"Müssen schweren Schritt gehen" Spahn fordert 2G plus für öffentliche Events
12.11.2021, 11:15 Uhr
Gesundheitsminister Jens Spahn will die rasant steigenden Corona-Infektionen mit einer 2G-plus-Regel stoppen. Außerdem sollen ab Montag die kostenlosen Bürgertests wieder angeboten werden. Und auch den Impfungen möchte der Minister einen Booster verpassen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will den Zugang zu öffentlichen Veranstaltungen angesichts der massiv steigenden Corona-Neuinfektionszahlen deutlich erschweren. Es solle hier künftig die sogenannte 2G-plus-Regel greifen, sagte Spahn. Das bedeutet, dass nur noch Geimpfte und Genesene mit einem aktuellen Coronatest Einlass bekommen. "Das ist ein schwerer Schritt, aber ein Schritt, den wir gehen müssen", sagte Spahn.
Die bisherige 3G-Regel mit Zugang für Geimpfte, Genesene und Getestete werde alleine nicht mehr reichen, so Spahn. Dies sei außerdem zu oft nicht kontrolliert worden. Der Minister kündigte außerdem an, noch im Laufe des Tages eine Verordnung für die Wiedereinführung kostenloser Bürgertests zu unterzeichnen. Er gehe davon aus, dass ab Montag diese Tests wieder angeboten werden könnten.
Daneben stellte Spahn in Aussicht, die Vergütung für Mediziner für Corona-Impfungen deutlich zu erhöhen. Pro Impfung würden künftig 28 Euro statt bislang 20 Euro bezahlt, am Wochenende sogar 36 Euro. Per Verordnung werde er zudem sicherstellen, dass die Impfzentren der Länder bis Mitte April hälftig vom Bund finanziert seien.
Der Minister verwies darauf, dass die Impfungen wieder anziehen. In dieser Woche seien mehr als 4,3 Millionen Dosen bestellt worden, was eine Vervierfachung verglichen mit den vergangenen Wochen sei. Neben den Praxen gebe es wieder mehr als 170 Impfstellen und rund 600 mobile Teams. Spahn betonte, die für kommenden Donnerstag vorgesehene Corona-Runde der geschäftsführenden Kanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten sei wichtig, um zu gemeinsamem Handeln zu kommen. Aus seiner Sicht hätte es eine solche Bund-Länder-Abstimmung schon vor drei Wochen gebraucht.
Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, sprach von einer dramatischen Lage. "Es ist fünf nach zwölf", sagte Wieler. Er forderte, bei Großveranstaltungen über eine Reduzierung der Besucherzahlen oder eine Absage zu sprechen. "Am besten wäre es, wenn man bestimmte Großveranstaltungen absagen würde - ganz klar." Man solle auch in Erwägung ziehen, in besonders belasteten Regionen Bars oder Clubs zu schließen.
Wieler rief die Menschen in Deutschland eindringlich zur Beschränkung ihrer Kontakte auf. In etlichen Landkreisen gebe es so viele Neuinfektionen, dass die Kliniken und besonders die Intensivstationen an der Kapazitätsgrenze seien. Dies werde ohne zusätzliche Maßnahmen überall in Deutschland eintreten. "Die vierte Welle trifft uns jetzt mit voller Wucht." Wieler erläuterte, dass zum Beispiel von den mehr als 50.000 neu infizierten Menschen, die am Vortag gemeldet worden waren, im Laufe der Zeit etwa 3000 im Krankenhaus behandelt werden müssten und 200 versterben würden. "Das ist die Bilanz von einem Tag mit 50.000 Fällen." Absehbar sei dabei, dass die Ansteckungszahlen weiter ansteigen.
Auch vor privaten Zusammenkünften sollten sich die Menschen zudem testen lassen. Bei Zutritt nur für Geimpfte und Genesene (2G) solle man Maske tragen - und bei Verdacht auf Erkältung einen PCR-Test machen.
Quelle: ntv.de, chl/AFP/dpa