Panorama

Große Sorge um US-Südstaaten Neuinfektionen erreichen neue Höchstwerte

Trumps Wahlkampfauftritt in Arizona sorgte für viel Kritik. Nach Infektionsfällen sind nun Dutzende Secret Service-Mitarbeiter in Quarantäne.

Trumps Wahlkampfauftritt in Arizona sorgte für viel Kritik. Nach Infektionsfällen sind nun Dutzende Secret Service-Mitarbeiter in Quarantäne.

(Foto: picture alliance/dpa)

Präsident Trump würde die Corona-Pandemie am liebsten für beendet erklären. Doch die Zahlen neuer Infektionen steigen in den USA wieder dramatisch an. 2,4 Millionen Infektionen zählt das Land insgesamt - nach New York sind nun besonders die Südstaaten betroffen.

Nach einer Phase der Entspannung verschärft sich die Corona-Krise in den USA erneut dramatisch. In dem Land wurden binnen 24 Stunden bis Donnerstagvormittag laut Erhebungen der "New York Times" 36.975 neue Infektionsfälle verzeichnet - der höchste Stand seit Ende April und der dritthöchste Tageswert seit Beginn der Pandemie. Zuletzt verzeichnete rund die Hälfte der 50 US-Bundesstaaten deutlich steigende Ansteckungsraten. Besonders deutlich ist die Zunahme der Infektionen im Süden des Landes.

So registrieren die Bundesstaaten Texas und Florida derzeit ihre höchsten Infektionsraten seit Beginn der Krise. Die Höchststände nehmen täglich zu. Beobachter führen dies unter anderem auf eine voreilige Lockerung der Corona-Beschränkungen zurück. Der texanische Gouverneur Greg Abbott appellierte an die Einwohner, wegen des "massiven Ausbruchs" möglichst zu Hause zu bleiben und beim Verlassen ihrer Häuser Atemschutzmasken zu tragen. Der führende US-Immunologe Anthony Fauci bezeichnete die Entwicklung mit Blick auf Florida, Texas und Arizona unlängst als "beunruhigend".

Unterdessen berichtete der US-Sender NBC News, dass die Regierung in Washington plane, Bundesmittel für 13 Teststandorte bis Ende Juni einzustellen. Betroffen seien sieben Teststandorte in Texas. Dies bedeute kein Ende der Unterstützung der Regierung, Washington wolle aber auf andere Weise in Hinblick auf die Tests helfen, berichtete der Sender unter Berufung auf das US-Gesundheitsministerium. Die Pläne bedeuteten auch nicht, dass weniger getestet werden soll, ganz im Gegenteil.

Auch in South Carolina, Oklahoma oder Nevada liegt das Niveau der täglichen Neuinfektionen deutlich höher als zu früheren Zeitpunkten in der Pandemie. Die Bundesstaaten hatten ihre weniger strengen Beschränkungen rasch wieder gelockert. New York, New Jersey und Connecticut ordneten nun deswegen an, dass Reisende aus diesen Regionen für zwei Wochen in Quarantäne müssen. Gleiches gilt für Alabama, Arkansas und South Carolina. Bei Verstößen drohen Geldstrafen von 2000 Dollar sowie 5000 Dollar im Wiederholungsfall, wie New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo sagte.

2,4 Millionen Infektionen insgesamt

In einigen anderen Bundesstaaten blieb das Infektionsgeschehen dagegen auf etwa dem gleichen Stand, in anderen nahm es sogar ab. Im früheren Epizentrum New York starben nach Angaben von Gouverneur Andrew Cuomo am Dienstag 17 Menschen nach einer Infektion mit dem Virus, noch vor einigen Wochen waren es bis zu 800 pro Tag gewesen. Die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus werden dort nur langsam wieder gelockert.

Der Schritt zeigt, wie sich die Corona-Krise in den USA regional verlagert hat: Lange Zeit waren der Bundesstaat New York und die gleichnamige Millionenstadt das Epizentrum der Pandemie, dort starben mehr als 30.000 Menschen. Zwischenzeitlich verlangten andere Bundesstaaten, dass sich New Yorker bei einem Besuch in Quarantäne begeben.

Höchstwerte bei der Zahl der Infektionen vermeldet auch der Westküstenstaat Kalifornien. Der nahe Los Angeles gelegene Freizeitpark Disneyland verschob am Mittwoch seine ursprünglich für 17. Juli geplante Wiedereröffnung. Ein neues Datum steht noch nicht fest.

In den USA wurden Stand Donnerstag knapp 2,4 Millionen Corona-Infektionen und rund 122.000 Todesfälle registriert - das sind die mit großem Abstand höchsten Zahlen weltweit. US-Präsident Donald Trump hat zuletzt wiederholt gesagt, die hohe Infektionszahl zeige lediglich, wie gut in den USA getestet werde. Trump, der sich im November wiederwählen lassen will, hat deswegen sogar mehrfach ein Zurückfahren der Tests angeregt. Testen sei "ein zweischneidiges Schwert".

Arbeitslosenzahlen steigen weiter an

Kritiker geben dem Präsidenten eine Mitschuld an den verheerenden Auswirkungen des Coronavirus in seinem Land. Der Rechtspopulist hatte die Gefahr durch den neuartigen Erreger zunächst kleingeredet - und dringt bereits seit Monaten auf eine rasche Rückkehr zur Normalität.

Am Wochenende hielt Trump erstmals nach dreieinhalbmonatiger Corona-Pause wieder eine Wahlkampfveranstaltung vor Tausenden Anhängern ab. Ungeachtet der Entwicklung war er danach am Dienstag in Arizona in einem geschlossenen Raum aufgetreten. Seine Anhänger trugen größtenteils keine Masken und saßen dicht an dicht. Der Auftritt ist wegen des Ansteckungsrisikos stark kritisiert worden. Die "Washington Post" berichtete nun, nach Infektionsfällen seien Dutzende Mitarbeiter des für den Schutz des Präsidenten zuständigen Secret Service vorsorglich in Quarantäne geschickt worden.

Trumps Herausforderer bei der Präsidentschaftswahl, der US-Demokrat Joe Biden, geht derweil im Umgang mit der Pandemie einen anderen Weg: Wegen des Corona-Risikos soll der im August in Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin geplante Nominierungsparteitag größtenteils virtuell stattfinden. Biden selbst wird für die Kandidatenkür aber anreisen, wie die Organisatoren mitteilten. In Umfragen liegt er derweil klar vor Trump.

Neue Arbeitslosenzahlen zeigten derweil am Donnerstag, wie sehr die Wirtschaftskrise in Folge der Pandemie die USA noch im Griff hat: In der vergangenen Woche verloren nach Angaben des US-Arbeitsministeriums weitere 1,48 Millionen Menschen ihren Job. Seit Beginn der Krise sind in den USA mehr als 47,2 Millionen Menschen entlassen worden.

Quelle: ntv.de, lri/AFP/dpa

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