Brandkatastrophe von London May verspricht "sorgfältige Untersuchung"
14.06.2017, 23:24 Uhr
Mindestens zwölf Menschen sterben im Flammeninferno des Londoner Grenfell Tower. Die Behörden gehen von noch mehr Toten aus, da weiterhin Bewohner vermisst werden. Die Feuerwehr ist noch im Einsatz, die Brandursache unklar. In Deutschland meldet sich Bayerns Innenminister Hermann zu Wort.
Nach der Brandkatastrophe in einem Hochhaus in London hat die britische Premierministerin Theresa May eine "sorgfältige Untersuchung" angekündigt. Wenn aus dem Feuer Konsequenzen zu ziehen seien, würden Maßnahmen ergriffen, sagte May. Die Regierungschefin würdigte den Einsatz der Rettungskräfte und sprach den Betroffenen ihre Anteilnahme aus: "Heute Abend haben viele Menschen keinen Ort, wo sie hingehen können, sie haben absolut alles verloren. Ihnen zu helfen, muss für uns im Mittelpunkt stehen."
Londons Bürgermeister Sadiq Khan versprach umfassende Aufklärung. "Es wird im Laufe der nächsten Tage viele Fragen zur Ursache dieser Tragödie geben und ich möchte den Londonern versichern, dass wir dazu alle Antworten bekommen werden."
Feuerwehrchefin Dany Cotton nannte den Brand "beispiellos". "In meinen 29 Jahren bei der Feuerwehr habe ich noch nie etwas in dieser Größenordnung gesehen", sagte Cotton.
Feuerwehr weiter im Einsatz
Bei dem gewaltigen Brand in dem 24-stöckigen Hochhaus im Zentrum Londons waren am Mittwoch mindestens zwölf Menschen ums Leben gekommen. Dutzende weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Fast 80 Bewohner waren nach dem Brand in Krankenhäuser gebracht worden, 18 von ihnen schwebten am Abend noch in Lebensgefahr. Mehrere Anwohner werden noch immer vermisst. Die Behörden gehen deshalb von einer weiter steigenden Opferzahl aus.
Nach Angaben der Feuerwehr ist das 1974 erbaute Hochhaus derzeit nicht einsturzgefährdet. Spezialisten hätten den Sozialbau untersucht und für sicher befunden, sagten die Brandschützer. Es bestehe keine Gefahr für die Feuerwehrleute, die noch am Abend mit Löscharbeiten beschäftigt waren. Ein Sprecher hatte zuvor mitgeteilt, dass die Feuerwehr auch über Nacht im Einsatz bleibe.
Brandursache noch unklar
Der Alarm war kurz vor 01.00 Uhr Ortszeit (02.00 Uhr MESZ) eingegangen. Da schlugen die Flammen schon an der Fassade hoch. Hunderte Einsatzkräfte waren im Anschluss vor Ort, um den Brand unter Kontrolle zu bringen. Erst mehr als 16 Stunden später hatte sich die Feuerwehr bis in das oberste Stockwerk des Hochhauses vorgekämpft. Im Grenfell Tower befanden sich insgesamt 120 Wohnungen. Bis zu 800 Menschen lebten darin.
Nach Angaben von Bewohnern brannte das Hochhaus, dessen Fassade im Zuge einer größeren Renovierung bis ins vergangene Jahr neu verkleidet worden war, zuerst von außen. Das verbaute Material habe wohl zur schnellen Ausbreitung des Feuers beigetragen, sagte der Ingenieur Angus Law von der Universität in Edinburgh. Die Regierung kündigte an, nun auch andere Hochhäuser zu untersuchen, deren Fassade auf ähnliche Weise erneuert wurde.
Eine offizielle Brandursache gab es indes noch nicht. Scotland Yard erklärte, dass es sich bei der Brandursache nicht um einen Terroranschlag handele.
Wegen des Feuers will Bayerns Innenminister Joachim Herrmann die energetische Gebäudesanierung in Deutschland auf den Prüfstand stellen. "Ein vergleichbarer Fassadenbrand an einem Hochhaus ist in diesem Ausmaß bei uns so gut wie ausgeschlossen. Wir nehmen das jedoch zum Anlass und werden überprüfen, ob die aus energetischen Gründen geforderte Außendämmung eine zusätzliche Brandgefahr auslöst", sagte Herrmann den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Quelle: ntv.de, bad/dpa/AFP