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Nachfrage "fast Bedrohung" Matcha wird knapp - Getränke vielerorts ausverkauft

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"Iced Matcha Latte, zu spät beim Pilates" - damit landet Shirin David einen Hit und sorgt wohl für eine hohe Nachfrage nach Matcha im deutschsprachigen Raum.

"Iced Matcha Latte, zu spät beim Pilates" - damit landet Shirin David einen Hit und sorgt wohl für eine hohe Nachfrage nach Matcha im deutschsprachigen Raum.

(Foto: IMAGO/Pond5 Images)

Matcha, vor allem geeist, liegt derzeit voll im Trend. Der grüne Tee wird ausschließlich in Japan angebaut, wo die Bauern aber mit der gestiegenen Nachfrage zu kämpfen haben. In Cafés oder Läden ist das gehypte Getränk deswegen oft nicht mehr erhältlich.

Ein Internethype sorgt für einen weltweiten Nachfrage-Boom nach Matcha. Jetzt wird der japanische Tee knapp. "Vor allem Iced Matcha Latte ist eines der Getränke, das wir am meisten verkaufen", sagt Anna, Verkäuferin in einem Café in Berlin-Mitte. Der kühle Drink ist giftgrün, schmeckt nach Gras und liegt voll im Trend. Befeuert von Influencern ist die weltweite Nachfrage nach dem Teepulver derart gestiegen, dass die Bauern in Japan mit der Produktion nicht mehr hinterherkommen. Der Einkaufspreis für den Grüntee verdreifachte sich innerhalb eines Jahres nahezu - und trotzdem sind vielerorts Matcha-Getränke ausverkauft.

"Von unseren 25 Matcha-Sorten sind 21 ausverkauft", erklärt beispielsweise Zach Mangan in Los Angeles. Erst in diesem Jahr eröffnete der 40-Jährige das Teehaus Kettl auf dem berühmten Hollywood Boulevard in der US-Metropole. Doch schon jetzt kann er nicht mehr alles anbieten, was auf der Karte steht - es fehlt einfach das Matcha-Pulver.

In Massen strömen die Kunden in die minimalistisch im japanischen Stil eingerichtete Teebar mit Regalen aus Bambus und handgetöpferten Kannen. Matcha gibt es hier mit aufgeschäumter Milch oder ganz traditionell nur mit heißem Wasser in einer Keramikschale angerührt. Ein teurer Genuss: Eine Schale Tee kostet mindestens zehn Dollar (umgerechnet rund 8,50 Euro), 20 Gramm Pulver für die Zubereitung zu Hause zwischen 25 und 150 Dollar - wenn es überhaupt vorrätig ist.

Teurem Matcha droht erneute Preisexplosion

"Eine der größten Herausforderungen für uns ist, den Kunden zu sagen, dass wir leider nicht das haben, was sie wollen", berichtet Mangan. "Egal, was wir versuchen, es gibt einfach nichts mehr am Markt zu kaufen." Das Interesse an Matcha "ist in den vergangenen zehn Jahren exponentiell gewachsen, aber in den letzten zwei bis drei Jahren noch viel stärker".

Nur eine kleine Löffelspitze Matcha wird mit aufgeschäumter Milch oder traditionell mit heißem Wasser in einer Keramikschale angerührt.

Nur eine kleine Löffelspitze Matcha wird mit aufgeschäumter Milch oder traditionell mit heißem Wasser in einer Keramikschale angerührt.

(Foto: picture alliance/Foodcollection/Susan Brooks-Dammann)

Das schlägt sich auch im Preis für Matcha nieder. Auf fast das Dreifache sei dieser in Japan seit vergangenem Jahr gestiegen, sagt Mangan. Und bald könnte der Tee in den USA durch die von Präsident Donald Trump geplanten Zölle in Höhe von 24 Prozent auf japanische Produkte noch einmal deutlich teurer werden, fürchtet er.

Tausende Kilometer entfernt in Sayama, nordwestlich von Tokio, ist Masahiro Okutomi von der Nachfrage überwältigt. In der 15. Generation führt er das Teeunternehmen seiner Familie. "Ich musste auf unsere Website schreiben, dass wir keine Matcha-Bestellungen mehr annehmen", sagt er.

"Die Nachfrage steigt immer weiter"

Die Herstellung des "grünen Goldes" ist ein aufwendiger Prozess: Die Teesträucher werden vor der Ernte mehrere Wochen lang beschattet, um den Geschmack und die Nährstoffe zu intensivieren. Anschließend zupfen Arbeiter die Blätter sorgfältig mit der Hand ab, bevor diese getrocknet und fein gemahlen werden. "Es braucht jahrelange Übung", um Matcha richtig herzustellen, sagt Okutomi. "Ich bin froh, dass die Welt Interesse an unserem Matcha hat, aber kurzfristig ist das fast eine Bedrohung - wir können einfach nicht mithalten."

Die Teebauern freuen sich, dass die Nachfrage steigt. Doch sie kommen nicht mit dem Produzieren hinterher.

Die Teebauern freuen sich, dass die Nachfrage steigt. Doch sie kommen nicht mit dem Produzieren hinterher.

(Foto: AFP/The Yomiuri Shimbun/Satoshi Oga)

Ausgelöst wurde der Hype um Matcha unter anderem von Online-Influencern wie Andie Ella. Die Französin hat mehr als 600.000 Abonnenten auf Youtube und vertreibt inzwischen ihre eigenen Matcha-Produkte. Gerade hat sie einen in pastellrosa dekorierten Pop-up-Store im angesagten Tokioter Stadtteil Harajuku eröffnet. Dutzende Fans warten, um ein Foto mit der 23-Jährigen zu machen oder eine Dose mit Matcha in der Geschmacksrichtung Erdbeere oder weiße Schokolade zu kaufen. "Matcha sieht einfach super aus", sagt Ella. "Und die Nachfrage steigt immer weiter."

Teehändler wollen Weiterverkauf verhindern

2024 machte Matcha dem Landwirtschaftsministerium zufolge mehr als die Hälfte der 8798 Tonnen Grüntee aus, die Japan exportierte - doppelt so viel wie vor zehn Jahren. Der Teeladen Jugetsudo im touristischen Tokioter Stadtteil Tsukiji versucht angesichts der steigenden Nachfrage die Kontrolle über seine Lagerbestände zu behalten. "Wir verkaufen keine großen Mengen an Kunden, die wir verdächtigen, den Tee weiterzuverkaufen", sagt Geschäftsleiter Shigehito Nishikida.

"In den vergangenen zwei, drei Jahren hat der Hype zugenommen", berichtet Nishikida. "Die Kunden wollen jetzt Matcha selbst zubereiten, so wie sie es in den Onlinemedien sehen." Längst ist der belebende intensiv-grüne Tee auch in Café-Ketten wie Starbucks zu haben.

Verkäuferin Anna aus einer Filiale der US-Kaffeekette in Berlin vermutet, dass der Hype in Deutschland auch am Sommer-Hit "Bauch, Beine, Po" von Rapperin Shirin David liegen könnte, der mit der Zeile "Iced Matcha Latte, zu spät beim Pilates" beginnt. Über Instagram und Tiktok habe sich der Trend ebenfalls verbreitet, vermutet Anna. Die 22-Jährige trinkt inzwischen selbst Matcha: "Am Anfang fand ich es gewöhnungsbedürftig, aber jetzt mag ich es."

Quelle: ntv.de, Caroline Gardin, Romain Fonsegrives, Marie Sophie Hübner, AFP

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