Panorama

Nach rassistischer Azubisuche Sebnitzer Dachdecker flüchtet sich in Ausreden

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Auf der letzten Seite des Sebnitzer Amtsblattes wurde die Anzeige gedruckt.

Auf der letzten Seite des Sebnitzer Amtsblattes wurde die Anzeige gedruckt.

(Foto: picture alliance/dpa/Sebastian Kahnert)

Ein Dachdecker aus Sachsen veröffentlicht im Amtsblatt der Stadt Sebnitz eine Anzeige mit ausländerfeindlichen Begriffen. Jetzt erklärt der Unternehmer seine Motivation. Die Handwerkskammer zweifelt indes an der Eignung als Ausbildungsbetrieb.

Dachdeckermeister Ronney W., der mit einer rassistischen Werbeanzeige im Amtsblatt der Stadt Sebnitz für einen Eklat gesorgt hat, bezieht jetzt erstmals Stellung. Im Gespräch mit der "Bild"-Zeitung gab er zu, für die Wortwahl verantwortlich zu sein. "Den Text habe ich ersonnen", sagte Ronney W. "Vielleicht habe ich es etwas übertrieben, aber das Land und seine Politik treibt mich dazu."

In seiner Annonce warb der Dachdecker um Auszubildende. Er will die Lehrstellen ab 2026 besetzen - unter der Einschränkung, dass sich "keine Hakennasen, Bimbos oder Zeppelträger" bewerben brauchen, wie er schrieb. "Vielleicht hätte ich es so nicht formuliert, wenn mich der Anzeigenverkäufer darauf aufmerksam gemacht hätte", versucht Ronney W. die Verantwortung für seine rassistische Formulierung abzuwälzen. Den Rassismus in seiner Wortwahl sah der Sachse demnach nicht. Er empörte sich im Gespräch weiter über das Benehmen vieler Menschen, "die in unser Land kommen".

Die für Sebnitzer Firmen zuständige Handwerkskammer in Dresden überlegt offenbar, dem Unternehmer den Status als Ausbildungsbetrieb abzuerkennen. "Im Handwerk arbeiten Menschen unterschiedlicher Herkunft und Nationalität, die unser Land am Laufen halten", erklärte ein Sprecher der Zeitung. "Wir werden hinsichtlich der Eignung als Ausbildungsbetrieb das Unternehmen anhören." Die Kammer versuchte den Angaben des Sprechers zufolge bereits, Ronney W. zu erreichen, doch "bisher ist uns das nicht gelungen".

Verlag distanziert sich von Anzeige

Auch der Verlag, der das Amtsblatt herausgibt und die Verantwortung für den Anzeigenteil trägt, ruderte inzwischen zurück. "Die Veröffentlichung dieser Zeitungsanzeige war ein schwerwiegender Fehler, für den wir aufrichtig um Entschuldigung bitten", hieß es in einer Stellungnahme. "Dieser Fehler ist nicht wiedergutzumachen, und wir bedauern zutiefst, dass er geschehen ist."

Die Formulierung der Anzeige "widerspricht in jeder Hinsicht unseren Werten und unserem Selbstverständnis". Der Verlag distanziere sich "mit aller Deutlichkeit" von der Veröffentlichung. Weiter hieß es, dass die Verantwortlichen ihre "internen Prozesse umgehend überprüfen und anpassen" werden, "um sicherzustellen, dass sich ein solcher Vorfall niemals wiederholt".

Die Stadtverwaltung des 9500-Seelen-Ortes gab zuvor auf Facebook bekannt, den Dachdecker und den Verlag angezeigt zu haben. Solche Strafanträge reichte auch die Linkspartei im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ein. Die Parteivorsitzende im Kreis, Lisa Thea Steiner, nannte den Vorfall ein "politisches Alarmsignal". Die Sebnitzer Stadtverwaltung könne sich nicht herausreden, dass sie nur den redaktionellen Teil kenne und verantworte: "Wir erwarten, dass die Stadtverwaltung umgehend ihre Abläufe ändert und sicherstellt, dass niemand mehr menschenverachtende Inhalte im Blatt platzieren kann", sagte Susanne Schaper, Chefin der sächsischen Linken.

Für Montagvormittag organisiert die Partei eine Demonstration gegen Rassismus auf dem Sebnitzer Marktplatz. Mehrere Organisationen wollen sich anschließen.

Quelle: ntv.de, mpa

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