"Noch nie so viel Regen" Orkan "Ciaran" setzt Toskana unter Wasser - fünf Tote
03.11.2023, 10:15 Uhr Artikel anhören
Feuerwehrleute schieben ein Schlauchboot durch eine überschwemmte Straße in der Toskana.
(Foto: picture alliance/dpa/Vigili del Fuoco)
Reißende Ströme, Schlamm: Durch das Orkantief "Ciaran" sind in der Nacht mehrere Gemeinden in der Toskana von heftigen Unwettern heimgesucht worden. Fünf Menschen starben, es gibt auch Vermisste. Der Gouverneur der Region spricht von nie da gewesenen Regenmengen.
In Italien sind durch den Orkan "Ciaran" Behördenangaben zufolge in der Nacht mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen. In der Gemeinde Montemurlo, etwa eine Stunde nordwestlich von Florenz, wurde ein 85-jähriger Mann ertrunken in seiner Wohnung gefunden, eine 84-jährige Frau erlitt einen Schwächeanfall, wie der Gouverneur der Region Toskana, Eugenio Giani, erklärte. Eine dritte Person kam italienischen Medien zufolge in der Küstenstadt Rosignano ums Leben.
Heftige Regenfälle ließen in der beliebten Urlaubsregion Flüsse über die Ufer treten und führten zu Überschwemmungen. Das Unwetter verwandelte binnen weniger Stunden die Straßen in mehreren Dörfern zu reißenden Strömen aus Wasser und Schlamm. Die Kleinstadt Montemurlo mit etwa 20.000 Einwohnern registrierte einer Mitteilung zufolge innerhalb weniger Stunden 20 Zentimeter Regen (das entspricht 200 Liter pro Quadratmeter). Diese Messwerte seien "beispiellos". "Noch nie hatten wir in so wenigen Minuten so viel Regen registriert", sagte der Gouverneur Giani.
Er schrieb im Onlinedienst X, ehemals Twitter: "Was heute Nacht in der Toskana geschah, hat einen Namen: Klimawandel." Der Gouverneur rief den Notstand für die Toskana aus. Die Feuerwehr berichtete, dass sie in der Umgebung von Florenz, Pistoia, Pisa und Prato Dutzende von Einsätzen ausgeführt habe, um Autofahrer zu retten, die in ihren Fahrzeugen in überfluteten Tunneln oder wegen umgestürzter Bäume auf der Fahrbahn festsaßen. Demnach rückte in dem Gebiet die Feuerwehr zu mehr als 1000 Einsätzen aus. Außerdem seien mehr als 40.000 Haushalte in der Region ohne Strom. Die Lage in Florenz sei "kritisch", erklärte Bürgermeister Dario Nardelle in der Nacht auf X. Es wird erwartet, dass der Arno im Verlauf des Freitags seinen Hochwasserscheitel erreicht.
Menschen in Venedig vermisst
Auf Videos in den sozialen Medien war zu sehen, wie im Ort Campi Bisenzio viele Autos in einer Straße von den Wassermassen mitgerissen wurden. Teile der Autobahn 11 wurden gesperrt. Beim Bahnverkehr kam es zu erheblichen Problemen. In einigen Gegenden waren die Ströme des Wassers so gewaltig, dass auch Krankenhäuser überschwemmt wurden.
Der Regen hörte am Morgen auf oder schwächte sich ab. Das Wasser begann örtlich zurückzugehen. Die Alarmstufe orange bleibt in der Region jedoch zunächst in Kraft. Der Sturm erreichte auch Venedig, wo örtlichen Medien zufolge zwei Menschen vermisst werden. Dabei handelt es sich etwa um einen Feuerwehrmann, der nicht im Dienst war, aber bei den Vorbereitungen auf das Unwetter Sandsäcke an einem Fluss aufgestapelt hatte.
"Ciaran" war am Vortag mit Spitzenböen um die 200 Kilometer pro Stunde und heftigem Regen über Teile Westeuropas hinweggefegt. In Deutschland, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Spanien kamen mindestens sieben Menschen ums Leben, mehr als eine Million Menschen waren zwischenzeitlich ohne Strom.
Quelle: ntv.de, ysc/AFP/dpa