Panorama

Brand mit 38 Toten in Mexiko Video zeigt eingesperrte Migranten und untätige Wärter

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Bei einem Brand in einem Abschiebezentrum im Norden Mexikos kommen 38 Menschen ums Leben, Dutzende weitere werden verletzt. Überwachungsaufnahmen zeigen nicht nur das Ausmaß der Flammen, sondern auch flüchtende Beamte und zurückgelassene Migranten.

Nach einem Brand mit 38 Todesopfern in einer Einrichtung für festgenommene Migranten im Norden von Mexiko wird Kritik an den zuständigen Behörden laut. In einem Video einer Überwachungskamera der Sammelstelle der Einwanderungsbehörde (INM) in der Stadt Ciudad Juárez ist zu sehen, wie Menschen in einer vergitterten Zelle ihre Matratzen in Brand setzen. Als sich Flammen und schwarzer Rauch ausbreiten, retten sich die Wärter in einen benachbarten Raum. Die Migranten bleiben hinter verschlossenen Zellentüren zurück. Innenminister Adán López bestätigte am Dienstag, dass das Video echt sei. Bei dem Brand wurden 30 weitere Personen verletzt, wie das INM mitteilt. Die Generalstaatsanwaltschaft nimmt Ermittlungen auf.

Migranten zündeten Matratzen wohl aus Protest an

Die Behörden gehen davon aus, dass die Migranten kurz zuvor erfahren hatten, dass ihre Abschiebung oder Verlegung an einen anderen Ort bevorstand. Aus Protest hätten sie ihre Matratzen angezündet, sagt Präsident Andrés Manuel López Obrador bei einer Pressekonferenz. Das Feuer sei dann außer Kontrolle geraten. Am Dienstag versammelten sich Migranten vor dem Unglücksort und skandierten "Gerechtigkeit, Gerechtigkeit".

Nach Angaben der Einwanderungsbehörde hielten sich zum Zeitpunkt des Unglücks in der Nacht zum Dienstag 68 erwachsene Männer aus Mittel- und Südamerika in der Unterkunft auf. 15 Frauen seien kurz nach dem Ausbruch des Feuers gerettet worden. "Es ist sehr traurig, dass so etwas geschieht", beteuert Lopez Obrador.

Medienberichten zufolge waren die Migranten am Vortag an verschiedenen Grenzübergängen in Ciudad Juárez ohne gültige Aufenthaltspapiere aufgegriffen worden. Sie waren in die Unterkunft gebracht worden, um sie später in ihre Heimatländer abzuschieben. Unter den Toten und Verletzten befinden sich nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Männer aus Guatemala, Honduras, El Salvador, Venezuela, Ecuador und Kolumbien.

Amnesty beklagt "unmenschliche Einwanderungspolitik"

Das tödliche Feuer sei das Ergebnis der unmenschlichen Einwanderungspolitik der Regierungen von Mexiko und den USA, kritisiert die Menschenrechtsorganisation Amnesty International. "Wie ist es möglich, dass die mexikanischen Behörden Menschen eingesperrt gelassen haben, die keine Möglichkeit hatten, dem Feuer zu entkommen?", klagt die Regionaldirektorin von Amnesty International, Erika Guevara Rosas, an. Auch die Vereinten Nationen in Mexiko bedauern die Tragödie und fordern gründliche Ermittlungen. Die US-Botschaft in Mexiko zeigt sich betroffen. "Der Aufbau eines Systems für sichere, geordnete und humane Einwanderung ist eine gemeinsame Verantwortung, der sich Regierungen, internationale Organisationen und die Gesellschaft stellen müssen, um Vorfälle wie diese zu verhindern", heißt es in einer Stellungnahme.

Mexiko liegt auf der Migrationsroute von Menschen, die versuchen, die USA zu erreichen. Sie fliehen vor Armut, Gewalt und politischen Krisen in ihren Heimatländern. Zwischen Oktober 2021 und Oktober 2022 registrierte die US-Grenzschutzbehörde mehr als zwei Millionen Versuche von Flüchtenden, in die USA zu gelangen. Neben Migranten aus Mittelamerika machen sich immer mehr Menschen aus Venezuela, Haiti und Kuba auf den Weg.

Quelle: ntv.de, apr/dpa

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