Panorama

Fragen zur neuen TeststrategieKein Anspruch mehr auf PCR-Test - und nun?

02.02.2022, 11:13 Uhr (aktualisiert)
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Besonders bei geringerer Viruslast schlagen Antigentests oft nicht an. (Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dp)

Die Fallzahlen schießen in die Höhe, in den Laboren werden die Kapazitäten zur Auswertung von PCR-Tests knapp. Bund und Länder wollen mit einer neuen Teststrategie gegensteuern - PCR-Tests sollen für bestimmte Gruppen priorisiert werden. Doch was bedeutet das für alle anderen?

Die Omikron-Wand hat auch Deutschland erreicht, die Neuinfektionen steigen auf immer neue Höchststände. Bisher werden diese mit PCR-Tests ermittelt, dem "Goldstandard" unter den Corona-Tests. Doch die Labore in Deutschland stoßen aufgrund des hohen Testaufkommens langsam an ihre Grenzen. Die Auslastung bundesweit liegt laut dem Verband Akkreditierter Labore in der Medizin (ALM) bereits bei 95 Prozent.

Abhilfe gegen die Testflut soll eine neue Teststrategie bringen. "Die derzeit hohe und voraussichtlich weiter steigende Zahl der Neuinfektionen führt zu Engpässen bei den verfügbaren PCR-Tests", heißt es im Beschluss der Ministerpräsidenten-Konferenz vom Montag. Die Labore seien in Teilen bereits überlastet, bei Engpässen müssten Priorisierungen vorgenommen werden. PCR-Tests sollen für vulnerable Gruppen und Beschäftigte, die diese betreuen und behandeln, beschränkt werden. Also für Hochrisikopatienten wie Ältere, Vorerkrankte und Menschen mit Immunschwächen sowie für das Personal in Krankenhäusern, in Praxen und in der Pflege. Doch diese wirft eine Menge Fragen auf:

Wie sollen alle anderen künftig getestet werden?

Wie das neue Testregime für all jene aussehen soll, die nicht zu den priorisierten Gruppen zählen, ist noch offen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte jedoch schon einen Vorschlag präsentiert: So sollen PCR-Tests in diesen Fällen künftig durch doppelte Antigentests ersetzt werden. "Wenn zwei Antigentests hintereinander positiv sind, dann ist das fast so sicher wie ein PCR-Test", sagte Lauterbach am Montag in der ARD. Man habe dann "ganz selten" die Situation, dass man sich nicht auf das Ergebnis falsch verlassen könne.

Wie erhält man dann die Bestätigung, dass man eine Infektion hatte?

Es bleibt die große, noch ungeklärt Frage: Wie künftig ohne PCR-Test der Genesenen-Status von nicht priorisierten Menschen festgestellt wird, soll noch festgelegt werden, heißt es in dem Beschluss der Ministerpräsidenten-Konferenz. Womöglich werden Schnelltests künftig auch für den Nachweis des Genesenen-Status genutzt werden können, berichtet die "Welt" unter Berufung auf das Gesundheitsministerium.

Bisher gilt in Deutschland nur derjenige als offiziell infiziert, der einen positiven PCR-Test nachweisen kann. Dieser muss mindestens 28 Tage und darf höchstens 90 Tage zurückliegen. Der Genesenennachweis ist wichtig zum Beispiel für die 3G-Vorgabe am Arbeitsplatz und im Fernverkehr, aber auch für die Regelungen der Länder für den Zugang in Geschäfte außerhalb des täglichen Bedarfs oder zu Kultur- und Sportveranstaltungen. Zudem bleibt frisch Genesenen die Quarantäne erspart, wenn sie Kontaktperson eines Infizierten waren.

Ab wann gilt die neue Teststrategie?

Wie lange es dauert, bis die neue Teststrategie steht, ist bislang offen. Bundesgesundheitsminister Lauterbach soll zusammen mit den Gesundheitsministern der Länder ein verändertes Testregime ausarbeiten. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil geht davon aus, dass dies einige Wochen dauern kann, berichtet der NDR. "Eine Teststrategie ist schwierig, die Länder wollen mitreden", sagte Lauterbach in der ARD. Das Bundesgesundheitsministerium habe Vorschläge gemacht, die in den nächsten Tagen mit den Ländern besprochen werden sollen.

Bis die Details geklärt sind, bleiben die alten Regelungen in Kraft: Wer einen Selbsttest macht, der positiv ausfällt, sollte diesen durch einen PCR-Test bestätigen lassen, heißt auf der Webseite der Bundesregierung. Bislang bestehe ein Anspruch auf einen solchen kostenlosen PCR-Test bei einem positiven Selbsttest. Dafür sollte man einen Termin beim Hausarzt machen oder unter der Telefonnummer 116 117 vereinbaren. "Vorsichtshalber sollten Sie sich zu Hause in Isolierung begeben, bis das Ergebnis vorliegt."

Sind die Schnelltests überhaupt verlässlich genug, um eine Infektion zu erkennen?

Eine Unsicherheit bleibt dennoch bestehen: Mit einem Antigentest kann nur über einen kürzeren Zeitraum hinweg eine Infektion nachgewiesen werden als mit einem PCR-Test, worauf auch das RKI hinweist: "PCR-Tests können eine Infektion sowohl früher als auch noch länger nachweisen." Dadurch besteht weiterhin ein Risiko, eines falsch-negativen Ergebnisses mit einem Antigenschnelltest zu Beginn einer Infektion. Immerhin gilt ab Beginn von Symptomen auch ein Antigenschnelltest als verlässlicher Nachweis einer Infektion.

Können Schnelltests auch die Omikron-Variante erkennen?

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) geht davon aus, dass die meisten Schnelltests auf dem deutschen Markt auch zum Nachweis der neuen Omikron-Variante geeignet sind. Das Institut habe mittlerweile mehr als 250 Test-Produkte auf ein höheres Level an Sensitivität bewertet und mindestens 80 Prozent schafften dieses Niveau auch, sagte der Präsident des Instituts, Klaus Cichutek, im ZDF.

(Dieser Artikel wurde am Freitag, 28. Januar 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, kst/dpa

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