Rettungsschirm der Kassen Pflegeheime sollen schnell Geld bekommen
29.03.2020, 11:17 Uhr
In Pflegeheimen ist die Gefahr durch das Coronavirus besonders groß - die Kassen wollen den Einrichtungen nun für Schutzmaßnahmen finanziell beispringen.
(Foto: dpa)
Das Coronavirus ist für Menschen in Alten- und Pflegeheimen eine besondere Bedrohung, weil es sich rasend schnell ausbreiten kann. Zum Schutz sind teils kostspielige Maßnahmen notwendig - auch für die Mitarbeiter. Die Pflegekassen wollen diese vollständig übernehmen, kündigen sie nun an.
Altenheime und Pflegedienste sollen in der Corona-Krise schnelle Hilfszahlungen bekommen. "Wir haben einen Pflege-Rettungsschirm aufgespannt, der sofort hilft", sagte Gernot Kiefer vom Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Mehrkosten für Schutzausrüstung oder Personal übernehme die Pflegeversicherung vollständig. 11.700 Heimen und mehr als 15.000 Pflegedienste sollen im Kampf gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 geholfen werden. Vier Millionen Pflegebedürftige wären davon betroffen.
"Uns allen ist klar, dass die Bewohner in den Pflegeheimen und die ambulant betreuten Pflegebedürftigen besonders gefährdet sind", sagte Kiefer. Außerdem könnten Pflegekräfte nicht auf körperliche Distanz gehen oder gar im Homeoffice arbeiten. Daher sei für sie persönliche Schutzausrüstung enorm wichtig. "Jede zusätzliche Atemmaske, jedes zusätzliche Paar Einmalhandschuhe und jede zusätzliche Flasche Desinfektionsmittel wird eins zu eins finanziert." Zuletzt hatte es in einem Heim in Wolfsburg mehrere Todesfälle durch Covid-19 gegeben.
Die Zusicherungen gehen auf ein gerade beschlossenes Gesetz zurück, das auch die Kliniken vor Geldnot in der Coronavirus-Krise schützen soll. Die Pflegeversicherung wolle dafür ihre Rücklagen anzapfen, hieß es vom GKV-Spitzenverband, der auch die Pflegekassen vertritt. Wie viel Geld konkret fließen soll, ist noch nicht klar - dies hängt etwa davon ab, wie viel Schutzausrüstung gebraucht wird und zu welchen Preisen sie zu kaufen ist. Für das Gesetz kalkulierte das Bundesgesundheitsministerium mit Mehrkosten für Sachmittel von 280 Millionen Euro für sieben Monate.
Unbürokratische Hilfe versprochen
In Pflegeheime müssten mehr Menschen isoliert, Schleusen eingerichtet und natürlich mehr desinfiziert werden, so Kiefer. "Braucht es dafür zum Beispiel zusätzliche Arbeitsstunden oder es wird zusätzliches Personal eingestellt, so werden die Kosten unbürokratisch und zu 100 Prozent von den Pflegekassen übernommen." Dies gelte etwa auch, wenn bei einem Pflegedienst mehrere Mitarbeiter an Corona erkranken und der Normalbetrieb nicht aufrechtzuerhalten ist. Werde dann vorübergehend eine Pflegefachkraft eingestellt und die Lohnkosten für das Stammpersonal laufen weiter, könne das zusätzlich 3300 Euro im Monat kosten. Diese würden von der Pflegeversicherung voll übernommen.
Auch Einrichtungen, die Menschen tageweise pflegen oder betreuen, sollen Geld aus dem Rettungsschirm bekommen. Viele mussten nun wegen der Coronavirus-Pandemie auf behördliche Anordnung schließen. "Die Pflegeversicherung finanziert sie jedoch weiter. So wird ihre Existenz gesichert", sagte Kiefer. Zugleich sollten die weiter bezahlten Kräfte geschlossener Tagespflegeeinrichtungen etwa in Heimen unterstützend mitarbeiten.
Um Pflegeheime zu entlasten, sind bereits einige Sonderregeln in Kraft getreten. So ist der Pflege-Tüv, bei dem die Qualität von Einrichtungen geprüft wird, bis Ende September ausgesetzt. Vorerst entfallen auch Personalvorgaben, damit Heime den Betrieb aufrechterhalten können, wenn weniger Fachkräfte als vorgesehen kommen können - ohne Vergütungskürzung für die Einrichtungen.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa