Verheerende Feuer in Kalifornien Private Feuerwehren für Reiche lösen Debatte aus
13.01.2025, 17:14 Uhr Artikel anhören
Ein Feuerwehrmann bekämpft Flammen des Palisade-Feuers.
(Foto: REUTERS)
Private Sicherheitsdienste sind keine Seltenheit. Aber private Feuerwehren? In Kalifornien stehen deren Dienste angesichts der katastrophalen Brände hoch im Kurs. Allerdings können sich das nur einige Superreiche leisten.
Wie nahezu jedes Jahr brennt es im südlichen Kalifornien. Diesmal sind die Feuer allerdings besonders verheerend: ein riesiges Gebiet in und um Los Angeles steht seit Wochen in Flammen. Bisher kamen zwei Dutzend Menschen ums Leben. Mehr als 100.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, ganze Wohngebiete sind zerstört. Verzweifelt kämpft die Feuerwehr dagegen an - und gegen die Wasserknappheit.
Seit Jahren allerdings gibt es ein besonderes Phänomen: private Feuerwehren. Sie sind nicht für die Allgemeinheit im Einsatz, sondern für ihre Auftraggeber. Teils werden sie direkt von Hausbesitzern engagiert, teils von Versicherungen bezahlt, deren Kunden spezielle Policen abgeschlossen haben. Ihre Aufgabe: Villen, Anwesen oder Geschäftshäuser vor den Flammen schützen. 45 Prozent aller Feuerwehrleute in den USA sollen mittlerweile in privaten Firmen angestellt sein. Wobei die meisten von öffentlichen Stellen bei der Bekämpfung von Waldbränden eingesetzt werden, wenn die eigenen Kräfte nicht mehr ausreichen.
Die Kosten: Eine private Löschmannschaft mit zwei Personen und einem kleinen Fahrzeug könne 3000 Dollar (etwa 2940 Euro) pro Tag kosten, berichtete die "New York Times" unter Berufung auf ein privates Löschunternehmen aus Oregon. Eine Mannschaft von 20 Feuerwehrleuten mit vier Löschfahrzeugen schlage dagegen mit 10.000 Dollar pro Tag zu Buche.
Derzeit sind die Dienste besonders gesucht. "Mein Telefon klingelt ununterbrochen. Die Nachfrage war noch nie so groß", sagte der Chef einer privaten Feuerwehr der "Daily Mail". Manche Dienste betonen auch, dass sie zwar als privater Dienst tätig seien, aber mit kommunalen Organisationen und gemeinnützigen Einrichtungen zusammenarbeiten würden. Angesichts des Booms in der Branche sah sich Kalifornien genötigt, die Unternehmen zu regulieren. Sie müssen sich etwa mit Einsatzleitern öffentlicher Stellen koordinieren und dürfen keine Sirenen verwenden.
"Unser Eigentum steht"
Im Einsatz sind die privaten Feuerwehren zum Beispiel im wohlhabenden Stadtteil Pacific Palisades in Los Angeles, das besonders stark von den Bränden betroffen ist. Wie groß ihre Rolle beim Schutz von dortigen Unternehmen und Häusern ist, ist laut "New York Times" noch nicht klar. "Aber bei den Fahrten durch die Gemeinde seit dem Brand war ihre Präsenz offensichtlich", heißt es in einem Bericht.
Private Retter schützen demnach etwa das Shoppingcenter Palisades Village. Dessen Besitzer, der Milliardär Rick Caruso, heuerte laut der Zeitung nicht nur private Feuerwehrleute aus Arizona an, sondern bestellte auch private Tankwagen mit Wasser, als die örtlichen Hydranten leer waren. "Unser Eigentum steht", sagte er demnach vergangene Woche. "Alles um uns herum ist weg."
Doch der Einsatz privater Dienste löst auch Debatten aus. So fragte Keith Wassermann, Chef einer Immobilienfirma, auf X nach dem Service: "Hat irgendjemand Zugang zu privaten Feuerwehrleuten, um unser Haus in Pacific Palisades zu schützen?", schrieb er. Es müsse schnell gehen, fügte Wassermann an und zeigte sich bereit, "jeden Betrag" zu bezahlen.
Der Multimillionär löste damit einen Shitstorm aus, viele Nutzer übten Kritik an der Nachfrage. Zumal bekannt wurde, dass Wassermann sich im vergangenen Jahr für eine Senkung der Grundsteuer eingesetzt hat - mit der auch die öffentliche Feuerwehr bezahlt wird. Später löschte Wassermann seinen Eintrag, und danach sein gesamtes Konto.
Private Feuerwehrleute zählen als Zivilisten
Der Einsatz privater Feuerwehren ist äußerst umstritten: So zählen deren Einsatzkräfte als Zivilisten und müssen sich deshalb auch an Evakuierungsanordnungen halten. Wenn sie diese ignorieren, um ihren Auftrag zu erfüllen, bescheren sie den öffentlich Bediensteten Mehrarbeit. Im schlimmsten Fall behindern sie deren Arbeit, oder müssen sogar selbst gerettet werden.
Andererseits gibt es angesichts der schnellen Ausbreitung der Brände in Los Angeles Kritik an der Reaktion der Stadt und ihrer Feuerwehr. Hätte die Verwaltung schneller mehr Helfer anstellen müssen, um die Feuer eher einzudämmen und Schlimmeres zu verhindern? Und wenn dann jene, die es sich leisten können, private Dienste anheuern - kann man ihnen das vorwerfen?
Doch ein weiteres Problem macht den kalifornischen Feuerwehren zu schaffen: Wasserknappheit. Viele Menschen werfen privaten Feuerwehren vor, öffentliche Wasserreserven für Privatleute zu nutzen. Zudem gibt es Kritik an Superreichen, die trotz strenger Vorgaben ihre Anwesen weiter großzügig bewässern - weil für sie die Strafzahlungen kaum ins Gewicht fallen.
So musste laut "Bild" etwa Kim Kardashian blechen, weil sie mehr als 850.000 Liter Wasser mehr verbrauchte als ihr zustand. 2018 nutzte der Reality-TV-Star auch private Feuerwehrleute, die ihr Anwesen vor einem Waldbrand schützten. Sie betonte allerdings, die Retter hätten sich auch um die Häuser von Nachbarn gekümmert.
Quelle: ntv.de, mli