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1500 Päckchen zu Weihnachten Ukraine und Russland tauschen Briefe aus - und übergeben 500 Tote

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"Lieber St. Nikolaus! Meine Mutter sagt, dass ich ein guter Junge bin. Mein Wunsch ist die Rückkehr meines Vaters aus der russischen Gefangenschaft", schreibt ein Elfjähriger aus der Ukraine auf eine Postkarte.

"Lieber St. Nikolaus! Meine Mutter sagt, dass ich ein guter Junge bin. Mein Wunsch ist die Rückkehr meines Vaters aus der russischen Gefangenschaft", schreibt ein Elfjähriger aus der Ukraine auf eine Postkarte.

(Foto: AP Photo/Evgeniy Maloletka)

Viele Menschen werden als Kriegsgefangene in der Ukraine und in Russland in Haft gehalten. Sie kommen zwar nicht frei, aber erhalten Weihnachtspost aus der Heimat. Moskau übergibt zudem Hunderte Leichen. Selenskyj zeigt sich indessen für dringend benötigte Hilfe aus Deutschland dankbar.

Als humanitäre Geste zu Weihnachten tauschen die Ukraine und Russland Briefe und Pakete für Kriegsgefangene aus. Der Ombudsmann des ukrainischen Parlaments, Dmytro Lubinez, und die russische Menschenrechtsbeauftragte Tatjana Moskalkowa trafen dazu in Belarus zusammen. Den genauen Ort nannten sie nicht. Es war das erste öffentlich bekannte Treffen ranghoher staatlicher Vertreter der Kriegsparteien seit Langem.

Es seien jeweils 1500 Weihnachtspäckchen für Kriegsgefangene sowie Briefe von Angehörigen ausgetauscht worden, schrieb Moskalkowa auf Telegram. Lubinez teilte mit, es seien auch Listen mit Kriegsgefangenen sowie in Russland festgehaltenen ukrainischen Zivilisten übergeben worden. Mit der Aktion verbunden war demnach auch die Rückgabe von mehr als 500 Leichen ukrainischer Soldaten aus Russland. Dies war schon vorher mitgeteilt worden.

Beide Seiten erwähnten die Vermittlung durch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz. Belarus ist enger Verbündeter Russlands, diente aber zu Kriegsbeginn 2022 als Ort für Verhandlungen. Eine von Ungarn vorgeschlagene Waffenruhe über die Festtage haben beide Seiten abgelehnt. Mittlerweile wehrt sich die Ukraine seit fast drei Jahren gegen die vom Kreml befohlene Invasion.

Krieg geht trotz Weihnachten weiter

Jenseits der weihnachtlichen Geste gehen die Gefechte unvermindert hart weiter. Die vergangene Nacht begann für einen Großteil der Ukraine mit Luftalarm, weil russische Kampfdrohnen geortet wurden. Ausgenommen war anfangs die Hauptstadt Kiew, die jedoch am Freitagmorgen Ziel eines schweren Angriffs ballistischer Raketen geworden war. In der Großstadt Charkiw im Osten des Landes wurden sechs Menschen durch einen Drohnentreffer verletzt.

Entlang der Front im Osten und Süden meldete der ukrainische Generalstab für Freitag fast 200 russische Angriffe. Ein Viertel ereignete sich an der seit Monaten umkämpften Stadt Pokrowsk im Gebiet Donezk. Dort rücken die russischen Truppen an der Stadt vorbei vor. "Unsere Soldaten bemühen sich, den Feind daran zu hindern, tiefer in ukrainisches Gebiet vorzudringen", hieß es im Lagebericht. Außerdem setzten Moskauer Truppen ihre Angriffe im russischen Grenzgebiet Kursk fort, um ukrainische Einheiten zu vertreiben.

Selenskyj dankt Deutschland

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankte derweil Deutschland für ein weiteres hochmodernes Flugabwehrsystem Iris-T. Er nannte es eine Antwort auf die Bitte der Ukraine um mindestens 19 weitere Systeme zum Schutz ihrer Kraftwerke. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte am Donnerstag beim EU-Gipfel in Brüssel die Übergabe einer weiteren Iris-T bestätigt. Es handelt sich aber um eine seit Längerem angekündigte Lieferung.

Der Raketenangriff auf Kiew zeige, wie nötig der Schutz sei, sagte Selenskyj. "Ballistische Raketen sind in Kiew eingeschlagen, Menschen wurden verletzt, leider gibt es einen Toten." In einem Wohn- und Geschäftsviertel im Zentrum seien auch eine katholische Kirche und ein Bürogebäude mit mehreren diplomatischen Vertretungen beschädigt worden, betroffen seien Albanien, Argentinien, Palästina, Nordmazedonien, Portugal sowie Montenegro.

"Es ist klar, dass die Welt diesen russischen Wahnsinn nicht als selbstverständlich hinnehmen sollte", sagte der Präsident. Auf Moskau müsse international mehr Druck ausgeübt werden.

Trumps Ukraine-Gesandter Kellogg reist bald nach Kiew

Wie es mit der internationalen Unterstützung für die Ukraine und den Bemühungen um ein Ende des Krieges weitergeht, hängt wesentlich vom künftigen US-Präsidenten Donald Trump ab. Dessen designierter Ukraine-Beauftragter Keith Kellogg wird in nächster Zeit Kiew besuchen. Ein Termin sei vereinbart, sagte der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Heorhij Tychyj, in Kiew. "Ich werde das Datum aus Sicherheitsgründen nicht nennen. Aber ich kann bestätigen, dass wir General Kellogg in der Ukraine erwarten."

Kellogg, früher Sicherheitsberater von Vizepräsident Mike Pence, soll Trumps Vorhaben voranbringen, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine rasch zu beenden. Seine bislang geäußerten Vorstellungen laufen auf ein Einfrieren der Kämpfe entlang der derzeitigen Frontlinie hinaus. Die Forderung der Ukraine nach einer NATO-Mitgliedschaft als Sicherheitsgarantie lehnt er ab.

Ein Besuch in Russland scheint bisher nicht auf der Agenda zu stehen. Moskau sei nicht angefragt worden, sagte Vizeaußenminister Sergej Rjabkow.

Quelle: ntv.de, mpa/dpa

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