Festnahme der 18. Geliebten Mathelehrerin soll rechte Hand eines Mafiabosses gewesen sein


Der Mafiaboss Messina Denaro wurde im Januar 2023 festgenommen, im September desselben Jahres starb er.
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Nach dem Tod von Mafiaboss Messina Denaro gehen die Ermittlungen um seine Machenschaften weiter. Dabei rücken vor allem die Geliebten des Verbrechers in den Fokus: Offenbar kennen sie wichtige Details und waren selbst ins Geschäft verstrickt. Nun gelingt die Festnahme einer weiteren Unterstützerin.
Der Mafiaboss Matteo Messina Denaro ist am 25. September 2023 gestorben, doch die Ermittlungen zu seinem Leben im Untergrund sind bis heute nicht abgeschlossen. Dabei geht es zum einen um die Taten des Schwerkriminellen und seine 30 Jahre im Untergrund. Zum anderen um seine unzähligen Helferinnen. Jüngst wurde die 40-jährige Floriana Calcagno - Messinas letzte Liebhaberin - wegen Beihilfe und Vereitelung des Strafvollzugs festgenommen.
Es war der 16. Januar 2023, als Messina Denaro in einer Klinik in der sizilianischen Hauptstadt Palermo festgenommen wurde. Der einstige Boss war bereits schwer krank, allerdings keineswegs reumütig. Bei einem Verhör soll er gesagt haben: "Der Krebs hat mich verraten."
Während die Festnahme Denaros für viele ein Aufatmen bedeutete, begann für einige - vor allem weibliche - Weggefährten des Mafiabosses das Zittern. Die nun verhaftete Calcagno, eine Mathematiklehrerin aus Mazara del Vallo, etwa versuchte, ihre eigene Verbindung zu dem Kriminellen zu verschleiern. Gemeinsam mit ihrem Anwalt ging sie zu den Ermittlern, wie italienische Medien berichten. Zutiefst schockiert soll sie erzählt haben, sie habe erst nach der Festnahme über das Fernsehen erfahren, dass der Mann, der sich ihr als der ehemalige Anästhesist Francesco Salsi vorstellte, ein seit drei Jahrzehnten gesuchter Mafiaboss ist. Ohnehin habe sie ihn nur ein Mal privat getroffen.
Der Frauenschwarm
Die Ermittler durchschauten diese erfundene Geschichte allerdings sofort. So nahmen sie der Lehrerin nicht ab, dass sie nicht wusste, wer Messina Denaro war. Außerdem wussten sie um Calcagnos Umfeld: Sie war eine enge Verwandte des Mafiabosses Francesco Luppino. Auch die Geschichte des zufälligen Kennenlernens im Supermarkt war wenig glaubwürdig. Den Ermittlungen zufolge war Calcagno eine von vielen Liebhaberinnen Denaros. Die Tageszeitung "Corriere della Sera" berichtet, dass sie die 18. war.
Messina Denaro war schon als junger Mann ein Frauenschwarm und blieb es offenbar ein Leben lang. Dass er zu den blutrünstigsten Mafiosi zählte, der etliche Leben auf dem Gewissen hatte, darunter auch das eines 14-jährigen Jungen, der gekidnappt und ermordet wurde, hat seinem Ruf nichts anhaben können.
Im Gegenteil. Die Frauen rissen sich regelrecht um den Mafiaboss. Calcagno, seine letzte Liebhaberin, teilte sich die Aufmerksamkeit des Kriminellen mit Laura Bonafede, die mittlerweile wegen Beihilfe zu elf Jahren verurteilt wurde. Auch sie war Lehrerin - offenbar eine Schwäche Denaros.
Mafiaboss monatelang unterstützt?
Bonafede war Medienberichten zufolge sehr eifersüchtig auf die Rivalin Calcagno. So verpasste sie ihr einige wenig schmeichelhafte Spitznamen. Besonders stark scheint sie der Anblick der Rivalin getroffen zu haben, als diese am 30. Dezember 2022 mit einer sehr teuren Tasche von einem Treffen mit dem Boss zurückkam. "Um 11.40 habe ich 'Handicap' aus dem Schlüsselbereich kommen sehen" schreibt Bonafede. "Schlüsselbereich" meint dabei das Versteck. "Gerade wie eine Bohnenstange und mit einer Louis Vuitton, sicher von dir geschenkt. Schenkst du Taschen so, als wären sie Abzeichen? Fuck."
Calcagno hatte den Ermittlern erzählt, sich nur einmal im Oktober 2022 mit dem Boss bei ihm zu Hause getroffen zu haben. Die im Laufe der Zeit in den Verstecken gefundenen Beweise erzählen jedoch eine andere Wahrheit. Genauso wie ein weiterer Brief von Bonafede, in dem sie dem Boss schreibt: "Du sagst, sie hilft dir, wo sie nur kann, aber was kann sie wirklich?"
Den Ermittlungen zufolge unterstützte sie Messina Denaro monatelang. Demnach behielt sie die Sicherheitskräfte im Blick, schlug prompt Alarm, sobald sich diese dem Versteck näherten. Außerdem soll sie ihm Geld gebracht und ihm mehrere Monate Unterschlupf in ihrem Sommerhaus am Meer gewährt haben.
Die Geheimnishüterinnen
Schließlich gibt es etliche Aufnahmen von Überwachungskameras, die das Paar zusammen zeigen. In der Beschreibung einer dieser Aufnahmen heißt es: "Messina Denaro trägt einen Hut mit breiter Krempe und ein rotes Halstuch. Nicht aufzufallen scheint diesem Dresscode nach nicht seine oberste Priorität zu sein" schreibt der "Corriere della Sera". Neben ihm sei die Lehrerin Calcagno zu sehen. "Ein ganz normales Paar, das auf dem Weg zum Restaurant ist."
Die Ermittler sind der Meinung, dass es gerade die Frauen von Messina Denaro sind, die die wichtigsten Geheimnisse des einstigen Bosses bis heute hüten. Dazu soll auch die Information gehören, wo sich das Archiv befindet. Darin sollen Beweise über seine Straftaten zu finden sein - darunter auch das Attentat gegen die Staatsanwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino 1992.
Quelle: ntv.de