Panorama

"Üble Beleidigungen"Tuğçes Freundin schildert Tathergang

04.05.2015, 13:06 Uhr
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Eine Mahnwache zum Prozessbeginn am 24.04.2015 erinnert an die getötete Studentin. (Foto: dpa)

Im Prozess gegen Sanel M. sagt eine Freundin der getöteten Tuğçe Albayrak aus. Sie bestätigt vorherige Schilderungen, nach denen der Angeklagte die Studentin massiv beleidigt hat. Tuğçe soll daraufhin zurückgepöbelt haben.

Mit der Vernehmung einer Freundin von Tuğçe Albayrak ist der Prozess um den gewaltsamen Tod der Studentin vor dem Landgericht Darmstadt fortgesetzt worden. Der Angeklagte und seine Kumpels hätten in der Tatnacht bereits vor den Toiletten des Schnellrestaurants in Offenbach Tuğçe und ihre Freundinnen angepöbelt, sagte die 21-Jährige.

"Es wurden üble Beleidigungen ausgesprochen. Ich habe so etwas noch nie gehört." Die Studentin hatte nach Aussage mehrerer Zeuginnen mit Tuğçe auf der Toilette nach zwei betrunkenen Mädchen gesehen, die von Sanel M. und zwei Freunden belästigt worden sein sollen.

Der 18-Jährige ist wegen Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt. Tuğçe und ihre Freundinnen hätten zwar zurück geschimpft, allerdings deutlich weniger aggressiv, sagte die 21 Jahre alte Studentin. "Halt die Fresse!" habe Tuğçe auf Sanels üble Pöbeleien geantwortet. Den Schlag des Angeklagten, der zum Tod der Lehramtsstudentin führte, hat die Zeugin nach eigener Aussage zwar nicht gesehen, aber gehört. "Das war ein Geräusch so laut, als ob jemand einen Fernseher aus dem Fenster wirft." Daraufhin sei sie zu Tuğçe gelaufen, die zu diesem Zeitpunkt bereits am Boden lag.

Außer der Studentin sollten am dritten Verhandlungstag noch zwei weitere Freundinnen des Opfers gehört werden, die in der Tatnacht im vergangenen November dabei waren. Die Jugendkammer hat zudem Rettungssanitäter, zwei Ärzte und zwei Freunde des Angeklagten geladen. Bereits in der vergangenen Woche hatte eine Freundin von Tuğçe die Geschehnisse in ähnlicher Weise vor Gericht widergegeben.

Sanel M. sitzt seit der Tat in Untersuchungshaft. Er war laut Staatsanwaltschaft bereits viermal mit dem Gesetz in Konflikt geraten, darunter einmal wegen gefährlicher Körperverletzung. Er saß 2013 in Jugendarrest. Für den Prozess hat die Jugendkammer des Landgerichts zehn Verhandlungstage geplant. Insgesamt sollen etwa 60 Zeugen und zwei Sachverständige gehört werden. Ein Urteil wird Mitte Juni erwartet.

Quelle: ntv.de, lou/dpa

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