Über 120 Reisende gesperrt US-Ministerium verurteilt Lufthansa zu Rekordstrafe
15.10.2024, 20:21 Uhr Artikel anhören
Lufthansa muss nach der Entscheidung des US-Verkehrsministeriums eine Millionen-Entschädigung leisten.
(Foto: IMAGO/Rene Traut)
Die Lufthansa schließt mitten auf dem Weg 128 Reisende von ihrem Anschlussflug aus. Die Betroffenen wenden sich an das Verkehrsministerium der USA, das jetzt eine Rekordstrafe verhängt. Nun muss die deutsche Airline eine Millionen-Zahlung leisten.
Lufthansa wurde vom US-Verkehrsministerium zu einer Strafzahlung in Höhe von vier Millionen US-Dollar (umgerechnet rund 3,67 Millionen Euro) aufgefordert. In der Begründung gab das Ministerium an, dass die deutsche Fluggesellschaft mehr Reisende als nötig von ihrem Weiterflug ausgeschlossen hat.
Es geht dabei um einen Fall aus Corona-Zeiten: Im Mai 2022 verweigerte das Personal der Airline auf dem Weg von New York nach Frankfurt 128 Personen jüdischen Glaubens den Weiterflug nach Budapest, weil sich ein paar von ihnen nicht an die zu dem Zeitpunkt geltende Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske gehalten haben sollen. Das US-Ministerium moniert, dass sich jedoch nicht alle Passagiere dieser Gruppe untereinander kannten oder zusammen verreisten. Lufthansa hätte nicht gegen alle gleichermaßen für das Fehlverhalten einiger weniger vorgehen dürfen.
Laut den Angaben handelt es sich um die höchste jemals vom US-Verkehrsministerium verhängte Strafe gegen eine Fluggesellschaft, die auf Verstößen gegen die Bürgerrechte beruht. "Niemand sollte diskriminiert werden, wenn er reist", sagte US-Verkehrsminister Pete Buttigieg. "Die heutige Maßnahme sendet eine klare Botschaft an die Luftfahrtindustrie, dass wir bereit sind, Untersuchungen anzustellen und Maßnahmen zu ergreifen, wenn die Bürgerrechte von Passagieren verletzt werden."
Mehr als 40 der betroffenen Personen hätten sich nach dem Vorfall an das Ministerium gewandt. Bei den Ermittlungen kam heraus, dass der Kapitän auf dem Flug von New York nach Frankfurt das Lufthansa-Sicherheitspersonal kontaktierte. Es stand der Vorwurf im Raum, "dass einige Passagiere die Anweisungen der Besatzung nicht befolgten", erklärte das Ministerium. Alle, die "für orthodoxe jüdische Männer typische Kleidung trugen", wurden daraufhin von ihrem Weiterflug ausgeschlossen, "obwohl Lufthansa später keinen einzigen Passagier identifizieren konnte, der die Anweisungen der Besatzung nicht befolgte". Die Tickets wurden annulliert, während die Reisenden mit Hut und Schläfenlocken auf dem Weg zum Umsteige-Flughafen in Hessen waren.
Lufthansa leistete schon damals eine Entschädigung in Höhe von zwei Millionen Dollar, die jetzt gegengerechnet wird. Zudem arbeite das Unternehmen mit dem American Jewish Committee zusammen, wie eine Sprecherin auf Anfrage von ntv.de erklärte. "Im Rahmen dieser Zusammenarbeit haben wir zum Beispiel ein Schulungsprogramm für unsere Führungskräfte und Mitarbeitenden entwickelt, um unseren Werten bestmöglich in der Praxis gerecht zu werden", so die Lufthansa-Sprecherin. Die Airline "versteht sich als Botschafterin für Toleranz, Vielfalt und Akzeptanz und hat als erste Fluggesellschaft die Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance für Antisemitismus übernommen".
Quelle: ntv.de, mpa