Nur deutsche Ware im Supermarkt Sechs Jahre alter Edeka-Spot geht viral
24.01.2024, 02:11 Uhr Artikel anhören
Ohne ausländische Produkte wären Supermarktregale ziemlich leer.
(Foto: Edeka)
Kein Kaffee, keine Bananen, keine Schokolade - so sieht ein spärlich bestückter Supermarkt aus, in dem Edeka alle ausländischen Produkte aus den Regalen geworfen hat. Aus gegebenem Anlass postet der Handelsriese den sechs Jahre alten Clip erneut und trifft den Nerv der Zeit.
Der Spot ist alt – hat aber nichts an Aktualität eingebüßt: Auf Tiktok und anderen sozialen Medien verbreitet sich derzeit ein Videoclip von Edeka, den der Handelsriese aus gegebenem Anlass vor drei Tagen erneut auf seinem Instagram-Kanal geteilt hatte. Zu sehen sind bedröppelte Kunden zwischen Supermarktregalen, in denen größtenteils gähnende Leere herrscht. Ein paar Milchprodukte gibt es noch, Brot, Kartoffelknödel, Bockwürste und ein paar einsame Tortenböden stehen zur Auswahl.
"Stellen Sie sich einen Supermarkt vor, in dem es nur deutsche Produkte gibt", schreibt Edeka dazu. Man habe alle ausländischen Produkte aus einem Markt geräumt. "Unsere Auswahl kennt heute Grenzen", lesen die Kunden auf Pappschildern in den leeren Regalen. Und: "Heute im Angebot: Viel weniger Vielfalt". Kaffee, Tee, Schokolade – das alles sei nicht da, erklärt das Personal den entgeisterten Kunden. Immerhin: Bier gebe es genug, davon habe man in Deutschland ja viel.
"Es ist ja nichts da, was wir sonst essen", stellen die ratlosen Besucher fest. Eine Frau im Rentenalter bringt es auf den Punkt: "Das ist doch Unsinn. Wir sind doch ein offenes Land und erst recht nicht jetzt 'German first'".
Das Video ist eigentlich schon sechs Jahre alt, passt aber gut in die Zeit, in der die Öffentlichkeit durch ein Treffen von Rechtsextremisten aufgerüttelt ist, bei dem im Beisein von einigen AfD-Politikern und einzelnen CDU-Mitgliedern über Deportationspläne für Ausländer und "nicht assimilierte" deutsche Staatsbürger gesprochen wurde. "So aktuell wie nie" schrieb Edeka als Kommentar zu dem Clip, den der Handelsriese am Wochenende erneut auf seinem Instagram-Account gepostet hat, versehen mit dem Hashtag #GegenRechts.
Über 140.000 Likes hat er dort seitdem eingesammelt und auch auf anderen Plattformen geht der kurze Film viral. Der Bundesgesundheitsminister teilte ihn auf X: "Nur mit deutschen Produkten wäre der Laden weitgehend leer. Ohne ausländische Arbeitskräfte könnte man wahrscheinlich selbst die deutschen Produkte nicht herstellen", schrieb Karl Lauterbach dazu.
Aber es gibt auch Kritik am Spot und an Edeka. Insbesondere der Widerspruch zur sonst von Edeka in den Vordergrund gerückten "Regionalität" wird thematisiert. Und die Frage, ob es nicht sinnvoll wäre, wieder viel mehr heimische Produkte in den Supermärkten anzubieten.
Wieder Zehntausende bei Kundgebungen gegen Rechts
Derweil treibt der Wille, der rechtsextremen Bedrohung etwas entgegenzusetzen, auch in dieser Woche Tausende Menschen auf die Straßen. Im hessischen Darmstadt zählte die Polizei rund 17.000 Teilnehmer auf einer Kundgebung, zu der es zwei unterschiedliche Aufrufe gab. Unter anderem hatte ein parteiübergreifendes bürgerliches Bündnis von Grünen, SPD, CDU und FDP zu der Demonstration mobilisiert.
In Baden-Württemberg kamen nach Polizeischätzungen etwa 8000 Menschen zu einer Kundgebung in Heilbronn zusammen, in Rottenburg waren es rund 4000. In Mecklenburg-Vorpommerns Landeshauptstadt Schwerin demonstrierten 2500 Menschen unter dem Motto "Schwerin für alle" gegen Rechtsextremismus, es war schon die zweite Protestaktion nach Bekanntwerden der "Correctiv"-Recherche vor einer Woche.
Quelle: ntv.de, ino