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Hochwasserlage bleibt angespannt Ort in NRW wird zur Insel - Altenheim bei Gifhorn evakuiert

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Die Bewohner von Schenkenschanz sind derzeit auf einen Hochwasser-Pendelservice angewiesen.

Die Bewohner von Schenkenschanz sind derzeit auf einen Hochwasser-Pendelservice angewiesen.

(Foto: picture alliance/dpa/Arnulf Stoffel)

In mehreren Teilen Deutschlands hält das Hochwasser die Rettungskräfte weiter auf Trab. In Niedersachsen müssen Menschen mit einem Traktor gerettet werden. Ein Ort in Nordrhein-Westfalen ist nur noch über ein Fährboot erreichbar. Meteorologen rechnen derweil mit weiteren Regenfällen.

Kaum Entwarnung in den Hochwassergebieten: In Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen bleibt die Lage weiter angespannt, in Sachsen ist die Hochwassergefahr hingegen größtenteils gebannt. Wie ntv-Meteorologe Björn Alexander erklärt, lassen die Schauer an Samstag zwar nach und vorübergehend öffnen sich ein paar Sonnenfenster. "Aber allzu lange bereitet uns die Wetterbesserung leider keine Freude. Bereits am sehr windigen Silvestertag breiten sich bei ähnlichen Temperaturen nämlich aus Westen neue Regenwolken aus."

Das Technische Hilfswerk (THW) stellt sich auf einen Einsatz in den Hochwassergebieten bis in die erste Januar-Woche hinein ein. "Es ist ganz klar, dass das über den Jahreswechsel andauern wird", sagte die THW-Präsidentin Sabine Lackner. "Was uns hoch besorgt, ist der Zustand der Deiche." Sie seien massiv aufgeweicht. Ein Schwerpunkt der Einsätze sei die Deichverteidigung, sagte sie. "Teilweise ist hinter den Deichanlagen schon die erste Wohnbebauung." Täglich seien etwa 1000 Einsatzkräfte in den betroffenen Gebieten unterwegs. "Wir haben alle Landesverbände im Einsatz."

NRW muss mit Regenfällen rechnen

Die größten Regenmengen werden an diesem Samstag im Norden von Nordrhein-Westfalen erwartet. Auch das Umweltministerium gab trotz stagnierender oder sinkender Pegelstände ebenfalls keine Entwarnung. "Wir haben nach wie vor eine große Hochwasserlage", sagte NRW-Umweltminister Oliver Krischer in Düsseldorf. Bisher seien die Folgen überschaubar geblieben, keine Opfer zu beklagen. An den Talsperren drohe keine Dammbruchgefahr, auch kein unkontrollierter Überlauf. Die Hochwasserschutzanlagen hätten gehalten.

Nach wie vor ist am Niederrhein ein kleiner Ortsteil von Kleve vom Wasser umschlossen - und ist so vor ein paar Tagen zur Insel geworden. Ein Fährboot sorgt dafür, dass die Bewohner von Schenkenschanz über den Rhein gelangen. Mitarbeiter der Hilfsorganisation organisierten den ungewöhnlichen Hochwasser-Pendelservice. Zuletzt sanken die Pegelstände an der Stelle deutlich. Man rechne aber mit neuen Regenfällen zu Wochenbeginn und dann wieder einem verstärkten Fährboot-Bedarf, sagte ein THW-Mitarbeiter.

Keine Entwarnung in Niedersachsen

Im Raum Bremen und Hamburg erwartet der Deutsche Wetterdienst weniger Niederschläge. In Niedersachsen ist die Lage jedoch noch angespannt. Zwar hätten sich Befürchtungen einer Sturmflut bislang nicht bestätigt und die Hochwassersituation sei regional unterschiedlich - für ganz Niedersachsen könne aber noch keine Entwarnung gegeben werden, sagte Landesbranddirektor Dieter Rohrberg in Hannover. Demnach verschiebt sich die Lage örtlich etwas vom Harz in Richtung der Landkreise Celle und Oldenburg.

In Müden (Aller) bei Gifhorn wurde ein Altenheim evakuiert, weil Wasser in das Haus eingedrungen war. Am Freitag wurden 13 Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Heim geholt, wie das Deutsche Roten Kreuz mitteilte. Schon am Donnerstag hatten ehrenamtliche Helfer des DRK sowie von der Freiwilligen Feuerwehr rund 20 Menschen in anderen Seniorenheimen untergebracht.

In Meppen (Emsland) wurden fünf Menschen aus einem von Wasser umgebenen Haus mithilfe eines Traktors gerettet. Zunächst habe die Feuerwehr versucht, die Menschen mit einem Boot aus dem Haus zu retten, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Ein Landwirt konnte schließlich mit seinem Trecker durch das Wasser fahren und mithilfe des Anhängers die Eingeschlossenen aus dem Haus bringen. Der Landwirt war demnach vor Ort gewesen, weil er Sandsäcke zur Sicherung transportierte.

Auch ein direkt an der Ems liegendes Altenheim in Meppen wurde zudem vorsorglich evakuiert. 52 Bewohner seien am Donnerstagabend mit Unterstützung des DRK aus dem Haus gebracht worden, sagte eine Stadtsprecherin. Durch aufgeweichte Deiche bestehe an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet Überschwemmungsgefahr.

Trinkwasser in Minden belastet

In Minden sei es durch die massive Hochwasserlage der letzten Tage zu einer Belastung des Trinkwassers mit Bakterien gekommen, warnte die Stadt. Ein großer Teil des Stadtgebiets ist demnach betroffen. Die Belastung mit Keimen könne Durchfälle und andere Erkrankungen hervorrufen. Wasser zum Trinken, Kochen, aber auch etwa zum Geschirrspülen, Waschen oder Zähneputzen müsse abgekocht werden.

In Sachsen erreichte das Elbe-Hochwasser seinen Höchststand. Dabei blieb der maximale Wasserstand niedriger als zunächst prognostiziert. Für die anderen Flüsse in Sachsen sei die Hochwassergefahr aber mittlerweile komplett gebannt, teilte das Landesumweltamt mit. Die Stadt Dresden begann mit dem Abbau eines Flutschutztores. In der Landeshauptstadt stieg der Wasserstand der Elbe auf 5,95 Meter - und blieb damit unter der Sechs-Meter-Marke, ab der die zweithöchste Alarmstufe 3 ausgerufen worden wäre. Normal sind zwei Meter. Auch flussabwärts in Riesa werde der Richtwert für die Alarmstufe 3 nicht erreicht.

Quelle: ntv.de, mdi/dpa

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