Küstenwache zu spät alarmiert? Familie von Milliardär erhebt schwere Vorwürfe
22.06.2023, 17:45 Uhr Artikel anhören
Hamish Harding ist britischer Geschäftsmann und Abenteurer. Zusammen mit vier weiteren Insassen der "Titan" wird derzeit fieberhaft nach ihm gesucht.
(Foto: Dirty Dozen Productions/PA Media)
Acht Stunden nachdem der Kontakt des Tauchboots "Titan" am Sonntag zum Mutterschiff abgebrochen war, alarmierte das Unternehmen Oceangate Expeditions die US-Küstenwache. Für die Familie eines vermissten Passagiers war das viel zu spät. Noch immer läuft die Suchmission im Atlantik.
Die Familie des mit der "Titan" vermissten britischen Abenteurers und Milliardärs Hamish Harding hat dem Betreiber des Tauchboots schwere Vorwürfe gemacht. Das Unternehmen Oceangate Expeditions habe die Küstenwache viel zu spät alarmiert, sagte Hardings Cousine Kathleen Cosnett der Zeitung "Telegraph". "Es ist sehr beängstigend. Es hat so lange gedauert, um die Rettungsmission zu beginnen, es war viel zu lange", sagte die 69-Jährige. "Ich hätte gedacht, dass drei Stunden das absolute Minimum wären."
Die US-Küstenwache war erst am Sonntagnachmittag (Ortszeit) alarmiert worden, dass die "Titan" im Atlantik vermisst wird - acht Stunden, nachdem der Kontakt zum Mutterschiff abgebrochen war. Das Tauchboot mit fünf Männern an Bord war auf dem Weg zum Wrack der "Titanic".
Hardings Patensohn Robert Evans sagte, die Familie sei am späten Sonntagabend informiert worden. Daraufhin habe die Familie sofort versucht, Hilfe zu mobilisieren und habe etwa das britische Außenministerium sofort benachrichtigt. "Für mich ist Hamish ein unglaublicher Mann", sagte Evans. Der Geschäftsmann habe ihn schon als Kind auf Abenteuer mitgenommen, zum Skifahren oder Tauchen und zu entfernten Zielen wie der Inka-Stadt Machu Picchu in Peru.
"Wir behalten die Hoffnung"
Harding hält mehrere Guinness-Weltrekorde. "Er ist wie ein Vater für mich. Ein zweiter Vater sozusagen", sagte Evans. Er betonte: "Wir behalten die Hoffnung. Wir befinden uns noch immer mitten in einer Rettungsmission." Die "Titan" war mit fünf Insassen auf dem Weg zum Wrack der "Titanic" in rund 3800 Metern Tiefe, als der Kontakt abriss. Trotz einer groß angelegten Suche wurde das Gefährt bisher nicht im Atlantik lokalisiert. Nach Schätzungen der Behörden könnte der Sauerstoff an Bord mittlerweile verbraucht sein.
Nichtsdestotrotz hoffen die Suchmannschaften weiter darauf, die fünf Menschen an Bord lebend zu finden. "Es ist immer noch eine aktive Such- und Rettungsmission", sagte der Chef der Küstenwache im Nordosten der USA, John Mauger, dem britischen Sender Sky News. Es werde moderne Ausrüstung wie ferngesteuerte Tauchroboter genutzt. "Die Bedingungen für Suche und Rettung sind derzeit günstig, wir nutzen das Wetterfenster optimal." Mauger betonte: "Wir bleiben an diesem Punkt hoffnungsvoll."
Quelle: ntv.de, fzö/dpa