Panorama

Zunächst keine UnwetterentwarnungVersicherer rechnen mit höheren Prämien

09.06.2016, 21:37 Uhr
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Nach Starkregen überflutete Straße in Ölbronn-Dürrn (Baden-Württemberg) (Foto: dpa)

Dauerregen setzt Straßen in Baden-Württemberg unter Wasser, der Bahnverkehr stockt. In Bayern fürchten die Menschen das nächste Hochwasser - und die Versicherer denken über die Prämien nach.

Der Süden Deutschlands leidet weiter unter dem Hochwasser. Stundenlanger Regen hat erneut Bewohner, Feuerwehr und Polizei in Atem gehalten. Betroffen war vor allem der nordwestliche Teil Baden-Württembergs. Dort zog sich ein Feuerwehrmann bei einem Einsatz lebensgefährliche Verletzungen zu. Auch in Bayern traten erneut Bäche über die Ufer, in dem Ort Polling drohte zum zweiten Mal binnen weniger Tage Hochwasser.

Die n-tv Wetterredaktion geht zumindest für den Freitag von einer Wetterberuhigung aus. "Obgleich am Wochenende vor allem im Süden und Westen Deutschland wieder mit Regenfällen und vereinzelten Gewittern zu rechnen ist, wird sich die Großwetterlage dann aber verändern", so n-tv Meteorologe Björn Alexander. "Ziemlich sicher wird es wechselhaft mit Schauern und freundlichen Phasen." Dabei gebe es derzeitig zwei verschiedene Varianten, die die Wettercomputer anbieten: Einerseits werde das Tief bei den Britischen Inseln berechnet. Das wäre dann also eine warme und teils schwüle Wetterlage, in der auch das Unwetterpotenzial wieder zunehme. "Option 2 bedeutet: Das Tief rückt weiter nach Mitteleuropa rein, würde uns damit etwas kühlere Luft bringen und die Unwettergefahr dürfte geringer bleiben."

Moderate Prämienerhöhung

Während in den von den Unwettern heimgesuchten Gemeinden die Aufräumarbeiten in vollem Gange sind, denken die Versicherer über höher Prämien nach: Die vielen und kräftigen Unwetter mit Millionenschäden werden nach Einschätzung der Provinzial Nordwest auf die Preise für die Gebäudeversicherung durchschlagen. Vorstandschef Wolfgang Breuer rechnet im Durchschnitt mit einem Preisanstieg von rund einem Prozent, der auf Hausbesitzer in absehbarer Zeit zukommen werde, sagte Breuer in Münster. Wenn lokale, heftige Wetterereignisse in kurzer Zeit viele Schäden anrichteten, habe das Folgen für die gesamte Branche.

Weiter heftige Schäden

In Baden-Württemberg und Bayern kamen die Einsatzkräfte auch am Donnerstag nicht zur Ruhe. Ein Feuerwehrmann verletzte sich an einer S-Bahn-Haltestelle nahe Karlsruhe. Der 35-Jährige war auf einen Güterwaggon geklettert, um sich einen Überblick über eine Schlammlawine zu verschaffen, in die der Zug geraten war. Dabei übersah er die Oberleitung und bekam einen Stromschlag, der zu lebensgefährlichen Verletzungen führte.

Zwischen Sulzbach und Murrhardt kam der Verkehr der Murrbahn wegen unterspülter Gleise zum Stillstand. In Schemmerhofen stürzte ein Bauarbeiter in eine drei Meter tiefe Grube und verletzte sich schwer. Nach Angaben der Polizei hatte er zusammen mit Kollegen versucht, die Grube zum Schutz vor einem Gewitter mit einer Plane abzudecken.

Auf dem Gelände des Flugplatzes Mosbach-Lohrbach wurde ein Arbeiter von einem Blitz getroffen und leicht verletzt, als er eine Antenne wartete. Bei Ölbronn-Dürrn setzte ein Blitzschlag eine Scheune in Brand. Das Feuer konnte aber schnell gelöscht werden. Mehrere Straßen und Keller standen unter Wasser. Nach ersten Schätzungen der Polizei beträgt der Schaden der Unwetternacht allein in zwei der betroffenen Kreise mindestens rund 500.000 Euro.

Ein Einsatzfahrzeug der Polizei stürzte in Rosenheim in den Inn. Die aus zwei Beamten bestehende Besatzung konnte sich im letzten Moment retten, ehe der Wagen in den Fluten versank. Das Fahrzeug wurde in der starken Strömung des Hochwasser führenden Flusses abgetrieben.

Im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau wurden Straßen und eine Firma für Elektrogeräte überschwemmt. In Polling, dessen Ortskern erst am Sonntag überflutet worden war, wurden sechs Straßen gesperrt. Das Technische Hilfswerk (THW) versuchte, Wasser aus dem Tiefenbach zu pumpen, um das Überlaufen des Flüsschens zu verhindern. Im vom Hochwasser besonders getroffenen Simbach am Inn (Landkreis Rottal-Inn) blieb ein befürchteter Murenabgang glücklicherweise aus.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa

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