Panorama

42-Jähriger sitzt in U-HaftNeue Erkenntnisse zu Tötung von Gerichtsvollzieher

26.11.2025, 16:34 Uhr
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Als er wegen einer Zwangsräumung eine Wohnung im Saarland betritt, wird ein Gerichtsvollzieher von dem Bewohner mit einem Jagdmesser attackiert. Für den erfahrenen Beamten kommt jede Hilfe zu spät. Am Tag nach der schrecklichen Tat teilen die Behörden weitere Details mit.

Nach dem tödlichen Angriff auf einen Gerichtsvollzieher im saarländischen Bexbach sitzt der mutmaßliche Täter in Untersuchungshaft. Gegen den 42-Jährigen sei Haftbefehl unter anderem wegen des Verdachts des Totschlags ergangen, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Bernd Weidig auf einer Pressekonferenz von Justizministerium, Staatsanwaltschaft und Landespolizei in Saarbrücken. Das Amtsgericht Saarbrücken habe die Untersuchungshaft angeordnet. Außerdem werde wegen eines tätlichen Angriffs auf und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt.

Nach ersten Erkenntnissen soll der Mann mit einem Jagdmesser mehrfach auf den Kopf und den Oberkörper des Gerichtsvollziehers eingestochen und ihn damit tödlich verletzt haben, sagte Weidig. Das Opfer sei noch am Tatort gestorben. Demnach war der 58 Jahre alte Gerichtsvollzieher am Dienstagmorgen "anlässlich einer Räumung im Wege der Zwangsvollstreckung" in der Wohnung des 42-Jährigen. Die Tat ereignete sich unmittelbar, nachdem der Beamte die Wohnung des Mannes betreten hatte. Der hätte an diesem Tag das Haus nach Ablauf einer Frist räumen müssen. Drei Personen von der Hausverwaltung hätten den Gerichtsvollzieher dabei begleitet, sie seien aber nicht mit in die Wohnung gegangen, berichtete Weidig.

Der Tatverdächtige aus dem Saarpfalz-Kreis war direkt nach der Tat im Stadtteil Oberbexbach festgenommen worden. Laut Weidig räumte er die Tat ein. Der Verdächtige sei nicht vorbestraft und ledig. Gegenwärtig werde gegen ihn allerdings auch wegen eines räuberischen Diebstahls ermittelt. Zudem soll er in der Vergangenheit in dem Mehrfamilienhaus eine Nachbarin bedroht haben und mit 5 Gramm erworbenem Amphetamin erwischt worden sein. Ob er zum Tatzeitpunkt Drogen im Blut hatte, ist noch nicht abschließend geklärt. Hinweise auf ein politisches Motiv gebe es bislang nicht.

Nach Angaben der saarländischen Justizministerin Petra Berg war der Gerichtsvollzieher ein erfahrener Kollege, ein Ehemann und Vater. Die Landesregierung habe am heutigen Mittwoch Halbmast geflaggt. Zudem werde bald ein Kondolenzbuch in der Staatskanzlei ausgelegt. Die SPD-Politikerin gab an, in den kommenden Tagen prüfen zu wollen, wie die Sicherheit der Gerichtsvollzieherinnen und Gerichtsvollzieher verbessert werden könne.

Bessere Schutzausrüstungen gefordert

Der Deutsche Gerichtsvollzieher Bund fordert angesichts der grausamen Tat ein besseres Schutz- und Sicherheitskonzept für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Außendienst. Als drei Hauptanliegen nannte der Vorsitzende Matthias Boek eine verbesserte Ausbildung, bessere Schutzausrüstungen wie etwa stich- und schusssichere Westen sowie einen höheren Schutz der Privatsphäre von Gerichtsvollziehern, da deren Wohnanschriften leicht herausgefunden werden könnten. Bislang seien Gerichtsvollzieher meist in Zivil, also ohne Uniform unterwegs, auch um die Anonymität von Schuldnern zu wahren und sie vor Stigmatisierung zu schützen.

Im Saarland ist der Landesverband der Gerichtsvollzieher nach eigenen Angaben bereits mit dem Justizministerium in guten Gesprächen zu Sicherheitsmaßnahmen wie dem Einsatz von Pfeffersprays. Schutzwesten würden den Gerichtsvollziehern auf Wunsch schon jetzt gegen einen Eigenanteil zur Verfügung gestellt. Im Saarland gibt es dem Verband zufolge 47 aktive Gerichtsvollzieher. Der 58-jährige Beamte trug bei der Tat am Dienstag keine stichsichere Weste. Auf die Beantragung von polizeilichem Begleitschutz hatte er verzichtet. Dies sei auch im Ermessen des jeweiligen Gerichtsvollziehers, sagte Ministerin Berg.

Die Gewerkschaft Verdi beklagte indes wachsende Gewalt gegen Beschäftigte der Justiz, des Justizvollzugs und weiterer Behörden. Die Zahl der Vorfälle sei signifikant gestiegen, sagte Christian Umlauf, Verdi-Geschäftsführer in der Region Saar-Trier. Den Mitgliedern der Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes bereite die Zunahme der Gewalt gegen Beschäftigte große Sorge.

Quelle: ntv.de, fzö/dpa

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