Gerüchte über Papst-Rücktritt Franziskus tagt mit allen 200 Kardinälen
01.09.2022, 10:26 Uhr (aktualisiert)
Papst Franziskus öffnet die Heilige Pforte in der Basilika Collemaggio, wo der erste zurückgetretene Papst der Geschichte begraben ist.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Sehr wortkarg gibt sich der Vatikan zu den Gründen, warum Franziskus alle 200 Kardinäle zu sich nach Rom ruft. Die ungewöhnliche Vollversammlung nährt Gerüchte über einen möglichen Papst-Rücktritt. Offiziell ist eine Reform der Verfassung das Thema.
Wie sonst nur bei einem Konklave üblich sind rund 200 Kardinäle im Vatikan mit Papst Franziskus zu einer Vollversammlung zusammengekommen. Bei dem Treffen will das Oberhaupt der Katholiken die neue Verfassung des Kirchenstaates namens ""Praedicate Evangelium" (Verkündet das Evangelium) besprechen, die seit Anfang Juni in Kraft ist. Der Heilige Stuhl gab vor dem zweitägigen Treffen kaum Details bekannt. Auch am Mittag beschränkte sich die Kommunikation auf einen einzigen Satz: "Im Vatikan läuft im Beisein des Heiligen Vaters Franziskus die Versammlung der Kardinäle zur neuen Apostolischen Verfassung Praedicate Evangelium." Als einziger öffentlicher Termin ist eine Abschlussmesse am Dienstag vorgesehen.
Der 85 Jahre alte Pontifex will seine Kirche reformieren, die neue Verfassung ist ein Teil dieses Vorhabens. Unter anderem will er die Behörden des Vatikan öffnen, damit etwa auch Laien oder Frauen Zugang zu leitenden Ämtern haben. Vielen gehen die Vorhaben des Papstes aber nicht weit genug. Eine Gruppe von Frauen protestierte am Morgen neben der Petersbasilika mit roten Regenschirmen, auf denen sie sich mit Formulierungen wie "Reform bedeutet Frauen" oder "Mehr als die Hälfte der Kirche" für mehr Mitspracherecht der Frauen stark machten.
Eine Kardinalsvollversammlung mitten im August ist sehr ungewöhnlich. Mit zwei weiteren Terminen direkt vor der Zusammenkunft hatte der Papst die Gerüchte rund um einen möglichen Rücktritt weiter angeheizt. Vatikan-Beobachter halten einen solchen Schritt derzeit zwar für unwahrscheinlich. Dennoch gibt der schlechte Gesundheitszustand des Heiligen Vaters den Spekulationen seit Monaten neue Nahrung.
Zwei vielsagende Wochenendtermine
Erst am Samstag hatte Franziskus 20 neue Kardinäle ernannt. Am Sonntag betete er am Grab jenes Papstes, der als erster in der Kirchengeschichte freiwillig zurückgetreten war. Dazu flog er mit einem Hubschrauber in die italienische Stadt L'Aquila, traf dort Hinterbliebene von Opfern des tödlichen Erdbebens von 2009 und betete am Grab Coelestins V. in der Basilika Santa Maria di Collemaggio.
Papst Coelestin V. legte 1294 als erster Papst freiwillig sein Amt nieder. Auch Papst Benedikt XVI. betete wenige Jahre vor seinem Amtsverzicht im Jahr 2013 an diesem Grab. Benedikts Besuch und die Ablage seines Amtsabzeichens am Grab Coelestins V. wurden später als stille Rücktrittsankündigung interpretiert.
Mit der Ernennung von 20 neuen Kardinälen nahm Papst Franziskus zumindest schon mal spürbar Einfluss auf die Zukunft der katholischen Kirche. 16 von ihnen dürften in einem Konklave, also einer Papstwahl, ihre Stimme für ein neues Oberhaupt der katholischen Kirche abgeben, weil sie noch nicht die vorgeschriebene Altersgrenze von 80 Jahren überschritten haben.
(Dieser Artikel wurde am Montag, 29. August 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, mau/dpa