Opferzahl steigt Spanische Dörfer suchen händeringend nach Helfern
02.11.2024, 00:36 Uhr Artikel anhören
Die Behörden in Spanien zählen nach den verheerenden Unwettern inzwischen 205 Tote. In den schwer verwüsteten Dörfern um Valencia beteiligen sich mehrere Tausend Helfer an den Aufräumarbeiten - und nehmen dafür stundenlange Fußmärsche in Kauf.
Mehrere Gemeinden in der spanischen Mittelmeerregion Valencia haben nach den verheerenden Unwettern vom Dienstag jetzt die Hilfe von Freiwilligen für die Aufräumarbeiten erbeten. Gefragt seien vor allem Helfer, die unter anderem möglichst mit Lieferwagen und großen Fahrzeugen sowie Schaufeln, Besen und ähnlichen Gegenständen ausgestattet seien, berichtete die Nachrichtenagentur Europapress. In der Stadt Valencia soll am Morgen um 7.00 Uhr ein Koordinationszentrum für den Einsatz der Freiwilligen in Betrieb gehen, wie die Regionalregierung Valencia mitteilte.
Zu den Orten, die freiwillige Helfer suchen, gehören etwa Chiva, Catarroja und Utiel, die alle nahe der Stadt Valencia liegen und von den Überschwemmungen schwer gezeichnet sind. In einigen Gemeinden türmen sich nach wie vor von den Wassermassen ineinandergeschobene Autos. Möbel sowie sonstiger Hausrat versperren die meist mit Schlamm überzogenen Straßen. Auch Strom, Trinkwasser und Telekommunikationsnetze sind noch nicht wieder überall vorhanden.
Mittlerweile haben sich mehrere Tausend Menschen über soziale Medien zusammengefunden. Viele gingen bereits mit Schaufeln und anderen Geräten ausgestattet von Valencia in Richtung einiger Dörfer und nahmen dafür Fußmärsche von ein bis zwei Stunden in Kauf, wie spanische Medien berichteten. Die offizielle Zahl der Toten liegt mittlerweile bei 207, davon allein 204 in der Region Valencia. Eine nicht bekannte Zahl wird noch vermisst.
Straßensperrungen angeordnet
Um den Einsatz der Rettungsdienste nach den Unwettern zu erleichtern, hat die Regierung der Region Valencia zudem Verkehrsbeschränkungen angeordnet. Für zunächst 48 Stunden werde nur noch in besonders begründeten Fällen der Verkehr auf den wichtigen Verbindungsstraßen um die betroffenen Orten erlaubt, kündigte der für Infrastruktur zuständige Beamte, Vicente Martínez Mus, an.
In der Notsituation können die Menschen auch nicht angemessen trauern. Vielen Anwohnern war es bislang nicht möglich, von ihren verstorbenen Angehörigen Abschied zu nehmen. Nach der Obduktion werden die identifizierten und nicht identifizierten Todesopfer in die Feria de Valencia gebracht. In der großen Messehalle der Regionalhauptstadt wurde eine 1300 Quadratmeter große provisorische Leichenhalle eingerichtet.
Familienmitgliedern sei der Zugang zu der Leichenhalle nicht gestattet, sagte Nuria Montes, Mitglied der Regionalregierung. "Der beste Ort für die Familien, um auf Nachrichten von ihren Angehörigen zu warten, ist zu Hause", sagte die Beamtin mit Nachdruck. Wegen ihrer Tonart wurde ihr indes mangelnde Empathie vorgeworfen und sie musste um Entschuldigung bitten.
Der Bahnverkehr ist aufgrund der Schäden an der Infrastruktur weitgehend gestört. Die ersten Züge sollen nun aber begrenzt wieder fahren. Zwei Bahnlinien des Nahverkehrs in der Region Valencia und der Hochgeschwindigkeitsservice Euromed zwischen Valencia und Barcelona entlang der Mittelmeerküste nehmen den Betrieb wieder auf, wie die Bahngesellschaft Renfe mitteilte.
DERTOUR: Kostenlose Stornierungen möglich
Der Reiseveranstalter DERTOUR reagiert auf die Unwetter in Spanien. Bei dem Unternehmen können Reisen bis zum 15. November kostenlos storniert oder umgebucht werden, wie die Leiterin für Sicherheits- und Krisenmanagement des Unternehmens, Melanie Gerhardt, sagte. Im Flugverkehr sei mit Beeinträchtigungen zu rechnen, doch für Pauschalreisende sei umfassend gesorgt.
Nach Angaben des Deutschen Reiseverbands sind Pauschalreisende aber kaum noch vor Ort. Die Saison sei dort zu Ende und auch die Herbstferien sind in vielen Bundesländern vorbei oder in der letzten Woche. Mit Blick auf deutsche Urlauber gebe es keine größeren Probleme.
"Wir behalten die Buchungen und die Entwicklung der Wetterlage aufmerksam im Blick", sagte DERTOUR-Expertin Gerhardt. In Andalusien normalisiere sich die Lage zusehends, am Flughafen Jerez gebe es keine Einschränkungen mehr und Golfplätze seien teilweise wieder bespielbar. "Unsere Gäste werden engmaschig von uns betreut und sind alle wohlauf." Der weltgrößte Reisekonzern TUI sieht sich von Unwettern kaum betroffen. Die zum Teil verwüsteten Regionen würden derzeit eher von Individualreisenden besucht, sagte ein Sprecher.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa