Großeinsatz in Brandenburg Polizei hat keinen Kontakt zum verschanzten Mann
11.11.2023, 16:06 Uhr Artikel anhören
Die Lage bei einem Großeinsatz in Brandenburg ist unübersichtlich. Während das Kind und seine Mutter inzwischen in Sicherheit sind, versucht die Polizei Kontakt zu dem in einem Haus verbliebenen Mann aufzunehmen. Dieser hat nun erneut Schüsse abgegeben.
Der bewaffnete Mann, der sich seit mehr als 24 Stunden in einem Haus in der Gemeinde Milower Land in Brandenburg verschanzt, hat am heutigen Samstag weitere Schüsse abgegeben. Das sagte Polizeisprecher Daniel Keip der Deutschen Presse-Agentur. Die Schüsse seien in dem Gebäude gefallen. Die Polizei versuche weiterhin, Kontakt zu dem Mann herzustellen. Seit Freitagnachmittag hält ein Großeinsatz der Polizei eine Gemeinde in Brandenburg in Atem. Mehr als 24 Stunden dauerte der Einsatz am Nachmittag schon an.
Nach Angaben der Polizei hatte es einen Beschluss des Amtsgerichts gegeben, angeregt vom Jugendamt. In dem Haus in Milower Land hielten sich bei Ankunft der Einsatzkräfte am Freitag um 13.45 Uhr ersten Erkenntnissen zufolge der Verdächtige und ein weiterer Mann sowie ein Kind mit seiner Mutter auf. Es sollen Schüsse aus dem Haus gefallen sein. Zahlreiche Details sind derzeit unklar - etwa in welcher Beziehung die erwachsenen Personen zueinander stehen.
In der Nacht soll die Mutter nach den Angaben der Polizei aus dem Haus getreten sein und das Kind dem Jugendamt übergeben haben. Zudem erfolgte am späten Freitagnachmittag eine Festnahme. Einer der Männer sei mit einer Waffe aus dem Haus getreten und von Polizisten überwältigt worden, sagte eine Sprecherin der Polizeidirektion West. Verletzt wurde den Angaben zufolge niemand. Laut der Sprecherin hält sich der andere Mann weiter in dem Gebäude auf. Die Schüsse aus dem Haus sollen von ihm abgegeben worden sein. Kontakt zum Verdächtigen besteht derzeit nicht. Weiterhin versuche die Polizei, diesen herzustellen, sagte ein Sprecher am Nachmittag.
Detonation vor dem Haus
Das Haus im Ortsteil Vieritz in Brandenburg sei noch immer umstellt, die Lage unverändert, hieß es. Die Gemeinde Milower Land hat rund 4400 Einwohner, im Ortsteil Vieritz leben rund 300. Die Lage blieb unübersichtlich. Einwohner äußerten sich beunruhigt. Die Polizei hatte Anwohner dazu aufgerufen, in ihren Häusern zu bleiben. Der Bürgermeister der Gemeinde Milower Land rief zur Besonnenheit auf. Das Dorf liegt etwa 20 Kilometer nordwestlich von Brandenburg an der Havel.
Ein Reporter berichtete am Samstagmittag von einer Detonation vor dem Haus. Ein Panzerfahrzeug habe sich Richtung Gebäude in Bewegung gesetzt. Die Polizei wollte bis zum Nachmittag einen Zugriff zunächst nicht bestätigen. Die polizeilichen Maßnahmen liefen noch, wie es hieß.
Die Polizei hatte mit ihrem Einsatz das Jugendamt bei der Durchsetzung eines Beschlusses des Amtsgerichts unterstützt. Wegen anzunehmender Kindeswohlgefährdung waren auch Spezialeinheiten zum Einsatzort in den Ortsteil der Gemeinde Milower Land angerückt. Die genauen Hintergründe des Vorfalls waren zunächst noch unklar. Auch Details zur bewaffneten Person wollte ein Sprecher der Polizei zunächst nicht mitteilen.
"Hoffentlich behalten alle die Nerven"
Einwohner zeigten sich besorgt. "Man weiß ja nicht, wie es ausgehen wird", sagte der 33-jährige Harry Meier. Anwohner hätten von Familienstreitigkeiten in dem betroffenen Wohnhaus im Ortsteil Vieritz berichtet. Meier wohnt am Ortsrand, außerhalb des abgesperrten Gebietes. Das Wohnhaus, aus dem die Schüsse abgegeben wurden, befinde sich etwa in der Mitte des Dorfes, beschrieb er. Bürger sollen dort auf Anweisung der Polizei für die Dauer des Einsatzes in ihren Wohnungen bleiben.
Anwohner, die von außerhalb kommen, dürfen seit dem Polizeieinsatz nicht in ihre Häuser. Bürgermeister Felix Menzel rief dazu auf, sich nicht an Spekulationen im Internet zu beteiligen. "Das bringt nichts, die Leute sollen bitte abwarten", sagte Menzel am Morgen in der "Märkischen Allgemeinen Zeitung". "Ich hoffe, dass niemand verletzt wird - weder von der Bevölkerung noch von den Einsatzkräften." Die Situation sei beunruhigend und außergewöhnlich. "Hoffentlich behalten alle die Nerven."
Quelle: ntv.de, Silke Nauschütz, Matthias Arnold und Cevin Detlaff, dpa