Revolver bei Silvesterfeier Meloni-Parteifreund verletzt Mann mit Pistolenschuss
03.01.2024, 13:47 Uhr Artikel anhören
Die Partei von Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni sieht in dem Vorfall keine politische Relevanz.
(Foto: REUTERS)
Politiker der ultrarechten Regierungspartei Fratelli D'Italia von Präsidentin Meloni feiern fröhlich eine Silvesterparty in Piemont. Plötzlich fällt ein Schuss aus der Waffe des Abgeordneten Pozzolo. Ein Gast wird am Bein verletzt. Nach dem Vorfall entbrennt eine hitzige Debatte in Italien.
Weil er mit einer Pistole zu einer Silvesterfeier erschien und ein Gast durch einen versehentlich gefallenen Schuss verletzt wurde, hat in Italien ein Abgeordneter der postfaschistischen Regierungspartei Fratelli d'Italia einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Der 38-jährige Emanuele Pozzolo räumte ein, einen Mini-Revolver Kaliber 22 der Marke North American Arms zu der Feier in Rosazza mitgebracht zu haben - einem Ort rund 70 Kilometer von Turin entfernt.
"Ich bestätige, dass der Schuss versehentlich aus einer Pistole fiel, die ich den Vorschriften entsprechend getragen habe, aber dass nicht ich es war, der geschossen hat", hieß es in einer Erklärung des Abgeordneten, aus der die linksgerichtete Zeitung "La Repubblica" zitierte. Das 31-jährige Opfer wurde leicht am Bein verletzt. Der Mann gehörte zu den rund 30 Gästen.
Pozzolo sagte den Ermittlern vor Ort, er habe die Waffe "herausgeholt, um sie zu zeigen, als sich ein Schuss gelöst hat", wie "La Repubblica" weiter berichtete. An der Party nahm auch Andrea Delmastro teil, Staatssekretär im Justizministerium. Pozzolo stieß Medienberichten zufolge erst später zu der Feier und soll dann seine Waffe - einen Mini-Revolver, nicht größer als ein Feuerzeug - herumgereicht haben. Dann fiel der Schuss.
Schuss trifft Mann in der Wade
Die Staatsanwaltschaft leitete nach eigenen Angaben Ermittlungen wegen möglicher Vergehen wie vorsätzliche oder fahrlässige Körperverletzung ein. Sie stellte zudem die Kugel aus der Pistole sicher, die in der linken Wade des Opfers steckte. Bei dem Opfer handelte es sich um den Schwiegersohn eines Leibwächters des stellvertretenden Justizministers Andrea Delmastro, der Presseberichten zufolge ebenfalls an der Feier teilnahm.
Auch wenn das Opfer weniger als einen Tag im Krankenhaus verbringen musste, ließen es sich die Oppositionsparteien nicht nehmen, das Verhalten des Abgeordneten als unverantwortlich zu kritisieren. Die ultrarechte Partei Fratelli d'Italia hatte im Dezember vorgeschlagen, das Mindestalter für einen Jagdwaffenschein auf 16 Jahre zu senken. Pozzolo hatte während der Corona-Pandemie Impfungen und Gesundheitspässe abgelehnt und wurde in der Vergangenheit wegen sexistischer und diskriminierender Äußerungen kritisiert.
"Ungeeignet, unfähig, nicht salonfähig"
Das Tragen von Waffen ist in Italien streng geregelt und bedarf einer Genehmigung. Inhaber eines Jagd- oder Sportwaffenscheins dürfen nur auf der Jagd oder auf dem Schießstand eine Waffe tragen. Nur wer einen Schein zum Tragen einer Waffe zum persönlichen Schutz besitzt, darf sie überall dabeihaben.
"Wir hätten nicht geglaubt, dass die Leidenschaft für Waffen bei der Partei von Giorgia Meloni so groß ist, dass die Abgeordneten sie geladen zu Neujahrsfeiern mitnehmen", kritisierte die Chefin der Demokratischen Partei (PD), Elly Schlein. "Diese Inkompetenten sind eine Gefahr für die Sicherheit ihrer Mitmenschen, ganz zu schweigen für die nationale Sicherheit", sagte Schlein. Meloni müsse sofort klarstellen, welche Maßnahmen sie gegen ihren Parteifreund ergreifen wolle.
Empört reagierte auch der ehemalige Ministerpräsident Matteo Renzi aus der politischen Mitte: "Warum Waffen mitbringen zu einer Neujahrsfeier mit Abgeordneten und Regierungsmitgliedern? Die Führungsschicht von Meloni ist keine: Sie sind ungeeignet, unfähig, nicht salonfähig. Und gefährlich", erklärte Renzi im Onlinedienst X. Melonis Partei betonte, der Vorfall habe keine politische Relevanz. Meloni selbst äußerte sich zunächst nicht.
Quelle: ntv.de, gut/AFP/dpa