Panorama

71 erstickte Flüchtlinge in LkwSchlepper sollen lebenslänglich in Haft

04.05.2017, 19:25 Uhr
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(Foto: dpa)

Als vor zwei Jahren Dutzende tote Flüchtlinge in einem Lastwagen auf einer österreichischen Autobahn gefunden werden, läuft eine Schockwelle durch Europa. Vor Prozessbeginn in Ungarn kündigt die Staatsanwaltschaft nun ihre Strafforderung an.

Der grausame Erstickungstod von 71 Flüchtlingen in einem Lastwagen im August 2015 landet vor einem ungarischen Gericht. Die Staatsanwaltschaft teilte mit, dass sie für vier der elf Angeklagten bei dem Prozess in Kecskemet lebenslange Haftstrafen beantragen werde. Der Prozess findet in Ungarn statt, weil die Flüchtlinge laut Gutachtern schon vor dem Überfahren der Grenze tot waren. Sie wurden dann an einer Autobahn im österreichischen Burgenland gefunden.

Bei den vier Hauptangeklagten handelt es sich um einen Afghanen und drei Bulgaren, wobei der Afghane laut den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft der Chef der Schleuserbande war. Für die sieben anderen Angeklagten - sechs Bulgaren und einen Libanesen - will die Staatsanwaltschaft Haftstrafen ohne Bewährung beantragen. Die Schleuser sollen zwischen Februar und August 2015 mehr als 1100 Flüchtlinge nach Österreich gebracht haben, von denen sie jeweils 1000 bis 1500 Euro kassierten.

Zehn der mutmaßlichen Täter befinden sich in Haft, nach einem wird noch gefahndet. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, vom Ersticken der Flüchtlinge in dem Kühlwagen gewusst zu haben und daher mit "besonderer Grausamkeit" vorgegangen zu sein.

Der Fund des "Todes-Lkw" an einer Autobahn im Burgenland war eines der Alarmzeichen der damals heraufziehenden Flüchtlingskrise. Vier Tage nach der grauenvollen Entdeckung sprach Bundeskanzlerin Angela Merkel ihr berühmtes "Wir schaffen das" aus, mit dem sie die verstärkten politischen Anstrengungen beschrieb, die Flüchtlingskrise zu bewältigen. Bei den 71 zu Tode gekommenen Flüchtlingen stammten zumeist aus Syrien, dem Irak und Afghanistan. Es waren 59 Männer, acht Frauen und vier Kinder.

Quelle: vpe/AFP

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