Politik

Diskriminierung beenden Bischöfe wollen Arbeitsrecht ändern

"Hier braucht es Bewegung", meint der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bätzing.

"Hier braucht es Bewegung", meint der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bätzing.

(Foto: picture alliance/dpa)

In der katholischen Kirche kann es Arbeitnehmer den Job kosten, wenn sie sich zu einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft bekennen. Das soll sich ändern. Die deutschen Bischöfe wollen die Grundordnung, die für etwa 750.000 Arbeitnehmer gilt, neu entwerfen.

Die deutschen Bischöfe wollen das Arbeitsrecht in der katholischen Kirche ändern, um Diskriminierungen homosexueller Mitarbeiter zu beenden. "Hier braucht es Bewegung, hier ist Druck entstanden", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, zur Eröffnung der DBK-Frühjahrsvollversammlung im Wallfahrtsort Vierzehnheiligen in Bayern. "Wir gehen auf eine Veränderung der Grundordnung hin."

Die zehn Artikel der Grundordnung bilden die Grundpfeiler der kirchlichen Arbeitsverfassung. Sie gelten für etwa 750.000 Arbeitnehmer in der katholischen Kirche und ihrer Caritas. Im Mai soll nach Bätzings Angaben in einer bischöflichen Gruppe über einen neuen Entwurf der Grundordnung beraten werden. Im Juni könne die DBK dann im Ständigen Rat über diesen Entwurf diskutieren. In der katholischen Kirche kann es einen den Job kosten, wenn man sich zum Beispiel zu einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft bekennt. Dagegen hatten im Januar 125 queere Beschäftigte unter dem Motto #OutInChurch protestiert.

Diese neue Geschwindigkeit ist die Reaktion auf eine "eklatante Vertrauens- und Glaubwürdigkeitskrise", sagte Bätzing. Seit der Vorstellung des Münchner Missbrauchsgutachtens im Januar explodierten vor allem in Bayern die Austrittszahlen. Das Gutachten der Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl war zu dem Ergebnis gekommen, dass Fälle von sexuellem Missbrauch in der Diözese über Jahrzehnte nicht angemessen behandelt worden waren. Die Gutachter gehen von mindestens 497 Opfern und 235 mutmaßlichen Tätern, zugleich aber von einer deutlich höheren Dunkelziffer aus.

Woelkis Zukunft unklar

Reformbewegungen wie "Wir sind Kirche" hatten im Vorfeld der Versammlung gefordert, die Bischöfe müssten nun "Farbe bekennen" und Konsequenzen ziehen aus den ersten Reformvorschlägen, die der sogenannte "Synodale Weg" bislang erarbeitet hat: Unter anderem sollen die Gläubigen bei Bischofsernennungen mitreden können.

Außerdem stehen die bei reformorientierten Katholiken schon länger formulierten Forderungen im Raum: Diakonat der Frau, verheiratete Priester, Segnung homosexueller Paare. Ob dafür unter den Bischöfen die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit erreicht werden kann, wisse er nicht, räumte Bätzing ein. Schließlich sei jeder Bischof seinem Gewissen verpflichtet. Ein erklärter Kritiker der Reformen, der umstrittene und erzkonservative Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki kehrte mit seinem ersten großen, öffentlichen Auftritt seit Monaten nach einer Auszeit in den Kreis der deutschen Bischöfe zurück.

Woelkis Zukunft war ebenfalls Thema bei der DBK. Bätzing forderte eine schnelle Entscheidung. "Papst Franziskus und vor allem auch der Präfekt der Bischofskongregation in Rom, Kardinal Ouellet, tragen jetzt Verantwortung für diese Situation, die in der Erzdiözese da ist. Und ich glaube, lange zusehen wird man nicht können", sagte Bätzing. "Sonst muss der Papst handeln." Woelki war am Aschermittwoch nach fünfmonatiger Auszeit in sein Amt als Erzbischof von Köln zurückgekehrt. Allerdings bot er dem Papst seinen Amtsverzicht an. Franziskus will "zu gegebener Zeit" darüber entscheiden.

Noch ein anderes Thema bestimmte die Tagesordnung der viertägigen Zusammenkunft: der Krieg in der Ukraine. "Da werden Zivilisten vertrieben, da wird versucht, eine legitime Regierung zu entmachten", sagte Bätzing. Den völkerrechtswidrigen Überfall Russlands auf die Ukraine könne die Welt nicht auf sich beruhen lassen. "Das macht uns Christinnen und Christen hoch besorgt." Die Bischöfe wollten sich über die Lage informieren. "Nicht zuletzt aber wollen wir beten."

Quelle: ntv.de, chf/dpa

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