Vandalismus, Internet-Angriffe Rechtsextreme Bedrohung belastet KZ-Gedenkstätten
22.09.2023, 14:49 Uhr Artikel anhören
KZ-Gedenkstätten wie in Sachsenhausen bei Berlin sind wichtige Orte des Erinnerns.
(Foto: picture alliance/dpa)
Sie sind wichtige Orte des Erinnerns, doch zunehmend sehen sich die KZ-Gedenkstätten einer Bedrohung von Rechts ausgesetzt. Berichtet wird von Vandalismus, Hakenkreuz-Schmierereien und zunehmender Präsenz Rechtsextremer. Auch im Internet steigt die Zahl der Angriffe.
Die KZ-Gedenkstätten in Deutschland sehen sich einer zunehmenden rechtsextremen Bedrohung ausgesetzt. Dies ergab eine Umfrage des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) bei den Gedenkstätten Dachau, Buchenwald, Bergen-Belsen, Neuengamme und Sachsenhausen/Ravensbrück. Berichtet werde von Vandalismus, Hakenkreuz-Schmierereien und verstärkter Präsenz von Rechtsextremen vor Ort.
"Es sind derzeit bundesweit gehäuft Fälle von Vandalismus, Schmierereien und anderen Vorfällen an deutschen Gedenkstätten festzustellen", sagte die Sprecherin der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen, Clara Mansfeld, dem RND. "Das erfüllt uns mit Sorge."
"Handelte es sich vor zwei Jahren noch um Vorfälle, die circa einmal im Monat zu verzeichnen waren, waren sie dann alle 14 Tage festzustellen, nun sind von uns nahezu wöchentlich Taten zur Anzeige zu bringen", sagte der stellvertretende Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Rikola-Gunnar Lüttgenau, dem RND. Er betonte, die kontinuierlich steigende Zahl entsprechender Vorfälle sei "ein Seismograf dafür, dass versucht wird, diese Grundfeste der heutigen Bundesrepublik ins Rutschen zu bringen".
Die Vorfälle beschränken sich dem Bericht zufolge jedoch nicht nur auf die Gelände und Räumlichkeiten, wie die Sprecherin der KZ-Gedenkstätte Dachau, Verena Bierl, dem RND sagte. "In den letzten Jahrzehnten kam es unter anderem zu einer Verlagerung von Angriffen und Störungen in den digitalen Raum."
Diesen Eindruck teilen auch andere Gedenkstätten. "Die Grenzen des Sagbaren werden seit einiger Zeit verschoben und demokratiefeindliche und rechtsradikale Ansichten erscheinen hoffähig geworden zu sein", so eine Sprecherin der Gedenkstätte Bergen-Belsen gegenüber dem RND. Der Umgang mit den Äußerungen von Bayerns Vizeministerpräsident Hubert Aiwanger zeige dies "beispielhaft". Im August war bekannt geworden, dass der Politiker der Freien Wähler als 16 Jahre alter Schüler ein oder mehrere Exemplare eines antisemitischen Flugblatts in seinem Schulranzen hatte.
Quelle: ntv.de, ara/AFP