Panorama

Ermittlungen zu Germanwings-AbsturzPilot führte ein Glückstagebuch

18.09.2015, 14:30 Uhr
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Bei dem ungebremsten Aufprall in den Französischen Alpen, zerbarst das Flugzeug in unzählige Einzelteile. (Foto: REUTERS)

Am 24. März steuert Co-Pilot Andreas Lubitz eine Germanwings-Maschine absichtlich gegen einen Berg. Depressionen sollen der Auslöser für diese Tat gewesen sein. Nun gibt die Staatsanwaltschaft detaillierte Einblicke in sein Leben.

Der Germanwings-Co-Pilot Andreas Lubitz hat offenbar ein sogenanntes Glückstagebuch geführt. Davon berichten "Spiegel-Online" und die "Bild"-Zeitung. Beide Medien hatten nach eigenen Angaben Einblicke in die Vermerke der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft.

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Andreas Lubitz galt als disziplinierter Sportler. (Foto: REUTERS)

Den Akten zufolge war es Teil von Lubitz' Therapie, das Tagebuch zu führen. Darin dokumentierte der 27-Jährige seinen Gemütszustand mit Worten und auch mit Smileys. Zum Beispiel tauchen darin Zitate wie "Im Großen und Ganzen alles okay" auf, oder dass er 3,5 Stunden geschlafen habe.

Der behandelnde Psychiater verschrieb ihm laut den Vermerken ein Mittel gegen Schlafstörungen und bat den Patienten darum, dies mit der Flugmedizin-Abteilung seines Arbeitgebers abzuklären. Später stellte der Arzt offenbar ein Rezept für das Antidepressivum Mirtazapin aus.

Lubitz' nahm vier Psychopharmaka

In den letzten Wochen vor dem Absturz der Germanwings-Maschine dürfte Lubitz insgesamt vier Psychopharmaka konsumiert haben. Bei der Hausdurchsuchung fanden die Ermittler neben Mirtazapin drei weitere Medikamente, die bei der Behandlung von Depressionen eingesetzt werden.

In den Akten ist auch dokumentiert, dass Lubitz in den letzten Monaten seines Lebens etwa 40 Ärzte aufgesucht hatte. Darunter vor allem Psychiater und Augenärzte. Er klagte über Seh- und Schlafstörungen, Lichtblitze und Ohrgeräusche. Das Ergebnis der Untersuchungen: Organisch sei alles in Ordnung, eine psychologische Behandlung jedoch notwendig.

Ein Teil der Akten befasst sich mit Lubitz' Liebesleben: Offenbar führte er acht Jahre lang eine glückliche Beziehung. Laut der Staatsanwaltschaft sagten das nicht nur seine Lebensgefährtin, sondern auch deren Eltern und Freunde. Laut "Bild" sei es aber unwahrscheinlich, dass die Lebensgefährtin nichts von den Problemen ihres Freundes wusste. Denn: Im Verhörprotokoll steht, dass auf Lubitz' Nachttisch eine blaue Mappe mit Duzenden ärztlichen Attesten und Rezepten lag.

Lubitz' Mutter schickte Sohn zum Arzt

Lubitz' Mutter bemerkte offenbar schon im Februar 2015 Veränderungen an ihrem Sohn. Daraufhin schickte sie ihn zum Psychologen, dieser hatte ihn schon 2008 wegen Depressionen behandelt. Deswegen hatte er seine Pilotenausbildung von November 2008 bis August 2009 unterbrochen. Danach galt er jedoch als geheilt. In den Jahren von 2009 bis 2014 hatten die Fliegerärzte dann keine Auffälligkeiten bei dem Piloten festgestellt. Die letzte fliegerärztliche Untersuchung erfolgte im Juli 2014, die nächste wäre im August 2015 fällig gewesen.

Dazu kam es jedoch nicht mehr. Der Co-Pilot brachte den Airbus am 24. März 2015 absichtlich zum Absturz, 149 Menschen kamen ums Leben.

Quelle: ntv.de, kpi

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