Panorama

450 Menschen an Bord "Sea-Watch 4" liegt in Sizilien fest

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(Foto: picture alliance / ROPI)

Ein deutsches Rettungsschiff ist bereits im sizilianischen Hafen festgesetzt. Noch ist unklar, wann die "Sea-Watch 4" wieder auslaufen darf. Die italienischen Behörden werfen den Seenotrettern vor, sich nicht an Vorgaben zu halten. Derweil erreichen immer mehr Migranten das Land.

Die Seenotretter der "Sea-Watch 4" fürchten, länger im Hafen der sizilianischen Stadt Trapani festgesetzt zu werden. In der vergangenen Woche kamen die freiwilligen Helfer dort mit mehr als 450 geretteten Bootsmigranten an. Aktuell befinde sich die Crew noch in einer 14-tägigen Quarantäne, erklärte eine Sprecherin von Sea-Watch. Danach sei jedoch unklar, ob das Schiff wieder auslaufen dürfe.

Nach Angaben der Organisation wurde die "Sea-Watch 4" auf Grundlage einer Anordnung aus dem September 2020 wieder festgesetzt, wegen der sie schon einmal im Hafen gehalten wurde. Diese sei zwischenzeitlich aufgehoben worden, bis die italienische Küstenwache zuletzt dagegen Einspruch eingelegt habe. Damit können derzeit beide Schiffe der Organisation nicht auslaufen, da auch die "Sea-Watch 3" weiter im Hafen der sizilianischen Stadt Augusta festsitzt. Im Fall der "Sea-Watch 4" werfen die italienischen Behörden der Organisation vor, unter falscher Registrierung zu fahren, wie es weiter von Sea-Watch hieß.

Derweil erreichen immer mehr Geflüchte Italiens Ufer. Auf der kleinen Mittelmeerinsel Lampedusa sind innerhalb kurzer Zeit mehr als 2000 Bootsmigranten angekommen - und es werden weitere Boote erwartet, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Im Land mehren sich die Alarmrufe, nachdem sich die Zahl der Ankünfte im Vergleich zu Vorjahr insgesamt verdreifacht hat.

In der Nacht zu Montag hatten Patrouillenschiffe vor Lampedusa mehrere hundert Menschen aus kleinen Booten aufgenommen und an Land gebracht. Andere erreichten laut Ansa selbst die Küste. Damit sei die Zahl der Männer, Frauen und Kinder, die auf der Insel innerhalb von 24 Stunden bei 20 Anlandungen registriert wurden, auf 2128 gestiegen.

"Ungelöstes menschliches Drama"

Lampedusa liegt zwischen Nordafrika und der Hauptinsel Sizilien, zu der das Eiland verwaltungsmäßig gehört. Auf Lampedusa leben normalerweise rund 6000 Einwohner. Der sizilianische Regionalpräsident Nello Musumeci sprach von einem "menschlichen Drama der Migranten im Mittelmeerraum", das ungelöst sei. Jeder wisse, dass in den kommenden Wochen viele Migranten auf dem Meer sterben würden. "Aber niemand rührt einen Finger, weder in Rom noch in Brüssel", schrieb er auf Facebook. Nach UN-Angaben starben in diesem Jahr etwas mehr als 500 Migranten im zentralen Mittelmeer.

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In den vergangenen Wochen hatten auch private Seenotretter auf dem Mittelmeer beobachtet, dass sich wieder sehr viele Migranten in Schlauchbooten und kleinen Holzschiffen auf die gefährliche Fahrt Richtung Europa machen, oft von Libyen und Tunesien aus. Ein Grund sei das gute Maiwetter mit oft ruhiger See, hieß es.

Seit Beginn des Jahres kamen nach einer Zählung des Innenministeriums in Rom bis Montagmorgen insgesamt fast 12.900 Migranten nach Italien. Vor einem Jahr waren es zum gleichen Zeitpunkt gut 4180. Besonders viele stammen aus Tunesien, der Elfenbeinküste und aus Bangladesch. Rechte Parteien, darunter die mitregierende Lega von Ex-Innenminister Matteo Salvini, warnten am Wochenende vor "Tausenden illegalen Einwanderern".

Quelle: ntv.de, hny/dpa

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