Live-Konzert ohne Kopftuch Mutige Sängerin fordert die Mullahs heraus
13.12.2024, 01:23 Uhr Artikel anhören
Frauen dürfen sich im Iran in der Öffentlichkeit nicht ohne Kopftuch zeigen und auch nicht singen .
(Foto: Parastoo Ahmadi Youtube)
Im Iran gehen Aufnahmen eines Konzerts viral. Die Sängerin tritt unter freiem Himmel im Trägerkleid auf, die Haare offen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, doch eine Provokation für das Regime der Islamischen Republik. Die Justiz reagiert prompt.
Eine iranische Sängerin hat ein Konzert ohne Kopftuch gegeben und dieses live auf ihren Youtube-Kanal übertragen - nun droht ihr ein Gerichtsverfahren. Parastoo Ahmadi trat am späten Mittwochabend mit ihrer vierköpfigen Band und ohne Publikum auf dem Gelände einer traditionellen Karawanserei auf. Entgegen der Kleiderordnung im Iran trug sie keinen Hidschab, sondern ein schwarzes Kleid mit Trägern, das ihre Schultern und Arme zeigte.
Seit der Islamischen Revolution im Jahr 1979 gilt im Iran für Frauen eine strenge Kleiderordnung. Diese verpflichtet sie unter anderem, ihre Haare in der Öffentlichkeit zu verbergen. Frauen ist es auch verboten, in der Öffentlichkeit zu singen. Ohne Ahmadi namentlich zu nennen, erklärte die iranische Justiz auf der Internetseite Misan Online, eine "von einer Sängerin angeführte Gruppe" habe Musik gemacht, "ohne die gesetzlichen und religiösen Normen zu beachten". Die Justiz habe "eingegriffen und (...) ein Gerichtsverfahren gegen die Sängerin eingeleitet". Gegen die Beteiligten würden "angemessene Maßnahmen" ergriffen.
Ahmadi hat sich mit ihren Liedern, die sie bei Instagram veröffentlicht, eine große Fangemeinde im Iran aufgebaut. Die Videos zeigen Ahmadi beim Singen ohne Kopftuch in geschlossenen Räumen. Das am Mittwoch veröffentlichte halbstündige Video war das erste, das sie beim Singen in der Öffentlichkeit zeigt. Ahmadi unterstützt mit ihrer Musik die Proteste im Iran, die nach dem Tod der Kurdin Mahsa Amini im September 2022 nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei begonnen hatten.
In einer schriftlichen Botschaft zu Beginn des Streams heißt es: "Ich bin Parastoo, eine Frau, die für die Menschen singen will, die ich liebe. Dies ist ein Recht, das ich nicht aufgeben konnte: für mein geliebtes Heimatland zu singen." Ahmadi fordert die Zuschauer auf, "meiner Stimme in diesem Konzert zu lauschen und von einer freien und schönen Nation zu träumen".
Quelle: ntv.de, ino/AFP