Tief "Anett" saugt sich voll Mitteleuropa drohen enorme Regenmengen
13.09.2024, 16:37 Uhr Artikel anhören
Feuerwehreinsatz im tschechischen Brünn - für die kommenden Tage ist weiter starker Regen angesagt.
(Foto: IMAGO/CTK Photo)
Die Regenmassen, die am Wochenende niedergehen sollen, bereiten den Behörden in Österreich und Tschechien große Sorgen. In Österreich gilt bereits eine Reisewarnung, in Tschechien müssen sich die Menschen auf Evakuierungen vorbereiten.
Für Österreich und Tschechien steht das Wochenende im Zeichen starker Niederschläge. Auch im deutschen Südosten wird es sehr nass. Das Tief "Anett" saugt sich über der Adria mit Wasser voll und entlädt sich über den Ostalpen, vor allem in Tschechien. Erst Anfang der Woche lassen die Niederschläge nach, bis dahin müssen Österreicher und Tschechen wirklich mit dem Schlimmsten rechnen.
Wie sieht es in Deutschland aus? Die größten Regenmengen fallen von Freitag bis Montagabend zwischen dem Karwendelgebirge und dem Berchtesgadener Land. Je nach Modell sind 100 bis 200 Liter Regen pro Quadratmeter möglich. Auch in Sachsen sind speziell im Erzgebirge 50 bis 100 Liter drin. Am Sonntag macht der Regen bei uns eine Pause. Die Regenmengen reichen dennoch aus für kleinräumige Überschwemmungen, möglicherweise auch Erdrutsche.
Österreich und Tschechien vor Regenkatastrophe
Richtig gefährlich wird die Lage für die Regionen vom Osten Österreichs über Tschechien bis hinein in den Süden Polens. Dort können 250 bis 350 Liter Regen in den kommenden drei Tagen fallen. Besonders hart trifft es Niederösterreich. Zwischen Salzburg und Wien sind in der Region St. Pölten von Freitag bis Montagabend Regenmengen bis zu 430 Liter möglich. Zum Vergleich: Der Jahresniederschlag von Berlin liegt im Schnitt bei 581 Litern.
An der Donau wird es drei Tage durchregnen. Glücklicherweise kommt die Donau mit einem niedrigen Pegel aus Deutschland, da es dort derzeit relativ trocken ist. Dennoch dürften die Regenmengen ausreichen, um eine außergewöhnliche Hochwasserlage zu erzeugen.
Den Österreichern hilft die Kälte, die mit den Niederschlägen einhergeht. Denn die Schneefallgrenze ist teilweise auf unter 1000 Meter gesunken. Oberhalb von 2000 Metern sind zum Beispiel in den Zillertaler Alpen schon jetzt 50 bis 60 Zentimeter Neuschnee gefallen. Den Flüssen hilft es enorm, dass das Wasser als Schnee auf den Bergen liegen bleibt.
Dieses Glück haben die Tschechen nicht. Die bis zu 470 Liter Niederschlag, die manche Modelle berechnen, werden komplett als Regen niedergehen. Und das Wasser wird mehr oder weniger komplett von der Elbe aufgefangen und dann nach Deutschland transportiert. Die tschechischen Behörden riefen die Menschen in möglichen Überschwemmungsgebieten auf, Evakuierungsgepäck bereitzuhalten und Keller leerzuräumen. An zahlreichen Staudämmen wurde bereits Wasser abgelassen, um neue Kapazitäten zu schaffen. Der tschechische Umweltminister Petr Hladik verglich die Lage mit dem Oder-Hochwasser 1997 und dem Elbehochwasser 2002.
Polnische Behörden warnen vor Stromausfällen
Für Österreich gilt derzeit eine Reisewarnung der Bundesbahn. Bereits in der Nacht auf Freitag wurde die Bahnstrecke zwischen Bad Hofgastein und Bad Gastein im Salzburger Land wegen starken Schneefalls gesperrt. Mehrere Straßen in Österreich waren wegen umgestürzter Bäume oder liegengebliebener Fahrzeuge blockiert. Andere Routen, wie etwa die Großglockner Hochalpenstraße, wurden aus Sicherheitsgründen geschlossen.
In manchen Gebieten galt Schneekettenpflicht. Für Urlauber besteht in den höheren Lagen der Berge Lebensgefahr. Ein plötzlich einsetzender Schneesturm hat in den Dolomiten bereits einer Kanadierin das Leben gekostet. In Kroatien rechnen die Katastrophenschützer mit Starkregen, heftigem Wind und sogar Sturzfluten. Es gilt die zweithöchste Unwetter-Alarmstufe.
Die Behörden in Polen haben angesichts anhaltender Regenfälle die Bürger aufgerufen, Vorkehrungen für den Fall von Überschwemmungen zu treffen. Menschen, die in der Nähe von Flüssen im Erdgeschoss wohnten, sollten sich auf Hochwasser einstellen, sagte Vize-Innenminister Wieslaw Lesniakiewicz im Radio. Garagen sollten geräumt und Autos an einem sicheren Ort geparkt werden. Es könne zu Trinkwasser- und Stromausfällen kommen, sagte er.
In Dresden läuft ein Wettlauf gegen die Zeit. Die Trümmer der eingestürzten Carolabrücke liegen noch in der Elbe. Am Sonntag wird Alarmstufe 1 erreicht – die niedrigste von vier Warnstufen. Bis Mittwoch könnte die Stufe 3 erreicht werden. Der Wasserstand der Elbe könnte auf sechs bis sieben Meter steigen, normal sind zwei Meter.
Quelle: ntv.de