Aufgrund eines Geburtsfehlers wird Andrew Wardle ohne Penis geboren. Jahrelang tüfteln Ärzte an einem künstlichen Glied und einer Blase. Nach mehreren Operationen ist es endlich soweit: Der 45-jährige Brite kann zum ersten Mal mit einer Frau schlafen.

In Großbritannien ist es Medizinern gelungen, einen Penis aus körpereigener Haut, Muskeln und einer Vene zu konstruieren, mit dem der 45-jährige Patient nun auch Sex haben kann. Über den Fall berichten die britischen Zeitungen "The Sun" und "Daily Mail". Insgesamt dauerte das Prozedere mehrere Jahre. Die letzte Operation dauerte zehn Stunden, die Penis-Rekonstruktion kostete 50.000 Pfund (rund 56.000 Euro). Der Patient, Andrew Wardle aus Manchester, sagte zu dem Ergebnis: "Ich habe mein Leben lang davon geträumt, mit einem Penis wie diesem aufzuwachen."

Hinter dem Briten liegt eine lange Leidenszeit, denn er wurde ohne Penis geboren. Er kam mit einer sogenannten Blasenekstrophie auf die Welt. Das ist ein sehr selten auftretender Geburtsfehler, bei dem sich im Mutterleib die Harnblase des Kindes außerhalb des Körpers bildet. Zwar hatte Wardle normal ausgebildete Hoden, doch seine Harnröhre war entlang des Penisrückens aufgespalten, somit fehlte ihm de facto das männliche Glied.

Bereits als Kind wird Wardle mehrfach operiert. Im Verlauf seines Lebens unternahmen Mediziner rund 100 Eingriffe. Sie versuchten eine Öffnung zu schaffen, damit der Patient wenigstens Wasser lassen kann und keine Nierenprobleme bekommt. Bereits in jungen Jahren kämpft Wardle aufgrund seines Leidens nicht nur mit physischen Problemen, sondern auch mit psychischen. Er unternimmt zwei Selbstmordversuche.

2012 gibt es schließlich Hoffnung

2012 überweist ihn sein Hausarzt schließlich an einen Urologen am Londoner Universitätskrankenhaus UCLH. Dieser plant mit weiteren Kollegen für den Patienten eine neue Blase und einen Penis zu konstruieren. Für die Eingriffe werden sogar Chirurgen aus Hongkong eingeflogen. Doch das Unterfangen ist extrem kompliziert.

Vor allem die Rekonstruktion der Blase bereitet den Ärzten Probleme und dauert allein fünf Jahre. Im November 2015 wagen sich die Ärzte schließlich an die Konstruktion eines bionischen Penis'. Sie verwenden Haut und Muskeln des linken Armes und eine Vene aus dem rechten Bein, um das Geschlechtsteil zu modellieren. Zudem wird der Penis mit einer Pumpe ausgestattet, die auf Knopfdruck in der Leistengegend eine Erektion möglich macht. Und: Die Mediziner verbinden schließlich das neue Organ mit den Hoden. Damit Wardle auch Kinder zeugen kann. Insgesamt sind drei OPs nötig, um die Penis-Rekonstruktion abzuschließen. Die Eingriffe glücken: Der Patient kann das neue Organ spüren.

Anschließend muss der Patient allerdings einige Wochen genesen, ehe er den nächsten Schritt gehen kann: Sex mit seiner 28-jährigen Freundin Fedra Fabian. Doch auch das ist kein Problem. Im Alter von 45 Jahren verliert Wardle seine Jungfräulichkeit. Sein "erstes Mal" habe eine halbe Stunde gedauert und sei "fantastisch" gewesen, so der Brite. Sein Penis fühle sich zwar "ein bisschen wie ein Roboter" an, aber: "Es ist ein Teil von mir. Mir ist klar, dass ich in dem Moment halb Mensch und halb Roboter bin." Seine Freundin Fabian schwärmt: Das Glied ihres Freundes sehe ganz normal aus. Und: "Er kann sogar Sex haben, wenn er betrunken ist!"

Seit sechs Jahren sind Fabian und Wardle ein Paar. "Sex ist nicht die einzige Möglichkeit, in einer Beziehung glücklich zu werden", stellt die 28-Jährige über die bisherige gemeinsame Zeit klar. "Es gibt auch viele andere schöne Dinge in unserer Beziehung. Aber es gab immer einen Punkt, an dem wir aufhören mussten. Und nun können wir weitermachen und das hat unsere Beziehung noch einmal auf ein neues Niveau gehoben."

Entgegen vieler Vermutungen war Andrew Wardle nie lange Single. Er habe Freundinnen gehabt, aber nie mit ihnen geschlafen, so der 45-Jährige. Dafür ließ er sich immer neue Ausreden einfallen, warum er gerade keinen Sex haben kann. Was der tatsächliche Grund war, erzählte er allerdings nur sehr wenigen.