Erste Hinweise aus der Bevölkerung Suche nach Entführern wird schwieriger
17.08.2015, 15:41 Uhr
Die Täter sollen das Mädchen zwischen Luga und der Bundesstraße 101 von seinem Fahrrad gezogen haben.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Eltern der entführten 17-Jährigen aus Sachsen wenden sich an die Öffentlichkeit. Wie erhofft, kommen Hinweise aus der Bevölkerung. Dass jetzt ganz Deutschland von der Entführung weiß, habe aber auch Nachteile, warnt ein Kripo-Chef.
Die Beteiligung der Öffentlichkeit erschwert nach Einschätzung eines Kriminalisten die Suche nach der mutmaßlich entführten 17-Jährigen aus Sachsen. "Das macht es jetzt nicht einfacher, ganz im Gegenteil", sagte der Vize-Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Ulf Küch.
Das Mädchen war am Donnerstag in der Ortschaft Luga bei Meißen verschwunden. Nach Polizei-Angaben gibt es eine Lösegeld-Forderung. Die Eltern von Anneli-Marie R. wandten sich am Sonntag in einem offenen Brief an die mutmaßlichen Täter.
"Die Ermittlungen sind ein hochkomplexes und sehr brisantes Thema, das höchste kriminalistische Kenntnisse und Fähigkeiten verlangt", sagte Küch. Nachdem die Eltern und die Polizei mit dem Fall an die Öffentlichkeit gegangen sind, könnten die Ermittler nun nicht mehr im Stillen agieren. "Ich beneide die Kollegen in Sachsen nicht."
Küch, der Kripo-Chef in Braunschweig ist, sagte, das vorrangige Ziel der Polizei sei jetzt, das entführte Mädchen zu finden. "Der Opferschutz steht ganz groß im Vordergrund, und die Polizei muss jeden Schritt abwägen, den sie macht. Es geht nur darum, das Leben der jungen Frau zu retten. Die Strafverfolgung steht da im Augenblick ganz, ganz hinten an."
Eltern wollen Lösegeld zahlen
In einer von der Staatsanwaltschaft am Sonntag veröffentlichten Erklärung schreibt die Familie des Mädchens: "Wer auch immer zum Wiederauffinden unserer Tochter Hinweise geben kann, wird hiermit inständig gebeten, dies zu tun." Die Eltern erklären sich in dem Schreiben zudem zur Zahlung des Lösegeldes bereit: "Die Entführer sollen wissen, dass wir die angezeigten Forderungen erfüllen werden, um unser Kind bald in die Arme nehmen zu können."

Die 17-Jährige war mit dem Hund rausgegangen und nicht mehr zurückgekehrt.
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Nach dem Zeugenaufruf gibt es inzwischen erste Hinweise im Zusammenhang mit der Entführung. Bislang seien bei der Polizei rund 20 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen, sagte der Dresdner Oberstaatsanwalt Lorenz Haase. Den bislang eingegangenen Hinweisen wird laut Haase "schnellstmöglich" nachgegangen, um zu sehen, ob es konkrete Anhaltspunkte zum Verbleib der Jugendlichen gebe.
Wie hoch die Lösegeldforderung ist, wollten Polizei und Staatsanwaltschaft aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung sollen die mutmaßlichen Täter rund 1,2 Millionen Euro von der Unternehmerfamilie fordern.
Ermittler finden Hund des Mädchens
Die 17-jährige Unternehmertochter hatte den Angaben der Ermittler zufolge das elterliche Wohnhaus bei Meißen am Donnerstagabend gegen 19.30 Uhr mit einem Hund verlassen. Nach derzeitigen Erkenntnissen wurde sie an einer Straße entführt. Medienberichten zufolge war sie mit einem Fahrrad unterwegs, das später am Straßenrand gefunden wurde.
Nach Polizeiangaben führte ein Spürhund die Einsatzkräfte zu einem nahegelegenen Hof, der am Freitag durchsucht wurde. Das Mädchen konnte dort jedoch nicht gefunden werden. Wie eine Polizeisprecherin sagte, wurde der Hund inzwischen lebend entdeckt.
Quelle: ntv.de, hul/dpa/AFP