Panorama

Nach bestätigtem Fall Schweden: Affenpocken für "Allgemeinheit gefährlich"

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Seit Anfang Mai wurden Affenpocken in mehreren europäischen Ländern nachgewiesen.

(Foto: dpa)

Um Maßnahmen zum Infektionsschutz ergreifen zu können, stuft Schweden Affenpocken als gemeingefährliche Krankheit ein. In Belgien stehen die Virus-Fälle offenbar in Zusammenhang mit einem Fetisch-Festival. In Spanien muss eine Sauna nach einem mutmaßlichen Ausbruch vorerst schließen.

Nach dem ersten bestätigten Fall einer Affenpocken-Infektion in Schweden hat die Regierung des Landes die seltene Viruserkrankung als für die Allgemeinheit gefährlich eingestuft. "Die Einstufung ermöglicht es, Maßnahmen zum Infektionsschutz zu ergreifen, um die weitere Ausbreitung zu verhindern", erklärte Sozialministerin Lena Hallengren. "Wichtig ist auch, dass die Informationen Risikogruppen erreichen und dass die Gesundheitsdienste darauf vorbereitet sind, Verdachtsfälle zu behandeln und zu verfolgen." In Schweden war am Donnerstag der erste Fall von Affenpocken im Großraum Stockholm registriert worden.

In Belgien hängen die Affenpocken-Fälle offenbar mit einem großen Fetisch-Festival in Antwerpen zusammen. Die Organisatoren des Anfang Mai abgehaltenen Darklands Festival erklärten, dass die belgischen Behörden die Ansteckungen mit dem Festival in Verbindung gebracht hätten. Belgien hat bisher drei Affenpocken-Fälle offiziell bestätigt. In Spanien musste eine Sauna für queere Männer wegen eines mutmaßlichen Zusammenhangs mit einem Affenpocken-Ausbruch vorübergehend schließen.

Die belgischen Festival-Organisatoren erklärten auf ihrer Website, es gebe "die berechtigte Annahme", dass das Virus vermutlich von Besuchern aus dem Ausland übertragen worden sei. Die Festival-Leitung sei von der belgischen Regierung gebeten worden, die Festival-Gäste zu informieren. Das Darklands-Festival richtet sich nach Veranstalter-Angaben an die "verschiedenen Gruppen der schwulen Fetisch-Community". Hinter dem Festival stehen nach Angaben der Veranstalter Clubs und Organisationen, mehr als 150 Freiwillige sind dort tätig. Tagsüber finden demnach kommerzielle Events statt, abends Partys.

Erster Fall in Deutschland

In Spaniens Hauptstadt Madrid ordneten die Gesundheitsbehörden die vorübergehende Schließung einer Sauna für queere Männer wegen eines mutmaßlichen Zusammenhangs mit einem Affenpocken-Ausbruch an. Der Sauna-Club "El Paraíso" werde als "Vorsichtsmaßnahme" in den nächsten Tagen geschlossen bleiben, teilten die Betreiber auf Twitter mit. Die Behörden hätten 21 bestätigte Fälle und 19 Verdachtsfälle registriert, sagte Enrique Ruiz Escudero, ein Vertreter der Gesundheitsbehörden der Region Madrid. Die meisten positiv Getesteten hätten eine Verbindung zu der Sauna.

Die vor allem in Zentral- und Westafrika verbreiteten Affenpocken wurden seit Anfang Mai in mehreren europäischen und nordamerikanischen Ländern nachgewiesen. Nach ersten Fällen in Großbritannien gab es auch Meldungen aus den USA und mehreren europäischen Ländern. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) infizierten sich bisher vor allem schwule oder bisexuelle Männer. Grundsätzlich können sich alle Menschen mit dem Virus anstecken.

Die Virologin Sandra Ciesek stellte auf Twitter klar, dass vor allem Menschen mit einem eingeschränkten Immunsystem und Menschen, die unter schlechten hygienischen Bedingungen leben, ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben. Die Übertragung des Virus zwischen Mensch und Mensch erfolge "durch engen körperlichen Kontakt" mit einer infizierten Person. Ciesek führt aus: "Besonders ansteckend sind Hautausschlag, Körperflüssigkeiten (wie Flüssigkeit, Eiter oder Blut aus Hautläsionen) und Schorf." Auch der Speichel von Patientinnen und Patienten könne infektiös sein.

Diesen Freitag war auch in Deutschland erstmals eine Infektion mit Affenpocken nachgewiesen worden. Dabei handelte es sich nach Angaben des bayerischen Gesundheitsministeriums um einen 26-jährigen Brasilianer, der von Portugal über Spanien nach Deutschland einreiste und sich seit etwa einer Woche in München aufhält. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geht nach eigenen Angaben davon aus, dass der Ausbruch eingegrenzt werden kann.

(Dieser Artikel wurde am Samstag, 21. Mai 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, chf/AFP/dpa

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