Panorama

Der Sturm nach dem Sturm "Potenzial von 'Zeynep' größer als bei 'Ylenia'"

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Orkan "Ylenia" richtet viele Schäden im Land an. Doch die Gefahr ist nicht vorüber - im Gegenteil. Mit "Zeynep" folgt ein sogenannter Schnellläufer, der neben Sturmschäden eine weitere Flut mit sich bringen dürfte, wie ntv-Meteorologe Björn Alexander erklärt.

ntv: Orkan "Ylenia" ist leider nicht der letzte Sturm in dieser Woche. Was erwartet uns noch?

Björn Alexander: Über dem Atlantik hat sich im Schlepptau von "Ylenia" bereits das nächste Orkantief gebildet. "Zeynep" nämlich, der als sogenannter Schnellläufer nicht nur Kurs auf Deutschland genommen hat. Leider ist das Potenzial und die Gefahrensituation nochmals größer als bei "Ylenia".

Wie zieht der Sturm und welche Regionen sind betroffen?

Am Freitagnachmittag und -abend kommt das Hauptsturmfeld im Westen und Nordwesten Deutschlands an. Damit sind zuerst die Bereiche von NRW bis herauf an die Nordsee bis nach Schleswig-Holstein betroffen. Im weiteren Verlauf des Abends und der Nacht zum Samstag zieht der Sturm - unter weiterer Verstärkung - bis nach Mecklenburg-Vorpommern, ins nördliche Sachsen-Anhalt und in den Norden Brandenburgs.

Welche Windgeschwindigkeiten sind in den betroffenen Regionen zu erwarten?

Im Flach- und Binnenland drohen schwere Sturm- bis Orkanböen von 90 bis 120 km/h - zum Teil mehr. Wobei in der Nacht mit der Intensivierung auch die Nordmetropolen Bremen und Hamburg von vollen Orkanböen bis Tempo 140 getroffen werden könnten. Noch heftiger werden die Böen direkt an der Küste, im angrenzenden Binnenland und auf den Bergen ausfallen.

Wie schlimm wird es dort?

Die Kammlagen der Mittelgebirge und hier insbesondere der Oberharz gehen in Richtung 160 km/h. Eine ähnliche Größenordnung ist ebenfalls an der Nordsee zu erwarten. Da der Sturm aus westlichen Richtungen an die Küsten drückt, baut sich gleichzeitig eine weitere Sturmflut auf. Vor allem die Regionen im Bereich der Elbmündung bis nach Hamburg müssen sich mit dem Nachthochwasser sogar auf eine schwere Sturmflut vorbereiten.

Was sind vergleichbare Sturmereignisse der letzten Jahre?

Das ist bei akuten Schäden im Vorfeld und auch in Anbetracht der Unsicherheiten bei den Prognosen der einzelnen Computermodelle für die Details leider noch schwer zu sagen. Vom Potenzial könnte es aber stellenweise in die Richtung von Orkan "Kyrill" im Jahr 2007 reichen. Für den Norden, wo "Kyrill" seinerzeit nicht so heftig war, wären vereinzelt auch Auswirkungen wie bei "Anatol" im Jahr 1999 denkbar.

Wie gefährlich ist die Lage insgesamt einzuschätzen?

Es ist auf jeden Fall eine extrem gefährliche Entwicklung mit hohem Schadenspotenzial. Und grundsätzlich muss sich die Nordhälfte auf eine schlimme Nacht zum Samstag einstellen. Der Aufenthalt im Freien, nicht notwendige Autofahrten oder gar die Nähe zu Bäumen oder Baugerüsten sollten vermieden werden. Insbesondere weil ja aufgrund der aktuellen Sturmlage Äste oder ganze Bäume bereits angeknackst sein können und nur auf die nächste Orkanböe warten, um zu Boden zu gehen. Selbstredend wird sich "Zeynep" gleichfalls auf den Bahn- und Flugverkehr auswirken.

Beruhigt sich das Wetter anschließend?

Am Samstag sind bevorzugt im Norden und Osten weitere Sturmböen drin - an Nord- und Ostsee auch schwere Sturm- bis Orkanböen. Und auch der Sonntag bringt landesweit noch einen sehr lebhaften bis stürmischen Wind. Aber der ganz große Sturm ist erst mal durch.

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Wie verläuft das Wochenende abseits der Windprognosen?

Der Samstag wird in der Mitte und im Süden vorübergehend freundlicher, während bei den Nordlichtern Graupelgewitter unterwegs sind. Dazu bringen es die Temperaturen auf 4 bis 10 Grad. Am Sonntag folgt in der Nordhälfte der nächste, teilweise kräftige Regen. Nur der Süden zeigt sich noch länger trocken, mit etwas Sonne bei 5 bis 11 Grad.

Quelle: ntv.de

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