"Ekelhaft heuchlerisches Spanien" Pornosternchen macht Politik
08.10.2016, 10:33 Uhr
Ausschnitt aus "Patria" (Vaterland) - Ist das noch Werbung oder schon Gesellschaftskritik?
(Foto: YouTube/Salon Erotico de Barcelona Apricots 2016)
Amarna Miller ist ein bekannter Pornostar in Spanien. Derzeit macht die 25-Jährige allerdings nicht mit ihren körperlichen Reizen Furore – sondern mit einem wenig erotischem Video, in dem sie die Politik, Justiz, Kirche und Gesellschaft ihres Geburtslandes zerpflückt.
"Ich heiße Amarna Miller, bin Pornodarstellerin und wurde in einem heuchlerischen Land geboren, in dem mich dieselben Leute als Nutte bezeichnen, die sich zu meinen Videos einen runterholen" - mit diesen bedeutungsschwangeren Worten beginnt ein Video, das derzeit viral geht.
Der 90-Sekunden-Clip wurde eigens für die Erotikmesse in Barcelona gedreht. Doch statt mit ihren körperlichen Reizen für ihr Business zu werben, nutzt Amarna Miller die große Bühne, um die sozialen Missstände in in ihrem Geburtsland anzuprangern. Mit eindringlichem Blick schaut Miller in die Kamera und spricht mit fester Stimme.
Spanien sei ein Land, das das Leben liebt, aber im Namen der Kunst töte, klagt Miller. Zu sehen ist ein Mann, der ein Baby im Arm hält. Mit blutverschmierter Hand streicht er über den Kopf des Kindes. Als die Kamera aufzieht, offenbart er sich dem Zuschauer als Matador. Im Rücken des Babys steckt ein Spieß.
Während im Hintergrund ein Requiem läuft, zerpflückt die 25-Jährige Politik, Justiz, Kirche und Gesellschaft ihres Geburtslandes. Spanien sei "ein Land, das sich über Korruption empört, aber weiterhin Räuber wählt. Wo man dieselben Banken rettet, die Tausende Familien vertrieben haben. Ein Land, wo jene, die sich für Moralhüter halten, die Gefährlichsten sein können. Bei diesen Worten ist ein Priester zu sehen, der sein Gewand hebt und nur mit Slip bekleidet anzüglich tänzelt.
Das letzte Abendmahl
Miller beschreibt Spanien als Land, in dem die Prostitution immer noch illegal ist, die Zahl der Freier aber weiter zunimmt. Als Land, das mit Offenheit und Toleranz prahlt, in dem aber homosexuelle Schiedsrichter Morddrohungen erhalten.
Das Video, das von der Agentur Vinema erstellt wurde, wird von den Vorsitzenden der linken Podemos-Partei Pablo Iglesisas Turrion und Inigo Errejon unterstützt und auf YouTube innerhalb weniger Tage bereits über drei Millionen Mal angeklickt.
Am Ende des Clips kehrt die Kamera zurück zu Miller, diesmal sitzt sie in einer Kulisse, die das Letzte Abendmahl symbolisieren soll. Sie endet mit den Worten: "Ja, wir leben in einem ekelhaft heuchlerischen Land, aber einige geben nicht auf."
Quelle: ntv.de, dsi