Panorama

Blutbad in KircheTodesschütze brach aus Psychiatrie aus

08.11.2017, 12:08 Uhr
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Mindestens 26 Menschen wurden kaltblütig hingerichtet. Devin Kelley war laut Pastor "kein guter Mensch, den man sich um sich haben will". (Foto: AP)

Psychisch krank, auffällig und mehrmals vorbestraft: Der texanische Massenmörder hätte niemals Zugang zu Waffen haben dürfen. Schon vor Jahren litt Devin Patrick Kelley unter "psychischen Störungen" und galt als gefährlich.

Nach dem Massaker in der texanischen Kleinstadt Sutherland Springs kommen immer mehr Details über Devin Patrick Kelley an die Öffentlichkeit: Laut Recherchen der "New York Times" wurde der Schütze bereits vor einigen Jahren in einer psychiatrischen Klinik im US-Bundesstaat New Mexiko behandelt. Damals war er dort für die Air Force stationiert.

Kelley sei demnach im Juni 2012 aus einem Krankenhaus geflohen und wurde deshalb als vermisst gemeldet. In der Vermisstenanzeige der Polizeibehörde von El Paso (US-Bundesstaat Texas) sei damals geschrieben worden, dass Kelley unter "psychischen Störungen" leide und eine "Gefahr für sich selbst und andere" darstelle. Er sei dabei erwischt worden, wie er "mit Feuerwaffen auf seinem Luftwaffenstützpunkt Holloman herumschlich" und Vorgesetzte mit dem Tod bedrohte.

Zwei Polizisten griffen ihn schließlich in El Paso an einer Busstation auf. Der Vorfall ereignete sich den Angaben zufolge, kurz bevor Kelley von einem Militärgericht wegen häuslicher Gewalt verurteilt wurde. Er hatte seinem Stiefsohn schwere Schädelverletzungen zugefügt, seine Frau geschlagen, getreten und gewürgt. Kelley verbrachte ein Jahr in Haft und wurde 2014 aus der Luftwaffe entlassen.

Pastor: Kein guter Mensch

Unterdessen verdichteten sich Hinweise auf ein familiäres Motiv des Täters. Nach Angaben von Ermittlern schickte er seiner Schwiegermutter Textnachrichten mit Drohungen. Die Frau hatte die Kirche in der Vergangenheit besucht. Am Sonntag war sie aber nicht im Gottesdienst.

Kelley selbst sei früher zu Kirchenveranstaltungen gekommen, aber dort nicht willkommen gewesen, sagte der Sheriff von Wilson County, Joe Tackitt, dem Sender CNN. Der Pastor der Gemeinde, Frank Pomeroy, habe Kelley von dessen Besuchen her gekannt und ihn dort ungern gesehen. Es habe keine Bedrohungen gegeben, aber Pomeroy habe den Behörden gesagt, dass Kelley "kein guter Mensch ist, den man sich um sich haben will".

Kein Zugriff auf Handydaten

Weitere Hinweise zur Aufklärung von Kelleys Tatmotivs könnten sich aus der Auswertung von Kelleys Handy ergeben, das die Polizei inzwischen gefunden hat. Bislang hätten die Ermittler keinen Zugriff auf das Gerät, deshalb sei es in die FBI-Zentrale in Quantico im Bundesstaat Virginia geschickt worden, sagte der FBI-Beamte Christopher Combs.

Die Luftwaffe räumte indes ein, dass das Vorstrafenregister von Kelley nicht an eine Datenbank des FBI weitergeleitet worden sei. Hätte die Air Force die Behörden über die Verurteilung informiert, wäre der Amokschütze nicht legal an Waffen gekommen. Das amerikanische Gesetz verbietet Personen, die in einer psychiatrische Anstalt waren, den Besitz von Waffen. Kelley kaufte sich letztlich zwei Pistolen und ein halbautomatisches Gewehr, mit dem er das blutige Massaker in Sutherland Springs beging. Nach Angaben der Sicherheitsbehörden gab er mit der halbautomatischen Waffe insgesamt 450 Schüsse ab.

Bei der Tat trug Kelley eine Totenkopfmaske und war ganz in schwarz gekleidet. Er tötete 26 Menschen. Die Opfer waren zwischen 18 Monaten und 77 Jahre alt. 20 weitere Menschen wurden verletzt.

Quelle: dsi/dpa

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