Haftbefehle im Erdbebengebiet Türkei setzt Plünderer und Baubetrüger fest
12.02.2023, 09:09 Uhr Artikel anhören
Viele Häuser stürzten vermutlich ein, weil sie nicht erdbebensicher gebaut waren.
(Foto: REUTERS)
Im Erdbebengebiet herrschen chaotische Zustände. Die Türkei geht dort trotzdem weiter gegen Verbrecher vor. Im Visier stehen vor allem Plünderer und Bauunternehmer. Präsident Erdogan kündigt ein hartes Vorgehen an.
Nach dem verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet haben die türkischen Behörden mindestens 48 Menschen wegen mutmaßlicher Plünderungen festgenommen. Allein in der Provinz Hatay seien 42 Verdächtige festgenommen worden, bei denen größere Geldsummen, Schmuck, Bankkarten, Computer, Handys sowie Waffen gefunden worden seien, berichtete die amtliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf Sicherheitsvertreter.
Laut einem im Amtsblatt veröffentlichten Erlass können Staatsanwälte in den zehn Erdbebenprovinzen im Rahmen des von Präsident Recep Tayyip Erdogan ausgerufenen Notstands mutmaßliche Plünderer sieben Tage lang in Gewahrsam nehmen. Bisher waren es vier Tage.
Erdogan hatte zuvor ein hartes Vorgehen gegen Plünderer angekündigt. "Alle, die in Plünderungen oder Entführungen verwickelt sind, sollten sich von nun an bewusst sein, dass der Staat sie fest im Visier hat", sagte Erdogan bei seinem Besuch in der Provinz Diyarbakir und verwies dabei ausdrücklich auf die Notstandsregelungen.
Häuser stürzten wegen Baumängeln ein
Dutzende Haftbefehle wurden auch wegen möglicher Baumängel an Gebäuden erlassen, die während der Erdbeben eingestürzt waren. In der Stadt Diyarbakir seien gegen 33 Menschen Haftbefehle ergangen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Samstag unter Berufung auf Strafverfolger. Die Beschuldigten sollen für Baumängel verantwortlich sein, die den Einsturz der Gebäude begünstigt hätten. Die Staatsanwaltschaft in Adana ermittelt laut Anadolu ebenfalls wegen möglicher Baumängel bei eingestürzten Gebäuden.
Im Rahmen dieser Ermittlungen seien bisher 62 Haftbefehle erlassen worden, hieß es. Einer der Beschuldigten wurde den Angaben zufolge am Flughafen in Istanbul gefasst. Er soll versucht haben, mit Bargeld nach Montenegro zu reisen und sitze inzwischen in Untersuchungshaft, teilte Anadolu mit. Neun weitere Menschen wurden demnach in den Städten Sanliurfa und Osmaniye verhaftet.
Der türkische Vize-Präsident Fuat Oktay sagte, die Staatsanwaltschaften hätten auf Anweisung des Justizministeriums in zehn Provinzen, die von den Erdbeben betroffen waren, Abteilungen für die Untersuchung von Verbrechen im Zusammenhang mit den Erdbeben eingerichtet.
Der türkische Städteminister Murat Kurum sagte, mittlerweile seien knapp 172.000 Gebäude in zehn Provinzen überprüft worden. Festgestellt worden sei, dass rund 25.000 schwer beschädigt worden seien oder dringend abgerissen werden müssten. Mehr als 7500 Gebäude sind allein in der Türkei bereits eingestürzt.
Quelle: ntv.de, sba/AFP/dpa