Panorama

Großrazzia in NRWPolizei zerschlägt Schwarzarbeit-Netz

30.01.2018, 19:00 Uhr
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Bei einer Pressekonferenz in Krefeld präsentieren die Ermittler Gegenstände, die sie sichergestellt haben. Darunter ist auch diese automatische Armbrust. (Foto: dpa)

Seit 2016 sind Ermittler einer Schwarzarbeit-Bande auf den Fersen. In Nordrhein-Westfalen schlagen Polizei und Zoll zu und decken bei Razzien das ausgeklügelte System auf. An den Scheingeschäften waren nicht nur kleine Firmen beteiligt.

Mit dem bislang größten Schlag gegen organisierte Schwarzarbeit am Bau in Nordrhein-Westfalen hat der Zoll ein kriminelles Netzwerk ausgehoben, das einen Schaden von rund 48 Millionen Euro verursacht haben soll. An der Betrugsmasche sollen 450 Baufirmen beteiligt gewesen sein, wie Zoll und Polizei in Krefeld mitteilten.

Bei einer landesweiten Razzia waren am Dienstag mehr als 1100 Beamte von Zoll und Polizei im Einsatz. Sie durchsuchten 140 Wohnungen und Geschäftsräume. Sechs Männer und zwei Frauen im Alter von 31 bis 72 Jahren wurden mit Haftbefehl festgenommen. Die Fahnder beschlagnahmten Waffen, darunter zwei automatische Armbrüste, Bargeld und mehrere Fahrzeuge. Auch Spezialkommandos der Polizei waren im Einsatz.

Die Beschuldigten sollen über ihr Firmengeflecht den Bauunternehmen Scheinrechnungen für nicht erbrachte Leistungen ausgestellt haben. Die Firmen hätten die Rechnungen bezahlt und das Geld - nach Abzug einer Provision von bis zu 10 Prozent - in bar zurück erhalten, sagte der Sprecher der Ermittlungskommission, Heinz Michael Horst. Es handele sich um einen Fall von erheblichen Dimensionen. Gegen die 450 Käufer der Scheinrechnungen seien eigene Ermittlungsverfahren eingeleitet worden.

"Aus Weißgeld Schwarzgeld zu machen"

Die Scheinrechnungen wurden als Betriebsausgaben verbucht. Mit dem von den Scheinfirmen zurückgezahlten Geld hätten die Bauunternehmen dann tatsächliche Schwarzarbeit bezahlt. Auf diese Weise hätten die Firmen Steuern und Sozialabgaben hinterzogen. Horst sprach von einem System, "aus Weißgeld Schwarzgeld zu machen". Die Scheinrechnungen hätten sich auf Beträge von bis zu 4 Millionen Euro belaufen. Das zeige, dass nicht nur kleine Firmen beteiligt gewesen seien, sagte Horst.

Die Ermittlungen liefen bereits seit 2016. Bisher konnten den Angaben zufolge 14 Scheinfirmen aufgedeckt werden, die von den acht Hauptbeschuldigten über 28 Strohmänner gesteuert wurden. Diese "Servicefirmen" wurden jeweils nach kurzer Zeit abgemeldet, die Strohmänner tauchten regelmäßig unter. Der bei den Ermittlungen federführende Wuppertaler Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert sagte, es handele sich um "hochprofessionelle Täter". Wenn den Beschuldigten vor Gericht Steuerhinterziehung im besonders schweren Fall nachgewiesen werde, drohten ihnen je Fall Freiheitsstrafen von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Zudem müssten sie mit Schadenersatzforderungen in Millionenhöhe rechnen.

Quelle: kpi/dpa

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