Wartelisten so lang wie nie Millionen Patienten in England warten auf Eingriff
10.08.2023, 15:41 Uhr Artikel anhören
Etwa 383.000 Menschen warten bereits seit einem Jahr auf einen Eingriff.
(Foto: picture alliance / empics)
Anhaltende Streiks und Proteste setzen dem britischen Gesundheitssystem spürbar zu. Trotz gegenläufiger Versprechen von Premier Sunak warten derzeit rund 7,6 Millionen Menschen auf eine Routine-Operation. Derweil planen die Assistenzärzte im Land bereits den nächsten Ausstand.
Die Zahl der Menschen, die in England auf eine Routine-Operation warten, ist erneut gestiegen. Ende Juni hätten 7,6 Millionen Patienten auf den Wartelisten gestanden, etwa 100.000 mehr als noch im Mai und so viele wie nie seit Beginn der Aufzeichnungen 2007. Das teilte der staatliche Gesundheitsdienst NHS mit.
Der britische Premierminister Rishi Sunak hatte zuvor versprochen, die Wartezeiten deutlich zu senken. Der enorme Rückstau wird auch wegen häufiger Streiks verschiedener NHS-Berufsgruppen für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen nicht abgebaut. An diesem Freitag beginnen Assistenzärzte bereits einen weiteren, mehrtägigen Streik.
Siva Anandaciva von der Denkfabrik The King's Fund sagte, die Zahlen zeichneten ein "düsteres Bild". Es sei wichtig, dass zum Wohle der Patienten alle Seiten an einen Tisch kommen und sich einigen, sagte er. Etwa 383.000 Menschen warten demnach bereits seit einem Jahr auf einen Eingriff, etwas weniger als im Mai, und etwa 7200 seit mehr als 18 Monaten, ein deutlicher Rückgang zum Vormonat.
Wartezeiten von mindestens anderthalb Jahren sollte es nach Ankündigung der Regierung eigentlich seit April nicht mehr geben. Die Zahl der Menschen, die mehr als zwölf Stunden in Notaufnahmen auf eine Behandlung warten mussten, sank im Juli um zehn Prozent auf etwa 24.000. Der National Health Service (NHS) kündigte an, dass Patienten schneller behandelt werden können, wenn sie bereit und in der Lage sind, für den Eingriff in andere Teile von England zu reisen. Der Gesundheitsdienst gilt als chronisch unterbesetzt und unterfinanziert.
Quelle: ntv.de, lno/dpa