Großrazzia in 16 BundesländernPolizei lässt internationale Hacker auffliegen

Im Kampf gegen Internetkriminelle durchsucht die Polizei fast 200 Wohnungen und beschlagnahmt Hunderte Computer. Die Beschuldigten sollen Schadsoftware zum Ausspionieren von Passwörtern bereitgestellt haben. Nun sitzen zwei Männer in U-Haft.
Bei Razzien gegen kriminelle Hacker in ganz Deutschland haben Ermittler Wohnungen und Firmenräume von 170 Verdächtigen gefilzt. Hinzu kamen Durchsuchungen in den Niederlanden, Luxemburg, Frankreich und Kanada, wie Generalstaatsanwaltschaft und das Polizeipräsidium Koblenz mitteilten. Zwei Männer kamen in Untersuchungshaft: der Hauptbeschuldigte aus Rheinland-Pfalz sowie ein Mann aus dem Saarland, der im Besitz von Drogen im Kilogrammbereich und Waffen war.
Bei der internationalen Aktion stellten fast 700 Polizisten und drei Staatsanwälte mehr als 300 Computer und Datenträger sicher. Den Angaben zufolge sollen die mutmaßlichen, weltweit agierenden Hacker für andere Internetkriminelle sogenannte Hackertools bereitgestellt haben. "Zu den angebotenen Dienstleistungen gehörte unter anderem eine spezielle Software, die der Tarnung fremder Schadsoftware (beispielsweise Viren, Trojaner) diente, um diese für Antivirenprogramme unsichtbar zu machen", hieß es.
Fast 200 Wohnungen durchsucht
Diese Schadsoftware wiederum habe zum Ausspionieren beispielsweise von Passwörtern und Bankdaten gedient, um damit betrügen und auch erpressen zu können. "Dem Zugriff auf private und sensible Daten einer Vielzahl ahnungsloser Bürgerinnen und Bürgern war Tür und Tor geöffnet", teilten Generalstaatsanwaltschaft und das Polizeipräsidium mit. Zur Schadenshöhe könne noch nichts gesagt werden - dazu müssten erst die sichergestellten umfangreichen Dateien ausgewertet werden, sagte Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer. Das werde wohl länger dauern.
Durchsucht wurden in allen 16 Bundesländern 175 Wohnungen und Firmenräume. Federführend war die Landeszentralstelle Cybercrime der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz. Das Dezernat Cybercrime des Landeskriminalamtes Rheinland-Pfalz koordinierte mit den polizeilichen Zentralstellen der Bundesländer und dem Bundeskriminalamt die internationalen Ermittlungen.