"Leicht, Waffen zu verstecken" Schulen in Michigan verbieten Rucksäcke
02.05.2023, 12:08 Uhr Artikel anhören
Kinder und Jugendliche in Flint müssen ihre Bücher, Sportkleidung und Brotboxen künftig anders transportieren.
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
Immer wieder erschüttern Vorfälle mit Waffen an Schulen die USA. Auf ganz unterschiedliche Weise versuchen Gemeinden und Schulen, den Alltag für Kinder und Lehrpersonal möglichst sicher zu machen. Der Bezirk Flint im Nordosten des Landes greift dabei nun zu einem äußerst drastischen Verbot.
Die Sicherheitsbedenken an US-amerikanischen Schulen sind groß. Immer wieder kommt es zu Vorfällen mit Waffen, wie zuletzt an einer Grundschule in Nashville. Eine Person, die früher einmal an der Schule gelernt hatte, gab dort Ende März rund 150 Schüsse ab. Sechs Menschen starben bei dem Amoklauf. Im Januar nahm ein Sechsjähriger eine Schusswaffe mit in seine Grundschulklasse im Bundesstaat Virginia und schoss seiner Lehrerin in die Brust. Die 25-Jährige wurde schwer verletzt.
Für Kinder und Jugendliche ist es häufig nicht schwer, an Waffen zu gelangen, das US-Waffenrecht ist bekanntermaßen alles andere als streng. Schulen und Gemeinden versuchen daher, präventiv tätig zu werden und Schüler und Lehrer zu schützen. Während viele Einrichtungen auf Trainings für den Ernstfall sowie Metalldetektoren setzen, hat der Bezirk Flint im Bundesstaat Michigan nun ein äußerst weitreichendes Verbot erlassen: Schülerinnen und Schüler dürfen ab sofort keine Rucksäcke mehr mit in die Schule bringen.
Auslöser war eine massive Zunahme an Drohungen, wie ein Bezirkssprecher dem Nachrichtenportal "Detroit News" zufolge sagte. Der Bildungsausschuss von Flint genehmigte die Regelung Ende April. Kurz zuvor hatte er einen Vorschlag abgelehnt, wonach durchsichtige Rucksäcke und Taschen weiterhin erlaubt bleiben sollten.
Waffen könnten unter Büchern versteckt werden
"Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir schwierige Entscheidungen treffen und unsere Schulgemeinschaft bitten müssen, Flexibilität, Verständnis und ein gemeinsames Gefühl der Dringlichkeit zu zeigen, wenn es um die Sicherheit geht", schrieb Oberschulinspektor Kevelin Jones in einem Brief an die Eltern. "Rucksäcke machen es Schülern leicht, Waffen zu verstecken." Diese könnten zerlegt und unter Büchern oder anderen Gegenständen versteckt werden.
Dieses Problem könnten auch durchsichtige Rucksäcke nicht vollständig lösen, hieß es in dem Brief weiter. Nur "durch ein generelles Verbot von Rucksäcken und eine verstärkte Sicherheitspräsenz im gesamten Bezirk können wir kontrollieren, was in unsere Gebäude gebracht wird". Die Entscheidung wurde von der Bezirksverwaltung und den Schulleitern mit Unterstützung des Flint Police Department und anderen Sicherheitsbeauftragten getroffen, so Jones.
Erlaubt bleiben nach der neuen Richtlinie einzig kleine Geldbörsen für persönliche Gegenstände, durchsichtige Plastiktüten für Sportkleidung und Brotboxen "in angemessenen Rahmen". Der Bezirk behält sich jedoch vor, auch diese Behältnisse zu durchsuchen. "Wir entschuldigen uns für alle Unannehmlichkeiten, die diese Maßnahme für unsere Schüler und Familien mit sich bringt, aber wenn es um die Sicherheit unserer Schulgemeinschaft geht, werden wir kein Risiko eingehen", schrieb Jones dazu in dem Brief an die Eltern.
"Ich bin immer noch besorgt"
Die Eltern der betroffenen Schüler nehmen das Verbot größtenteils positiv auf. "Es gibt genug Kinder, die Waffen und so etwas mit in die Schule bringen", erklärte etwa Alvin Hamlin, Vater eines Sechsklässlers, gegenüber dem NBC-Sender "Weyi". "Es geht um die Sicherheit der Kinder. Nun weiß jedes Kind, was andere in ihrem Rucksack haben."
Ähnlich sieht es die Mutter Tyanna Martin, wenn auch mit einigen Vorbehalten. "Man kann überall etwas verstecken", sagte sie dem Sender. "Ich bin noch immer besorgt." Vorfälle mit Waffengewalt lassen sich nur durch Kinder verhindern, "die es besser wissen", mahnte sie. "Ich hoffe, dass die Kinder lernen, bessere Entscheidungen zu treffen."
Das Verbot soll vorerst bis Ende des Jahres gelten. Es betrifft elf Schulen mit insgesamt 2800 Schülerinnen und Schülern.
Quelle: ntv.de, spl