Panorama

Schweiz boomt als FerienzielUrlauber stürzen sich auf die Schweizer Berge

15.07.2020, 14:46 Uhr
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Wandern statt Strandurlaub: Bedingt durch die Corona-Pandemie haben sich viele Menschen für Urlaub in den Bergen in der Schweiz entschieden. (Foto: picture alliance / dpa)

Die Corona-Pandemie schränkt die Urlaubsziele in diesem Sommer stark ein. Wo verbringen die Menschen ihre freien Tage? Deutlich mehr als gedacht pilgern zu Schweizer Campingplätzen oder machen Urlaub in den Bergen - das sorgt nicht nur für Freude bei den Gastgebern.

Erst herrschte wegen der Corona-Pandemie gähnende Leere, jetzt ächzen viele Schweizer Gastronomen unter den vielen Buchungsanfragen, Campingplätze sind ausgebucht. Doch den Besucheransturm gibt es nur in bestimmten Regionen in der Schweiz.

Die großen Berggebiete werden nach den jüngsten Lockerungen diesen Sommer von Urlaubern geradezu überrannt. Viele Gasthäuser und Campingplätze dort haben für die Sommermonate höhere Buchungen als im vergangenen Jahr, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur zeigt. Zudem werden Wildcamper mancherorts in der Schweiz zum Problem, wie Gemeindevertreter im Rundfunk berichten. "Wir haben für den gesamten Sommer ein Nachfrageplus von 27 Prozent", sagt Luzi Bürkli von der Organisation Graubünden Ferien. Beim Gasthaus Krone in La Punt im Engadin glühe seit Mitte Juni das Telefon, sagt Sonja Martin, die das Drei-Sterne-Haus mit ihrem Mann Andreas führt, im Schweizer Rundfunk. "Wir hatten noch nie zu dieser Zeit so gut gebuchte Hotelzimmer wie in diesem Augenblick."

Im Kanton Wallis ist die Lage ebenfalls vielversprechend, etwa in den Regionen Saas-Fee und Aletsch. "Im Monat Juni war die Belegung besser als im gleichen Monat in den vergangenen Jahren", sagt Mathias Fleischmann von der Vermarktungsorganisation Wallis Promotion. Es kämen zum einen mehr Schweizer Gäste, die ihre Ferien in diesem Jahr nicht im Ausland verbringen, aber auch Besucher aus Deutschland und den Benelux-Ländern, sagen die Tourismusverantwortlichen.

Hohe Geldbußen schrecken Wildcamper nicht ab

Auch Campingplätze sind bis August weitestgehend ausgebucht. Viele Leute mit Wohnmobilen haben deshalb kurzerhand in der freien Natur oder auf Parkplätzen zum Übernachten angehalten. Das kann teuer werden, es können Bußen von teils Tausenden Schweizer Franken verhängt werden. "Es hat praktisch auf jedem Parkplatz Camper gegeben", sagt die Bürgermeisterin der Gemeinde Flüeli, im Kanton Luzern, Sabine Wermelinger, im Radio SRF.

Manche verhielten sich vorbildlich, aber andere hinterließen Abfallberge. Einheimische hätten sich im Kanton Uri von Campern überrumpelt gefühlt, sagte der Geschäftsführer des Tourismusverbands, Maurus Stöckli. Neben dem Abfall habe es "die ganz schlimmen Fälle" gegeben: "Dass man seine Hinterlassenschaften in den Bergbach hineinleitet, statt sie mitzunehmen."

Viele Gemeinden stellen jetzt kurzfristig neue Parkmöglichkeiten für Wohnmobile zur Verfügung. Uri hat schon 65 temporäre Stellplätze ausgewiesen, eines zum Beispiel neben einem Langlaufzentrum, wo Duschen und Toiletten zur Verfügung stehen. Die Übernachtung kostet dann 20 Franken (18,70 Euro).

Uri gilt eigentlich als Transitkanton, die meisten Gäste rauschen durch in Richtung Tessin und Italien. Stöckli sieht nun eine Chance, die Gegend als Standort für Camper bekannt zu machen, Gäste länger zu halten und damit auch mehr zu verdienen.

Weniger gut läuft es für Städte, die teils viele asiatische Gruppen als Gäste empfangen, oder von jetzt abgesagten Veranstaltungen leben. Der Besitzer des Fünf-Sterne-Hotels Schweizerhof in Luzern, Patrick Hauser, hat normalerweise 80 Prozent ausländische Gäste. Das für ihn wichtige Festival klassischer Musik findet nicht statt. Hauser will Besucher mit intimen Hauskonzerten anziehen. Auch Interlaken zieht im Sommer neben Schweizern üblicherweise viele asiatische Reisegruppen an. Man werde bei den Logiernächten kaum an Rekordjahre wie 2018 oder 2019 anknüpfen, hieß es bei Interlaken Tourismus. Die Buchungen aus Deutschland seien aber gestiegen.

Quelle: ntv.de, joh/dpa

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