Beauftragter Streeck warnt Trumps Drogenkrieg könnte Lage in Deutschland verschlimmern
24.10.2025, 05:59 Uhr Artikel anhören
Künftig könnten noch mehr Kokain und andere Drogen nach Deutschland gelangen, warnt Streeck.
(Foto: picture alliance/dpa)
Donald Trump hat Südamerikas Drogenkartellen den Krieg erklärt. Für Deutschland könnte das schwerwiegende Folgen haben, fürchtet der Bundesdrogenbeauftragte. Schon jetzt sei die Lage besorgniserregend.
Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Hendrik Streeck, warnt angesichts des harten Vorgehens der US-Regierung gegen den Drogenhandel vor einer Verlagerung nach Deutschland. "Ein verschärftes Vorgehen der US-Regierung gegen Drogenkartelle in Kolumbien und Venezuela wird die Lage in Europa und auch in Deutschland wohl nicht automatisch entspannen - im Gegenteil", sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete der "Bild"-Zeitung. Erfahrungsgemäß reagierten kriminelle Netzwerke mit "Ausweichrouten, neuen Transitländern und auch neuen, meist noch potenteren Ersatzstoffen", sagte Streeck.
"Für Deutschland hieße das dann: Es kann zu Verlagerungen kommen beim See- und Landweg ebenso wie im digitalen Vertrieb. Bereits jetzt haben wir hochdynamische Strukturen der organisierten Kriminalität - insbesondere im Internet." Durch den angekündigten "War on drugs" der US-Regierung könne sich die Situation weiter verschärfen, fürchtet Streeck.
Leichterer Zugang und sinkende Preise
Ohnehin sei die Lage auf dem Drogenmarkt angespannt, betonte Streeck, der als Virologe in der Corona-Pandemie bekannt geworden war. "Wir stehen bereits vor einer drohenden Drogenkrise", sagte er. Kokain, Crack und synthetische Drogen seien gefühlt allzeit verfügbar, die Preise für Kokain tendierten nach unten. Das erhöhe Reichweite und Risiko. "Gleichzeitig werden Konsumenten jünger; der Anstieg der Drogentoten unter 30 Jahren um 14 Prozent ist ein deutliches Warnsignal", stellte Streeck fest.
US-Präsident Donald Trump hatte vor einigen Wochen Kriegsschiffe in die Karibik entsandt, um dort gegen Drogenschmuggel vorzugehen. Dabei griffen die US-Schiffe mehrfach kleine Boote an, auf denen Drogen vermutet wurden. Laut US-Angaben wurden dabei inzwischen mehr als 30 Menschen getötet. Eine rechtliche Grundlage für dieses Vorgehen besteht nach Ansicht von Kritikern nicht.
Quelle: ntv.de, ino/AFP/dpa