Synodaler Weg ist notwendig Bätzing kontert Protest ausländischer Priester
20.04.2022, 11:18 Uhr (aktualisiert)
Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, zeigt sich erstaunt und befremdet über die Kritik ausländischer Geistlicher am synodalen Weg in Deutschland.
(Foto: picture alliance/dpa)
Ausländische Priester greifen den Reformprozess der deutschen katholischen Kirche an, sprechen von Genderideologie und untergrabener Autorität. Das lässt Georg Bätzing, Vorsitzender der deutschen Bischöfe, nicht auf sich sitzen: Es müsse offen über Macht und Machtmissbrauch gesprochen werden, sagt er.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat Kritik ausländischer Kardinäle und Bischöfe an dem derzeitigen Reformprozess der deutschen Katholiken zurückgewiesen. Die Vorwürfe lösten "Befremden" aus, schrieb Bätzing in einem Brief an den Erzbischof von Denver und mehr als 70 andere Oberhirten aus den USA und anderen Ländern. "Dies gilt insbesondere deshalb, weil hier Behauptungen in den Raum gestellt werden, für die man angesichts ihres Gewichts Begründungen erwarten könnte. Diese bleiben Sie uns jedoch leider schuldig."
Die Kardinäle und Bischöfe hatten in einem Offenen Brief gegen den deutschen Synodalen Weg protestiert. Er berge die Gefahr einer Spaltung, kritisierten die Amtsträger. Prominentester Unterzeichner ist der australische Kurienkardinal George Pell, der wegen des sexuellen Missbrauchs von zwei Chorknaben zunächst zu sechs Jahren Haft verurteilt, dann aber im Berufungsverfahren nach 13 Monaten Haft freigesprochen wurde.
Der Limburger Bischof Bätzing wies die Unterzeichner darauf hin, dass der Anlass für den Synodalen Weg der Missbrauchsskandal gewesen sei. Dies werde in ihrem Offenen Brief jedoch leider überhaupt nicht erwähnt. "Ich würde mich allerdings sehr wundern, wenn Sie und die Unterzeichner des Offenen Briefes die Bedeutung der Notwendigkeit nicht sähen, sich als Kirche der Frage des Missbrauchs zu stellen und daraus auch für die Kirche und ihre Strukturen Konsequenzen zu ziehen. In diesem Zusammenhang muss leider auch offen über Macht und Machtmissbrauch in der Kirche gesprochen werden, da helfen euphemistische Verbrämungen, wie Sie sie in Ihrem Schreiben versuchen, nicht wirklich weiter."
Kritiker sehen Sexualmoral untergaben
In dem Offenen Brief hatten die Bischöfe "wachsende Sorge über den Charakter des gesamten Synodalen Weges und den Inhalt der synodalen Dokumente" bekundet. Die deutsche Initiative habe schon viel "Verwirrung" unter frommen Gläubigen gestiftet. Es fehle hier am echten Hören auf den Heiligen Geist. Die Unterzeichner merken unter anderem an, dass der Synodale Weg die kirchliche Autorität und Sexualmoral untergrabe. Die synodalen Texte seien von "zeitgenössischen politischen Ideologien, einschließlich der Genderideologie, inspiriert".
Bätzing stellte hingegen klar, der Synodale Weg untergrabe "in keinster Weise die kirchliche Autorität, einschließlich der von Papst Franziskus". Der seit Ende 2019 laufende Synodale Weg ist eine Reaktion auf den massenhaften sexuellen Missbrauch von Kindern durch katholische Priester. Er will die Strukturen verändern, die diese Verbrechen über Jahrzehnte hinweg möglich gemacht haben. Es geht dabei um den Umgang mit Macht, die Position der Frau, die katholische Sexualmoral und die verpflichtende Ehelosigkeit der Priester. Der Vatikan verfolgt die deutschen Reformbemühungen mit größtem Misstrauen.
(Dieser Artikel wurde am Montag, 18. April 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, als/dpa