Panorama

Gefährliche Situationen erkennenVideosystem scannt Passanten-Bewegungen

03.12.2018, 17:59 Uhr
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Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl von der CDU lässt sich die Technik zeigen. (Foto: picture alliance/dpa)

Eine Prügelei oder ein Schwächeanfall - bei solchen brenzligen Situationen soll ein intelligentes Überwachungssystem Alarm schlagen. Die neue Technik ist ab sofort in Mannheim im Einsatz und analysiert Bewegungsmuster der vorbeilaufenden Menschen.

Baden-Württemberg hat ein europaweit einzigartiges Projekt zur intelligenten Videoüberwachung öffentlicher Räume gestartet. An Kriminalitätsbrennpunkten in Mannheim sollen mehr als 70 Kameras installiert werden, die Bewegungsabläufe von Passanten analysieren und bestimmte kritische Verhaltensmuster wie Schlagen, Treten oder Hinfallen melden. Ein Beamter im zentralen Lagezentrum bewertet daraufhin den Vorgang und löst gegebenenfalls einen Einsatz aus.

Das unter anderem von Landesinnenminister Thomas Strobl vorgestellte Überwachungssystem basiert auf Kameras und einem lernenden Computeralgorithmus. Es wurde vom Fraunhofer-Institut für Optotronik, Systemtechnik und Bildauswertung entwickelt und kommt in Mannheim erstmals zum Einsatz.

Ziele seien nicht die Gesichtserkennung oder ein lückenloses Fahndungssystem, sagte der Mannheimer Polizeipräsident Thomas Köber. "Es geht darum, dass kritische Situationen erkannt werden und die Polizei darauf aufmerksam gemacht wird." Köber sprach von einem "Meilenstein" zur Sicherung des öffentlichen Raums.

Strobl betonte, das Konzept sei in enger Zusammenarbeit mit dem Landesdatenschutzbeauftragten entwickelt worden. Die Kameras seien über ein geschlossenes System mit dem Polizeipräsidium verbunden und könnten nicht gehackt werden. Aufzeichnungen würden längstens 72 Stunden aufbewahrt, auf Gesichtserkennung und akustische Überwachung werde bewusst verzichtet.

Aufnahmen können verpixelt werden

Durch das lernende System sei es auch möglich, dass unkritische Verhaltensweisen normaler Bürger nur verpixelt auf dem Polizeibildschirm dargestellt werden. "Uns war eine grundrechtskonforme Durchführung sehr wichtig", betonte Strobl. Im Erfolgsfall könnten künftig wesentlich weniger Daten von Überwachungskameras gespeichert werden, versprach der Minister.

Das Projekt ist zunächst auf fünf Jahre angelegt. Die Stadt Mannheim setzte bereits von 2001 bis 2007 auf Überwachungskameras im öffentlichen Raum und konnte damit die Kriminalitätsrate deutlich reduzieren.

Quelle: hul/AFP

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