesen sei, werde erst in einigen Wochen feststehen, sagte die Sprecherin des Landkreises Hildesheim, Birgit Wilken.

Die Person im Alter zwischen 30 und 40 Jahren sei acht Tage vor ihrem Tod erstmals gegen Masern geimpft worden, nachdem die Krankheit im familiären Umfeld aufgetreten war. Die Impfung habe in diesem Fall allerdings die Erkrankung nicht mehr verhindern können. Aus Datenschutzgründen wurden keine näheren Angaben zu dem Todesopfer gemacht.

Die Person hatte drei Tage vor ihrem Tod im April das klinische Bild einer Maserninfektion gezeigt, auch mit dem typischen Hautausschlag. Warum es zu einem derartig schnellen und schweren Verlauf der Krankheit kam, sei noch nicht abschließend geklärt, hieß es vom Kreis. Es werden noch weitere Untersuchungsergebnisse in den kommenden Wochen erwartet.

Das Statistische Bundesamt listet für Deutschland 2016 zwei direkt erfasste Masern-Todesfälle auf. 2015 seien es drei gewesen. Hinzu kommen einige Todesfälle durch eine Spätfolge, die Hirnkrankheit subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE), die oft erst Jahre nach der Maserninfektion einsetzt und bei der es zu Veränderungen der Schulleistung und der Persönlichkeit kommt. Davon gab es 2016 nach Daten der Gesundheitsberichterstattung des Bundes (bge-bund) vier Todesfälle und 2015 einen. Es kann zudem sein, dass einige Fälle nicht registriert wurden.

Deutschland debattiert über Impfpflicht

Die Leiterin des Hildesheimer Gesundheitsamtes, Katharina Hüppe, sagte: "Wir wissen, Komplikationen wie Lungenentzündungen oder Gehirnentzündungen durch Maserninfektionen sind keine Seltenheit. Tödliche Verläufe sind bekannt, ungefähr jede 1000. Masernerkrankung führt zum Tod." Die Sprecherin des Landesgesundheitsamtes, Dagmar Ziehm, sagte, die Impfung habe im Fall des nun Verstorbenen eine Infektion nicht mehr verhindern können. "Sie ist zu spät gekommen."

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will verpflichtende Masern-Impfungen für Kita- und Schulkinder mit Geldstrafen bis 2500 Euro und einem Ausschluss vom Kita-Besuch durchsetzen. Die Impfpflicht soll ab 1. März 2020 gelten, wie aus einem Gesetzentwurf hervorgeht. In Hildesheim hatte es vor einigen Wochen einen größeren Masernausbruch gegeben.

Das Ergebnis einer europaweiten Umfrage alarmierte die EU-Kommission: Fast die Hälfte der EU-Bürger glaubt, dass Impfungen in vielen Fällen schädlich sind. "Das bedeutet, dass unsere Arbeit, die Impfabdeckung zu erhöhen und gegen Falschinformationen zu Impfungen vorzugehen, noch lange nicht beendet ist", erklärte Vize-Kommissionspräsident Jyrki Katainen. Die Kommission fordert eine bessere Aufklärung über Impfungen, um das Risiko für Epidemien und Todesfälle zu verkleinern. Europaweit gab es im vergangenen Jahr bei 80.000 Maserninfektionen mehr als 70 Todesfälle, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das EU-Präventionszentrum ECDC kürzlich mitteilten.

Quelle: ntv.de, lri/dpa

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