Klarer Anstieg in letzten Jahren So viel häusliche Gewalt wie noch nie gemeldet
02.08.2025, 08:39 Uhr Artikel anhören
Rund 73 Prozent der Opfer häuslicher Gewalt sind Frauen.
(Foto: dpa)
Möglicherweise steigt die Anzeigebereitschaft, aber auch die "gesellschaftlichen Krisen und persönlichen Herausforderungen" sind ein möglicher Grund: Die Zahl der erfassten Misshandlungen in Haushalten in Deutschland nimmt deutlich zu.
Die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt in Deutschland hat einem Bericht der "Welt am Sonntag" zufolge im vergangenen Jahr mit 265.942 erfassten Betroffenen einen neuen Höchststand erreicht. Statistisch betrachtet wurde in Deutschland somit etwa alle zwei Minuten ein Mensch von seinem Partner oder Ex-Partner oder einem nahen Verwandten misshandelt, wie aus Informationen des Bundeskriminalamts (BKA) hervorgeht, die der Zeitung vorlagen.
Der Anstieg gegenüber dem Vorjahr lag demnach bei rund 3,7 Prozent. In den vergangenen fünf Jahren hatte die häusliche Gewalt den BKA-Zahlen zufolge um fast 14 Prozent zugenommen.
Wie das BKA auf Anfrage der "Welt am Sonntag" weiter mitteilte, registrierte die Behörde im Teilbereich der sogenannten Partnerschaftsgewalt im vergangenen Jahr 171.069 Opfer, was einer Zunahme um 1,9 Prozent entspricht. Bei der innerfamiliären Gewalt registrierte das BKA 94.873 Betroffene - 7,3 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Rund 73 Prozent der Opfer häuslicher Gewalt sind Frauen.
Das Familienministerium teilte auf Anfrage mit, der Anstieg häuslicher Gewalt könne auf eine Zunahme der Gewaltbereitschaft "im Lichte gesellschaftlicher Krisen und persönlicher Herausforderungen" zurückzuführen sein. Möglich sei aber auch eine gewachsene Anzeigebereitschaft.
Neues Gesetz soll Opfer besser schützen
Im Februar hatte der Bundesrat - nach dem Bundestag - einem Gesetz für einen besseren Schutz von Opfern zugestimmt. Damit werden die Länder dazu verpflichtet, ausreichend Schutz- und Beratungsangebote zu schaffen. Sie erhalten dafür vom Bund zwischen 2027 und 2036 insgesamt 2,6 Milliarden Euro.
Der Rechtsanspruch auf kostenlosen Schutz und Beratung soll ab 1. Januar 2032 greifen. Bislang konnten Betroffene von häuslicher oder geschlechtsspezifischer Gewalt nur darauf hoffen, dass ihnen geholfen wird und genügend Kapazitäten, etwa in Frauenhäusern, vorhanden sind.
Die Grünen erklärten, bei Gewalt gegen Frauen handele es sich nicht um "Familiendramen", sondern um "patriarchale Gewalt". "Es braucht mehr Präventions- und Täterarbeit, schnelle Verfahren, verpflichtende Schulungen von Polizei und Justiz", sagte die frauenpolitische Sprecherin der Grünen, Ulle Schauws, der "Welt am Sonntag". Die Linke forderte der Zeitung zufolge Reformen beim Sorge- und Umgangsrecht.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP