Acht Tote in US-Massagesalons Schütze spricht von Sexsucht als Motiv
17.03.2021, 20:39 UhrIm US-Bundesstaat Georgia erschießt ein junger Mann in drei Massagesalons acht Menschen. Mehrere Opfer sind asiatischstämmig. Doch der Schütze behauptet, kein rassistisches Motiv gehabt zu haben. Stattdessen spricht er von seiner Sexsucht und dem Wunsch, die "Versuchung" zu beseitigen.
Eine Serie tödlicher Attacken erschüttert die Region um die US-Stadt Atlanta. In drei verschiedenen Massage-Salons im südlichen US-Bundesstaat Georgia wurden am Dienstag innerhalb kurzer Zeit acht Menschen erschossen. Die Zeitung "Atlanta Journal-Constitution" berichtete, bei sechs der Toten handele es sich um asiatischstämmige Frauen. Kurz nach den Vorfällen in und um die Hauptstadt Atlanta nahm die Polizei einen 21-jährigen Weißen fest, der verdächtigt wird, die Attacken begangen zu haben.
Die Polizei teilte mit, es sei noch zu früh, um ein klares Motiv zu benennen. Der Verdächtige habe bei seiner ersten Vernehmung keine rassistischen Beweggründe genannt, sondern eine Sexsucht als Antrieb für die tödlichen Angriffe vorgebracht. Außerdem habe er nach eigenen Angaben im angrenzenden Bundesstaat Florida weitere Taten geplant.
Nach Angaben des südkoreanischen Außenministeriums waren vier der Todesopfer Frauen koreanischer Abstammung. Die Polizei äußerte sich nicht im Detail zu der Identität und dem Geschlecht aller Opfer, sprach jedoch von mehreren asiatischstämmigen und zwei weißen Opfern.
Biden warnte vor Gewalt gegen asiatischstämmige Amerikaner
US-Präsident Joe Biden sagte im Weißen Haus, er habe wegen der Tat mit Justizminister Merrick Garland und dem Direktor der Bundespolizei FBI, Christopher Wray, telefoniert. "Die Frage der Motivation ist noch zu klären." Unabhängig davon wisse er aber, dass asiatischstämmige Amerikaner wegen der seit der Pandemie zunehmenden Gewalt gegen die Bevölkerungsgruppe "sehr, sehr besorgt" seien.
Biden hatte bei einer Fernsehansprache in der vergangenen Woche ein sofortiges Ende der Hassverbrechen gegen asiatischstämmige Amerikaner gefordert, die zu Sündenböcken gemacht würden. Diese Taten seien "unamerikanisch". Bidens Vorgänger Donald Trump hatte das Coronavirus regelmäßig als "China-Virus" bezeichnet.
Eltern des Täters halfen bei der Fahndung mit
Am Dienstagnachmittag (Ortszeit) hatte die Polizei in Cherokee County zunächst zwei durch Schüsse getötete und drei verletzte Menschen in einem asiatischen Massage-Salon gefunden. Zwei Verletzte starben im Krankenhaus. Kurz darauf entdeckte die Polizei in einem Spa im knapp 50 Kilometer entfernten Atlanta drei erschossene Menschen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, in einem Aromatherapie-Spa wurde dann noch eine weitere Tote gefunden.
Frank Reynolds von der Polizei in Cherokee County sagte, Ermittler hätten auf Überwachungskameras einen Verdächtigen identifiziert und dessen Bild in Sozialen Medien veröffentlicht. Die Eltern des Verdächtigen hätten daraufhin Kontakt mit der Polizei aufgenommen und bei der Fahndung nach ihrem Sohn geholfen. Polizisten hätten schließlich dessen Telefon geortet und ihn kurz nach den Taten festgenommen. Er habe keinen Widerstand geleistet.
Bei seiner ersten Vernehmung gab der Verdächtige an, an einer Sexsucht zu leiden und in der Vergangenheit selbst Massage-Salons besucht zu haben. Ein Polizeisprecher betonte, der junge Mann habe die Salons als eine "Versuchung" gesehen, die er habe ausmerzen wollen. Jedoch sei es noch zu früh, um klare Aussagen über das Motiv für die Taten zu treffen und darüber, ob es sich um ein Hassverbrechen handele. "Wir sind noch in einem frühen Stadium der Ermittlungen", sagte der Polizeisprecher. Es gebe noch viel zu tun.
Jay Baker von der Polizei in Cherokee County sagte, nach bisherigen Erkenntnissen habe der Verdächtige wohl allein gehandelt. Es gebe keine Hinweise darauf, dass weiter Gefahr bestehe. Der Verdächtige habe auch angegeben, er sei auf dem Weg in den angrenzenden Bundesstaat Florida gewesen und habe dort möglicherweise weitere Attacken begehen wollen.
Quelle: ntv.de, uzh/dpa