Panorama

Infekt-Krise in Deutschland So ist die Lage in den Kliniken

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Zu Beginn des Winters sieht sich Deutschland mit einer neuen Problemlage konfrontiert: Die Zahl der Atemwegserkrankungen bringt Krankenhäuser an die Kapazitätsgrenze. Corona spielt nicht mehr die Hauptrolle. Wo werden die Intensivbetten knapp? Ein Überblick.

Die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie sorgen noch immer für eine angespannte Lage im deutschen Gesundheitssystem. Gleichzeitig bekommen die Kliniken zu Beginn der kalten Jahreszeit die Folgen einer früh einsetzenden Influenza-Welle und einer ungewöhnlich hohen Zahl an RSV-Infektionen zu spüren. Viele Intensivstationen sind zu Beginn des dritten Pandemie-Winters bereits voll belegt.

Daten aus dem deutschen Intensivregister (DIVI) ermöglichen einen tagesaktuellen Überblick. Wo in Deutschland sind die Kliniken derzeit besonders stark belastet?

Alarm-Rot leuchten auf der Deutschland-Karte all jene Regionen, in denen die Anzahl der freien Intensivbetten an der Gesamtzahl der betreibbaren Intensivbetten unter die kritische Marke von 10 Prozent gefallen ist. Schwarz erscheinen all jene Gebiete, in denen nach letzter Meldung kein einziges Intensivbett mehr frei ist.

Das heißt: Akute Notfälle wie etwa Patienten mit Herzinfarkten, Schlaganfällen oder Unfallverletzungen können dort nicht mehr aufgenommen werden. Sie müssen in die nächstgelegene Klinik mit freien Kapazitäten transportiert werden.

Die Überlastung der Kliniken trifft damit alle Menschen, die akut eine intensivmedizinische Behandlung benötigen. In der Praxis ergeben sich aus der Verlegung in andere Regionen mitunter große zeitliche Verzögerungen in der Behandlung - und entsprechende medizinische Risiken. Dazu kommen weitere Härten: Betroffene finden sich nach einer Operation in ungewohnter Umgebung weit entfernt von zu Hause wieder. Angehörige müssen für Besuche und Betreuung längere Fahrtwege in Kauf nehmen. Dies kann auch Hochbetagte und Kinder betreffen.

Kritische Grenzen erreicht

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Der Schwellenwert von 10 Prozent ist allgemein anerkannt. Er basiert auf einer Einschätzung von Medizinern und Gesundheitsexperten und orientiert sich an der Praxis. Ein Großteil der Intensivbetten wird in der Regel für die Versorgung von Patienten nach Operationen benötigt. Dazu kommt eine gewisse Einsatzreserve, die für unvorhersehbare Akut-Fälle bereitgehalten werden muss.

"Der Anteil freier Intensivbetten an der Gesamtzahl betreibbarer Intensivbetten sollte oberhalb von 10 Prozent liegen", heißt es ausdrücklich beim Robert-Koch-Institut (RKI) mit Blick auf die Versorgung schwer erkrankter Covid-Patienten. Dies gelte als "Grenzwert der Reaktionsfähigkeit der Kliniken", der "nicht unterschritten werden sollte". Infekt-Patienten stellen die Klinik-Planung generell vor große Herausforderungen: Ansteckende Patienten müssen isoliert behandelt werden - unabhängig davon, ob sie mit Corona, Influenza oder RSV infiziert sind.

(Dieser Artikel wurde am Montag, 12. Dezember 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de

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